![Die Wintersportler*innen Julia Taubitz (GER) und Max Langenhan (GER) jubeln in die Kamera. | IMAGO / Michael Kristen Die Wintersportler*innen Julia Taubitz (GER) und Max Langenhan (GER) jubeln in die Kamera.](https://images.sportschau.de/image/f9c87d0f-fe81-4e5e-bdb7-da7963c974bd/AAABlO9kufo/AAABkZLrr6A/original/mdr-die-wintersportlerinnen-julia-taubitz-ger-und-max-langenhan-ger-jubeln-in-die-kamera-100.jpg?overlay=6b5fb0e9-2fd5-46e5-a122-d644da62cbf6&overlayModificationDate=AAABjb0qB-4)
Rodeln | WM Die Goldhamster sind zurück
Ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen setzen die deutschen Rodler bei den Weltmeisterschaften ein dickes Ausrufezeichen. Allen voran Julia Taubitz und Max Langenhan betätigen sich in Whistler als Goldgräber - und rücken die Verhältnisse in der Weltspitze wieder zurecht.
Fünfmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze - das deutsche Rodel-Team hat die Weltmeisterschaften im kanadischen Whistler in fast schon beängstigender Manier dominiert. Neben den Einsitzer-Titelträgern Julia Taubitz und Max Langenhan regnete es auch für die Doppelsitzer der Männer sowie in den Mixed-Staffeln Goldmedaillen. Obendrein holte sich Felix Loch mit seiner elften WM-Medaille einen Weltrekord. "Mehr geht nicht. Ich bin so stolz auf die ganze Mannschaft", befand auch Bundestrainer Patric Leitner, der erst seit dieser Saison im Amt ist.
Leitners Team liefert nach Rückschlägen
Dass der Olympiasieger von 2002 seine Bewährungsprobe nach dem Ende der Ära von Erfolgstrainer Norbert Loch mit derartiger Bravour meistert, hatte sich indes im Vorfeld keinesfalls angedeutet. Nach einem starken Saisonstart mussten die deutschen Rodler vor dem Jahreswechsel mehrere empfindliche Niederlagen hinnehmen. Es schien, als würde Österreich mit Deutschlands Rodel-Legende Georg Hackl als Trainer für Fahr- und Schlittentechnik für eine Wachablösung in der Weltspitze sorgen.
Gesamtweltcup-Sieger Langenhan sprach zwischenzeitlich von einer "Tracht Prügel" und einer "bodenlos schlechten" Vorstellung. Auch Julia Taubitz, die im vergangenen Jahr ebenfalls die große Kristallkugel gewonnen hatte, musste sich im Eiskanal Woche für Woche der Österreicherin Madeleine Egle geschlagen geben.
Taubitz setzt neue Maßstäbe
Doch schon vor dem Saisonhöhepunkt gelang die Trendwende, ehe die Wettkämpfe in Whistler zu einer einzigen Machtdemonstration wurden. Langenhan und Taubitz hatten bereits am Donnerstag mit Gold im Mixed-Einsitzer für einen gelungenen Auftakt gesorgt. Taubitz triumphierte im Anschluss auch im Einsitzer, im Doppelsitzer fuhren Hannes Orlamünder und Paul Gubitz überraschend zu ihrem ersten Titel. Der Doppelsieg von Langenhan und Loch sowie der Erfolg in der abschließenden Teamstaffel setzten den wunderbaren Tagen von Whistler die Krone auf.
"Es ist unbeschreiblich", sagte Taubitz nach ihrem Triumph im Einsitzer. "Hier auf der Bahn ist es jedes Mal so eng. Während der Fahrt hat man ein Gefühl, aber man weiß nie, ob es für ganz vorne reicht. Das war spannend und toll, und ich bin unglaublich glücklich." Die 28-Jährige vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal besitzt nun bereits sieben goldene WM-Medaillen. Neben den beiden wichtigen Einzeltiteln und dem Mixed gewann sie in ihrer Karriere zweimal den Sprint und zweimal die Teamstaffel.
Auch die zweite Reihe glänzt
Langenhan verteidigte in der Königsdisziplin als erst fünfter Rodler seit 1955 seinen Titel - obwohl der Thüringer seit Weihnachten mit einem gebrochenen Fuß rodelt. Dass er in Whistler gemeinsam mit seinem großen Idol Felix Loch auf dem Siegertreppchen stand, rundete die Erfolgsstory ab. "Am Ende ist es einfach genial, mit Felix wieder oben zu stehen", sagte der 25-Jährige und dankte dem Team. "Alle Trainer, Ärzte, Physios, die Mechaniker werfen das ganze Jahr so viel in die Waagschale, da muss man das irgendwann mal zurückzahlen."
Dahinter wusste auch die zweite Reihe zu überzeugen und rodelte plötzlich ins Rampenlicht. Orlamünder und Gubitz, seit 2011 ein Doppelsitzer-Paar, holten sich Überraschungs-Gold, die Rekord-Olympiasieger Tobias Wendl/Tobias Arlt gewannen Bronze. Merle Fräbel wurde Vize-Weltmeisterin und auch die Doppelsitzerinnen Jessica Degenhardt/Cheyenne Rosenthal und Dajana Eitberger/Magdalena Matschina fuhren in die Medaillenränge. Orlamünder freute sich nach seinem Coup mit Gubitz über "zwei phänomenale Läufe". Platz acht im vergangenen Jahr war für das Duo bisher die beste WM-Platzierung gewesen.
![Hannes Orlamünder und Paul Gubitz rodelten völlig überraschend zu WM-Gold. | IMAGO / Michael Kristen Rodeln: Hannes Orlamünder und Paul Gubitz bei der WM](https://images.sportschau.de/image/c95e6f26-f966-4f92-ba0d-8349554512bc/AAABlO9kwBk/AAABkZLlUbs/16x9-960/mdr-hannes-orlamuender-und-paul-gubitz-rodelten-voellig-ueberraschend-zu-wm-gold-100.jpg)
Hannes Orlamünder und Paul Gubitz rodelten völlig überraschend zu WM-Gold.
Taubitz: "Wir sind die Besten"
Im Kampf um den Gesamtweltcup werden die Thüringer zwar nicht mehr eingreifen können, allerhand Selbstvertrauen für die abschließenden Weltcuprennen in Pyeongchang und Yanqing ist jedoch vorhanden. Das gilt auch für Taubitz und Langenhan, die nach ihren phänomenalen Leistungen als Topfavoriten in die letzten Wettbewerbe gehen. "In Whistler haben wir gezeigt, dass wir die Besten sind", brachte es Taubitz nach ihren drei Goldmedaillen auf den Punkt.
Bereits jetzt hängt die Messlatte für die Olympischen Spiele in Italien im kommenden Februar hoch. Taubitz wartet nach wie vor auf eine Olympiamedaille. 2022 hatte es nur für einen enttäuschenden siebten Platz gereicht. Langenhan hatte mit Platz sechs schon damals sein großes Potenzial angedeutet und will in Cortina d'Ampezzo für den nächsten Olympiasieg eines Thüringers nach Johannes Ludwig sorgen. Der Grundstein ist nach dem Goldrausch in Kanada in jedem Fall gelegt.
jsc/dpa/sid