Fußball | Regionalliga Chemnitzer FC: Mitgliederversammlung endet mit Fragezeichen
Nach der Finanzkrise im Sommer hat der Chemnitzer FC auf seiner Mitgliederversammlung den neuen Kurs für die Zukunft unterstrichen. Das Wichtigste fehlte aber: Der Jahresabschlussbericht.
Die Mitgliederversammlung des Chemnitzer FC ist am Donnerstagabend (14.12.2023) mit einem großen Fragezeichen zu Ende gegangen. Den 311 anwesenden Mitgliedern in der Messehalle brannte vor allem eine Frage unter den Nägeln: Wie sieht es finanziell nach den Misswirtschaftsvorwürfen im Sommer aus, in deren Folge der komplette Vorstand zurückgetreten war?
Geschäftsbericht wird geblockt
Eine konkrete Antwort bekamen die Mitglieder nicht. Es fehlte schlicht der Jahresabschlussbericht, da niemand vom alten Vorstand um Ex-Präsidentin Romy Polster anwesend war. Hinzu kamen nicht eingehaltene Fristen sowie noch nicht bestätigte Zahlen.
"Um rechtliche Auseinandersetzungen zu verhindern, werden die vorläufigen Jahresabschlüsse auf der Mitgliederversammlung nicht verlesen", begründete Versammlungsleiter Mario Lengtat. Im Vorfeld gab es offenbar rechtliche Blockaden einzelner Teilnehmer, die Zahlen zu veröffentlichen.
Im Bild - Fahne mit dem Logo des Chemnitzer FC.
Minus von 900.000 Euro?
Gänzlich ohne Erkenntnisse blieb die über fünf Stunden dauernde Mammutsitzung aber nicht. Geschäftsstellenleiter Tommy Haeder ließ durchblicken, dass das vergangene Spieljahr mit einem Minus von knapp 900.000 Euro abgeschlossen wurde. Im Vorfeld war von einem Fehlbetrag von circa 600.000 Euro die Rede. Allein in dieser Saison will der Verein 700.000 Euro Schulden abtragen. Das ehrgeizige Ziel ist es, bis zum 30. Juni 2024 die Schwarze Null zu erreichen.
Mit konkreten Zahlen ist – Stand jetzt – erst zur nächsten Jahreshauptversammlung 2025 zu rechnen. Zuvor hatten die Mitglieder einem entsprechenden Antrag zugestimmt, wonach die Vollversammlung künftig erst zehn Monate nach Abschluss eines Geschäftsjahres stattfinden soll und damit erst im Frühjahr 2025. Nicht ausgeschlossen, dass im kommenden Jahr aber bereits eine Außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten wird, um die Zahlen offenzulegen und den alten Vorstand zu entlasten.
Personalkosten um 50 Prozent gesenkt
Schon im Sommer hatte sich der CFC gezwungenermaßen einem radikalen Sparkurs verschrieben. Das bekam auch die Regionalliga-Mannschaft zu spüren, bei der zahlreiche Verträge mit Leistungsträgern nicht verlängert werden konnten. Doch auch abseits des Platzes wurden Kosten eingespart. Der neue Geschäftsführer Uwe Hildebrand beispielsweise führt seinen Job ehrenamtlich aus und kassiert damit nicht mehr wie etwa sein Vorgänger Marc Arnold eine monatliche Summe im unteren fünfstelligen Bereich.
"Wir konnten die Personalkosten um 50 Prozent senken", teilte Haeder mit. Zudem wurden die Spieltagseinnahmen durch einen höheren Zuschauerschnitt erhöht "und auch die Sponsoring-Entwicklung läuft", so der Geschäftsstellenleiter. Auch deshalb fiel Stimmung unter den Anwesenden insgesamt positiv aus.
Der CFC muss seiner Stadt und der Region endlich etwas zurückgeben. Tommy Haeder | Geschäftsstellenleiter Chemnitzer FC
Darüber hinaus sollen die Fehler des alten Vorstandes weiter aufgearbeitet werden. "Uns ist bewusst, dass das Thema Neustart niemand mehr hören kann [...] Der CFC muss seiner Stadt und der Region endlich etwas zurückgeben", so Haeder. Einmal mehr wurde auch die gesellschaftliche Bedeutung des Vereins hervorgehoben, der in der Vergangenheit immer wieder durch rechtsextreme Fangruppierungen in die Schlagzeilen geraten war.
"Es ist wichtig, dass die Werte Toleranz, soziale Integration, Respekt, gegenseitige Wertschätzung und Glaubwürdigkeit im Verein gelebt und so in die Stadt getragen werden", appellierte der Vorstandsvorsitzende Helmut Brunhuber. "Jeglicher Hass, Rassismus und jegliches Gedankengut haben hier keinen Platz"
Wahl des neuen CFC-Ehrenrates ungültig
Ein ebenfalls diskutierter Punkt am Donnerstagabend war der Wunsch nach einer Satzungsänderung, damit künftig drei Vertreter der Gesellschafter zum Aufsichtsrat gehören – vor allem mit Blick auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre. Drei verschiedene Varianten wurden den Teilnehmern vorgetragen, aber alle wurden abgelehnt.
Auch die Wahl eines neues Ehrenrates blieb ohne Ergebnis. Nur vier Kandidaten erreichten die notwendige Merheit von 154 Stimmen, fünf Mitglieder hätten diese Zahl erreichen müssen. Die Wahl wurde damit für ungültig erklärt, wodurch der alte Ehrenrat vorerst im Amt bleibt.
red