Fußball | Regionalliga Ausschluss von Auswärtsfans? Winkler widerspricht Gerber-Vorschlag
Ein Thüringenderby ohne Auswärtsfans? Geht es nach Franz Gerber, Geschäftsführer des FC Rot-Weiß Erfurt, könnte dieses Szenario nach den Szenen am vergangenen Wochenende bald Realität werden. NOFV-Präsident Hermann Winkler widerspricht.
Nach den Krawallen im Thüringen-Derby regt Rot-Weiß Erfurts Geschäftsführer Franz Gerber einen generellen Ausschluss von Gäste-Fans an und hofft auf einen Konsens in der Regionalliga Nordost. "Es muss etwas passieren. Geredet wurde schon genug. Gebracht hat es nichts", sagte der 70-Jährige der Thüringer Allgemeinen (Dienstagsausgabe, 19. März).
RWE-Geschäftsführer Franz Gerber fordert nach den Ausschreitungen im Thüringenderby Konsequenzen.
Erfurter Anhänger hatten am vergangenen Samstag im Stadion des FC Carl Zeiss Jena unter anderem Leuchtraketen auf eine benachbarte FCC-Tribüne geschossen, auf der Familien mit Kindern saßen. Wohl nur durch glückliche Umstände wurde dabei niemand verletzt. Das Spiel war für über 20 Minuten unterbrochen, stand sogar ganz vor dem Abbruch.
NOFV-Präsident Winkler: "Das wäre Kapitulation"
Hermann Winkler, Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV), sieht in Gerbers Vorschlag nicht die Lösung für das Problem. Einen Ausschluss von Gästefans könne er sich nur "schwer vorstellen", sagte Winkler am Deinstag (19. März) im Interview mit Sport im Osten. "Der Fußball-Tourismus gehört dazu – solange er positiv verläuft. Ich möchte im Stadion sowohl Gesänge von Heim- als auch Gästefans haben. Beide Mannschaften sollen Unterstützung bekommen."
Grundsätzlich sollte es nicht um den Ausschluss von Fans gehen, sondern um eine gemeinsame Lösungsfindung. Bestimmte Personengruppen auszuschließen, "wäre auch ein Stück weit Kapitulation", sagte Winkler. "Wir müssen daran arbeiten und es aufklären. Aber es sollten alle in die Stadien kommen können – auch Familien mit Kindern."
Fanhilfen stellen sich gegen Ausschluss
Der Dachverband der Fanhilfen ist ebenfalls auf der Seite des NOFV. "Immer dann, wenn die Ratlosigkeit groß ist und öffentlichkeitswirksam verkündet wird 'etwas tun' zu wollen, sind besonders radikale Vorschläge beliebt, weil sie große Tatkraft suggerieren", sagte die Vorsitzende Linda Röttig der Deutschen Presse-Agentur. "Fest steht aber, dass Kollektivstrafen weder mit dem Grundgesetz noch mit einem modernen Rechtsverständnis vereinbar sind."
NOFV leitet Ermittlungsverfahren ein
Der NOFV hat bereits ein Ermittlungsverfahren zu den Vorfällen in Jena eingeleitet. Auf beide Clubs kommt wohl eine Strafzahlung zu. Die Zahlungen sind unter anderem der Grund, warum Gerber der Idee, ohne Gäste-Fans zu spielen, nachgeht. Allein in der vergangenen Saison musste Erfurt 70.000 Euro an Strafen zahlen.
"Als Heimverein hat man dadurch zwar auch finanzielle Einbußen, und für den Gastverein ist es sicher eine sportliche Schwächung. Aber damit würde das größte Konfliktpotenzial gebannt werden", sagte Gerber.
Die Erfahrung hat gezeigt: Ändern wird sich nichts. Franz Gerber | Thüringer Allgemeine
Der Manager hofft auf Unterstützung durch den NOFV und peilt einen - womöglich unwahrscheinlichen - Konsens in der Liga an. "Man kann reden, wie man will. Man kann an die Vernunft appellieren", sagte Gerber. "Die Erfahrung hat gezeigt: Ändern wird sich nichts. Das ist diesen Leuten egal. Für sie ist das Stadion eine Bühne, um Gewalt auszuleben."
jsc/rhi/dpa