Erneut im Final Four So weit der Flow sie trägt – Melsungen ist bereit für den großen Wurf
Die Saison fühlt sich für die MT Melsungen an wie ein Rausch ohne Kater. Mit dem Final Four des DHB-Pokals steht nun das nächste Highlight im vollen Terminkalender. Derweil stellen die Nordhessen bereits die Weichen, um sich an der Spitze festzusetzen.
"Da simmer dabei! Dat is prima! Viva Colonia!" Der Hallen-DJ hätte seine Jobsicherheit gefährdet, wenn er den notorischen Karnevals-Hit der Höhner nach Spielende nicht gleich abfahrbereit gehabt hätte. Die Handballer der MT Melsungen fahren erneut nach Köln. Zwar erst im April, doch nach den tollen Tagen in der Rheinmetropole wollen die Nordhessen ihre eigene Party feiern.
Mit einem hart erkämpften 30:28 (14:13)-Sieg im Viertelfinale des DHB-Pokals gegen die SG Flensburg-Handewitt erfüllten sich die Melsunger schon vor Weihnachten einen großen Wunsch. Das Final Four am 12. und 13. April verspricht ein sportliches und atmosphärisches Highlight.
Sportvorstand Michael Allendorf schwärmte im Gespräch mit dem hr-Sport schon vor dem Viertelfinale: "Wir wissen ganz genau, was da in Köln los ist und welche Euphorie damals entstanden ist. Wie viele Fans damals nach Köln gereist sind und welche Stimmung wir allein in unserem MT-Fanblock erlebt haben. Jeder einzelne Spieler hat richtig, richtig Lust, da wieder dabei zu sein."
Zähes Ringen gegen Flensburg
Gesagt, getan. Nun, nicht ganz. Vergnügungssteuerpflichtig war das Spiel gegen Flensburg erwartungsgemäß nicht. Das war schon beim am Ende bemerkenswert deutlichen 33:24-Sieg vor drei Wochen an selber Stelle gegen denselben Gegner nicht so viel anders, wie es das Ergebnis weismachen wollte. Lange Zeit war es gegen den Traditionsklub aus dem Norden auch da ein zähes Ringen, erst am Ende konnte sich die MT deutlich absetzen. Das gelang am Donnerstag keinem der beiden Teams, die sich bis zum Schluss auf Augenhöhe beharkten.
Timo Kastening, mit sechs Toren bester Werfer der Gastgeber, klang in seiner Analyse nach dem knappen Sieg beinahe entschuldigend: "Wir haben den Großteil des Spiels geführt und somit vielleicht am Ende verdient gewonnen. Aber jeder, der lange genug dabei ist, weiß: Das Ding hätte in alle Richtungen kippen können. Deswegen sind wir froh, dass wir das Quäntchen Glück auf unserer Seite hatten."
Noch zwei Siege bis zum Titel
Es ist das Glück der Erfolgreichen, das den Melsunger Lauf nun schon so lange aufrechterhält, dass die Titelfrage längst im Raum steht: Noch zwei Siege fehlen bis zum Pokalsieg, in der Bundesliga hat sich das Team von Roberto Garcia Parrondo auf Platz eins heimisch eingerichtet. Die Sehnsucht nach etwas Blechernem wächst mit jedem gewonnenen Spiel.
Der zwei Tage vor dem Pokalspiel vermeldete Wechsel von Johannes Golla von Flensburg zurück in seine hessische Heimat ist ein weiteres Statement: die MT Melsungen denkt groß und vor allem langfristig. "Den Vorbildkapitän aus der Nationalmannschaft und einen Spieler, der noch in seiner Prime ist, für die MT gewinnen zu können, ist für die Region, den Klub und das Image des Vereins fantastisch", fand Kastening.
Kastening beschwört den "Flow"
Viel bessere Öffentlichkeitsarbeit könnten die Nordhessen kaum betreiben. Es harmoniert auf der Platte und diese Energie überträgt sich auf die Halle. "Die Zuschauer, die Mannschaft, alle haben zusammengestanden. Das war eine fantastische Atmosphäre", schwärmte Kastening. Dass gleich im Anschluss an den Sieg gegen Flensburg mit Balingen-Weilstetten noch der einzige Zweitligist aus der Lostrommel als Halbfinalgegner gezogen wurde, überaschte schon fast nicht mehr.
Diesen "Flow" so lange wie möglich mitzunehmen, sei das Ziel. Auch über den Jahreswechsel reiht sich Highlight an Highlight. Am Montag (19 Uhr), einen Tag vor Heiligabend, steht gleich das nächste Spitzenspiel gegen TSV Hannover-Burgdorf an. Kastenings Devise kann sich das Team für die kommenden Monate übers Bett hängen: "Kopf aus. Alles mitnehmen. Weitermachen. Nicht jammern. Und hoffentlich gewinnen."