Nach Ausfall von Drache "Henner" Boss der MT Melsungen springt als Maskottchen ein
Da die MT Melsungen kurz vor dem Topspiel gegen Berlin plötzlich ohne Maskottchen dasteht, streift sich spontan Finanzvorstand Andreas Mohr das Kostüm über. Sein persönliches Ziel als Drache erreicht er mit Bravour.
Stellen Sie sich vor, kurz vor einem Heimspiel von Eintracht Frankfurt würde Maskottchen Attila kurzfristig absagen. Entzündete Adler-Hühneraugen, Grauer Star, taube Füße. Was ein Vogel eben so haben kann. Die Hessen stünden jedenfalls ohne ihren tierischen Einpeitscher und Glücksbringer da und müssten improvisieren. Ob sich Vorstandssprecher Axel Hellmann in diesem Fall schnell ein paar Flügel umschnallen und auf den Arm von Falkner Norbert Lawitschka springen würde? Wohl kaum.
Genau das ist, im übertragenen Sinne, am Wochenende aber bei der MT Melsungen passiert. Den nordhessischen Bundesliga-Handballern drohte am Samstag kurz vor dem Spitzenspiel gegen die Berliner Füchse plötzlich der Ausfall ihres Publikumslieblings. Drache Henner war zwar körperlich anwesend, ihm fehlte es aber deutlich an (Innen-)Leben. Heißt: Das Kostüm suchte einen Träger. Was also tun?
Für Mohr erfüllt sich ein Traum
Während andere Clubs wohl eher auf einen Fan, einen Nachwuchs-Spieler oder den Verlierer einer spontan einberufenen Wette gesetzt hätten, erklärte die MT das Henner-Gate kurzfristig zur Chefsache. Finanzvorstand und Vorstandssprecher Andreas Mohr ergriff die Gelegenheit und das rote Flauschgewand und verwandelte sich innerhalb von Minuten vom Zahlen-Jongleur zum Fan-Animateur. "Ich habe schon immer gesagt, dass ich das gerne mal machen würde", sagte er am Montag dem hr. Wunschträume und Geschmäcker sind eben verschieden.
Und so stapfte Mohr, der aus der Pfalz stammt und ganz offensichtlich ein Faible für feuerspeiende Wesen hat, vor, während und nach der Partie als Fabelfigur durch die ausverkaufte Kasseler Rothenbachhalle und erlebte den furiosen Sieg der Melsunger aus einer völlig neuen Perspektive. "Es war ein tolles und sehr heißes Erlebnis", fasste der 50-Jährige zusammen. "Das hat mir viele fantastische Moment gebracht. Ich habe vor allem gemerkt, wie sehr die Kinder unser Maskottchen lieben."
Andreas Mohr im Henner-Kostüm.
Mohrs Ziel: nicht negativ auffallen
Nun lässt sich sicher nicht abschließend klären, ob Mohr im Drachenpelz oder doch die Mannschaft, die durch den Erfolg gegen die Füchse auf Platz eins der Handball-Bundesliga sprang, hauptverantwortlich für die gute Stimmung auf den Rängen war. Die Ansprüche des Ersatz-Drachen waren aber ohnehin andere: "Ich hoffe, es hat niemand gemerkt, dass ich in dem Kostüm gesteckt habe. Das würde dann ja bedeuten, dass Henners Performance ungefähr die gleiche war wie sonst." So klingt nordhessische Bescheidenheit.
Ob auf Mohr, in dessen Maskottchen-Ära die MT Melsungen bislang immerhin immer Spitzenreiter war, weitere Drachen-Einsätze warten, ist derweil noch unklar. Die MT hat zwar bereits am Dienstag (20.45 Uhr) ihr nächstes Heimspiel, diesmal in der Europeal League gegen Valur Reykjavik. Wenn alles normal läuft, sollte in Henner dann aber wieder ein anderer stecken.