Dino Toppmöller von Eintracht Frankfurt

Krösche und Toppmöller monieren Fehler Kritik trotz 2:0-Siegs gegen Gladbach: Eintracht Frankfurt bleibt hungrig

Stand: 22.09.2024 09:08 Uhr

Eintracht Frankfurt gewinnt verdient gegen Gladbach und beißt sich in der Bundesliga-Spitzengruppe fest. Die Fans träumen schon vom Titel, bei Trainer Dino Toppmöller und Sportvorstand Markus Krösche hört sich das aber ganz anders an.

Von Mark Weidenfeller

Am Gesicht von Trainer Dino Toppmöller war das Ergebnis des Bundesliga-Topspiels zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach am Samstagabend nicht abzulesen. Der Trainer der Hessen saß nach der Partie mit ernstem Blick auf dem Podium der Pressekonferenz und legte die Stirn bei seinen Ausführungen in tiefe Falten. Dino, der Nachdenkliche.

Gemessen an der Mimik des 43-Jährigen war von einer klaren Niederlage bis zu einem biederen Remis alles möglich. Dass die Eintracht vorher die Gäste vom Niederrhein hochverdient mit 2:0 bezwungen hatte und auf Platz drei der Tabelle gesprungen war, sah man Toppmöller definitiv nicht an. "Klar, wir haben gewonnen. Aber es gibt Dinge, die wir besser machen wollen", fasste Toppmöller zusammen. "Wir hatten im zweiten Durchgang zu leichte Ballverluste, zu wenig Aktivität und machen uns das Leben selbst schwer."

Die zentrale Erkenntnis: Drei Punkte sind schön und gut, ein Grund zum Abheben ist das aber noch lange nicht.

Krösche moniert Fehler in der zweiten Hälfte

"Wir müssen Ergebnis und Leistung trennen", sagte dazu passend auch Markus Krösche. Auch der Sportvorstand, der nach den Spielen der Hessen stets als Erster seine Sicht der Dinge kundtut, wirkte in den neugestalteten Katakomben der Arena alles andere als ausgelassen. Klar: Der dritte Sieg im vierten Bundesligaspiel sei ein toller Erfolg, der dritte Platz eine sehr schöne Momentaufnahme, betonte er.

Vor allem die zweite Hälfte, in der die Eintracht phasenweise sehr passiv agierte, trübte aber den Gesamteindruck. "Das war zu wenig, das darf uns nicht passieren. Deshalb bin ich nicht so zufrieden", monierte Krösche. Und weiter: "Wir waren in der zweiten Halbzeit nicht aktiv genug, hatten keinen Zugriff und waren oft zu unsauber. Wir machen uns selbst das Leben schwer." Klare Sache: Die Eintracht hat ihr Selbstverständnis geändert, es geht um mehr als Punkte. Aber haben Toppmöller und Krösche überhaupt Recht?

Eintracht verliert zwischenzeitlich den Faden

Bei einem Blick auf den zweiten Durchgang: ganz klar ja. Die Eintracht, die durch einen sehenswert herausgespielten Treffer von Hugo Larsson in Führung gegangen war (30.), verfiel nach dem Seitenwechsel zurück in alte Muster und spielte für rund 20 Minuten so wie in weiten Teilen der vergangenen Rückrunde. Uninspiriert, zögerlich, ohne Esprit.

Im Spiel nach vorne wurden viele Bälle verstolpert und einige aussichtsreiche Kontersituationen verschenkt, im Spiel gegen den Ball fehlten Wille und Aggressivität. Den Gladbacher Ausgleich verhinderte letztlich nur der Pfosten (67.). "Da hatten wir Glück", so Toppmöller.

Über weite Strecken eine starke Leistung

Der Rest des Spiels, und das darf bei der Analyse auf keinen Fall vergessen werden, hatte mit Glück jedoch rein gar nichts zu tun. Die Eintracht spielte gegen die Gäste vom Niederrhein zwar nicht die Sterne vom Himmel, der Qualitätsunterschied war aber beinahe zu jeder Zeit erkennbar. Die Mannschaft von Trainer Toppmöller dominierte die erste Hälfte und hätte bei besserer Chancenverwertung höher führen müssen, nach der bereits erwähnten Schwächephase legte sie dann wieder zu und einen weiteren Treffer nach. Man ist fast geneigt zu sagen: So spielt ein Spitzenteam.

Und in der Tat: Die Defensive der Hessen, dieses Mal wieder eine Viererkette bestehend aus den Haudegen Arthur Theate, Robin Koch, Tuta und Rasmus Kristensen ist eine absolute Bank und nur schwer zu knacken. Laut Statistik kam Gladbach zwar tatsächlich auf 25 Torschüsse, richtig gefährlich war davon aber nur genau ein einziger. Weitere Chancen ließ die Eintracht schlicht nicht zu. "Ich bin über unsere defensive Stabilität sehr froh", lobte dann auch Toppmöller.

Veredelt wurde die Arbeit in der Abwehr wieder einmal von den Künstlern im Angriff. Allen voran Omar Marmoush, der gegen die teilweise überforderten Gladbacher immer wieder über die linke Seite Angriffe einleitete und dann mit einer sehenswerten Einzelaktion die Partie entschied (80.), machte den Unterschied zu anderen Teams deutlich. Hugo Ekitiké oder Farès Chaibi erwischten dieses Mal zwar einen eher durchwachsenen Tag, das Potenzial im Sturm der Hessen ist aber enorm, die individuelle Qualität eine Hausnummer. Irgendwann fällt vorne einer rein.

Toppmöller und Krösche tun das Richtige

Dass Toppmöller und Krösche trotzdem weiter kritisch bleiben, ist ebenso bemerkenswert wie auf lange Sicht wertvoll für die Eintracht. Es gab Zeiten in Frankfurt, da hätten bei einem derartigen Saisonstart nicht nur die Fans lautstark die Meisterschaft als Ziel ausgegeben. Nun antizyklisch zu handeln, kann der Mannschaft nur guttun. Die Eintracht hat alle Möglichkeiten, in dieser Saison für Furore zu sorgen. Mentale Durchhänger wie gegen Gladbach, die chronische Standardschwäche oder verfrühter Jubel sind aber weiterhin Gift.  

Vor der Rückkehr in die Europa League am Donnerstag (21 Uhr) gegen Viktoria Pilsen kann es deshalb nur ratsam sein, die Sinne noch einmal zu schärfen. "Wir wollen einen guten Start in den Wettbewerb", forderte Trainer Toppmöller. "Wir dürfen jetzt nicht aufhören, wir müssen hungrig bleiben." Zum aktuellen Zeitpunkt der Saison mit Sicherheit die richtige Herangehensweise. Die Eintracht hat Lust auf mehr.