
Nach fünftem Sieglos-Spiel in Serie Krise des SV Wehen Wiesbaden spitzt sich zu: "Stecken voll im Klassenerhalts-Kampf"
Der SV Wehen Wiesbaden verliert auch beim Drittligateam der Stunde, Arminia Bielefeld, und muss weiterhin nach unten schauen. Zumal die Aufgaben vorerst nicht leichter werden.
Die positive Nachricht vorweg: Die direkte Konkurrenz im Kampf gegen den Abstieg spielte den Drittliga-Fußballern des SV Wehen Wiesbaden am Dienstagabend gut mit, konnte entweder selbst nicht punkten (VfB Stuttgart II und Waldhof Mannheim) oder teilte die Zähler (Alemannia Aachen). Entsprechend blieb der Vorsprung der Hessen auf die ungeliebte Zone sechs Spieltage vor Schluss bestehen, fühlt sich mit sieben Punkten recht komfortabel an. Doch: Vorsicht ist geboten! Weiß auch SVWW-Trainer Nils Döring.
Der fand nach der verdienten 2:4-Niederlage beim Pokalfinalisten und Aufstiegskandidaten Arminia Bielefeld erneut mahnende Worte an seine mit hängenden Köpfen vom Feld getrotteten Profis: "Es gilt, die Sinne zu schärfen. Wir stecken voll im Klassenerhalts-Kampf." Seit fünf Spielen konnten die Wiesbadener nicht mehr gewinnen, holten in dieser Phase nur zwei von möglichen 15 Zählern - und verpassten es dadurch, "in einer gefährlichen Liga", so Döring, den Saison-Endspurt in aller Ruhe angehen zu können. Stattdessen ist weiterhin Druck drauf. Extern sicher nicht ganz so viel wie an anderen Fußball-Standorten der Republik, intern aber sollten die Alarmglocken schrillen. Die Sieglos-Serie freilich stärkt ein Team und seinen Trainer nicht.
Pannen-Eigentor und Platzverweis
"Wir sind im Abstiegskampf, genauso wie zehn andere Vereine", stellte SVWW-Kapitän Sascha Mockenhaupt am Magenta-Mikro mit Blick auf die Tabelle treffend fest. Erstaunlich war deshalb, wie die Partie auf der Bielefelder Alm begann. Nicht nur mit einem Pannen-Eigentor von Thijmen Goppel (2.), sondern vor allem mit handzahmen Gästen. Nahezu alle wichtigen Zweikämpfe gingen in der Anfangsphase an die Arminia, die prompt das 2:0 nachlegte (7.). "Wir waren da viel zu lethargisch, viel zu weit weg vom Gegner", kritisierte Trainer Döring.
Erst nach dem Anschlusstreffer von Nikolas Agrafiotis nach einer Viertelstunde, für den die Bezeichnung "Wie aus dem Nichts" wohl erfunden wurde, kamen die Hessen besser rein, agierten sogar bis zur Pause gleichwertig. Und gerieten doch noch vor dem Halbzeitpfiff endgültig auf die Verliererstraße. Tarik Gözüsirin hatte einen Bielefelder Konter unterbinden wollen und aus Sicht des Schiedsrichters dafür ein zu hartes Mittel gewählt, er zeigte die Rote Karte. Der SVWW-Profi stieg dem Gegner von hinten auf die Wade. Was schlimm klingt, war in Wahrheit doch vergleichsweise harmlos. Nur hauchzart war der Kontakt, Schiedsrichter Timon Schulz hätte es besser bei einer Gelben Karte belassen.
"Kein Vorwurf" an den Schiedsrichter
Das sah auch Gästecoach Döring so, der den Platzverweis als deutlich zu hart empfand, aber dem Unparteiischen dennoch "keinen Vorwurf" machen wollte - auch mal eine angenehme Draufsicht. Bielefelds Erfolgstrainer Mitch Kniat, spätestens nach dem Sensationssieg gegen Bayer Leverkusen und seinem netten TV-Plausch mit Bastian Schweinsteiger in aller Munde, lieferte schließlich noch seinen Lösungsweg für derartige Situationen: Lieber nicht nach dem Gegner treten, sondern besser "das Trikot mit nach Hause nehmen".
In Unterzahl jedenfalls war gegen die vor Selbstvertrauen strotzenden Hausherren für den SVWW anschließend nicht mehr viel zu holen. Ein Doppelschlag entschied die Partie (68. und 72.), in der Ole Wohlers mit dem zweiten SVWW-Tor den Schlusspunkt setzte (86.). "Mit so einschneidenden Ereignissen wie dem Eigentor, der Roten Karte kurz vor der Halbzeit kannst du kein Spiel gewinnen", analysierte SVWW-Verteidiger Mockenhaupt.
Am Freitag gegen Topteam Saarbrücken
Alsbald aber sollten dennoch wieder Punkte her für die hessischen Landeshauptstädter - schwer genug. Denn bereits am Freitag (19 Uhr) wartet das nächste Kracherspiel, diesmal vor eigenem Publikum gegen den Tabellenvierten 1. FC Saarbrücken. "Mund abputzen, schnell regenerieren, Situation annehmen", forderte Trainer Döring daher. Zeit, dass sich was dreht beim SVWW.