Footballer Nouredin Nouili Aus Schloggebach in die NFL
Nouredin Nouili fing vor wenigen Jahren in der Wetterau mit dem Football-Spielen an, jetzt steht er vor einem Engagement in der National Football League. In New Orleans will er seinen Traum leben – auch wenn er zwei Dinge aus der Heimat schmerzlich vermisst.
Den Draft hat Nouredin Nouili natürlich verfolgt. Gemeinsam mit seinem Stiefvater, seinem besten Freund und seiner Freundin saß der gebürtige Frankfurter in Nebraska und sah zu, wie die Namen von zahlreichen College-Football-Talenten vorgelesen wurden. Der Name des Deutschen war nicht dabei.
Niedergeschlagen war Nouili deshalb nicht. "Ich wusste, dass es wahrscheinlich nicht dazu kommt", sagte er im Gespräch mit dem hr-sport. Sein Stiefvater Ralf Ragaller fieberte da schon mehr mit. "Der saß da mit seiner Smartwatch und seine Herzrate ist dauernd hochgegangen", erzählt Nouredin und lacht.
Als der Draft vorbei war, dauerte es aber keine Stunde bis Nouilis Handy klingelte. Sein Agent verkündete stolz, dass die New Orleans Saints den 23-Jährigen gerne unter Vertrag nehmen möchten. "Fuck yeah!", platzte es aus Nouili heraus. "Und jetzt bin ich ein Saint", sagt er heute.
Am Donnerstag beginnt der Ernst des Lebens
Am Donnerstag geht es für den lebensfrohen Hessen in die Jazz-Metropole am Golf von Mexiko. Wenn er seinen Vertrag unterzeichnet hat, geht der Ernst des Lebens umgehend los. Nouili muss sich durchchecken lassen, bekommt seine Ausrüstung ausgehändigt und nimmt gemeinsam mit den anderen Frischlingen das Training im sogenannten Rookie Mini Camp auf. Die alten Hasen dürfen etwas später einsteigen.
Rund 90 Football-Spieler werden sich im Sommer bei den Saints um einen Kaderplatz bewerben. Gegen Ende Juni sortiert der Club fast die Hälfte von ihnen aus. Das offizielle "Roster" ist 53 Mann stark. 14 weitere Spieler dürfen immerhin in der "Practice Squad" bleiben, quasi die Reserve des Teams, falls es zu viele Verletzte gibt.
Nouredin Nouili spielt in der Offensive Line und soll helfen, den Quarterback zu beschützen.
Straight outta Schloggebach
Nouili dürfte der unerfahrenste Footballer sein, der sich um einen der begehrten Plätze bewirbt. Erst 2016 begann er zu spielen – bei den Wetterau Bulls. Damals wohnte er mit seiner Familie in Dorn-Assenheim. Im Volksmund heißt der knapp über 1.000 Einwohner zählende Stadtteil von Reichelsheim nur Schloggebach. Wenn hier keine NFL-Stars geformt werden, wo dann?
Von den Bulls ("Die werden immer einen Platz in meinem Herzen haben") ging es binnen zwei Jahren weiter zu den Hanau Hornets und den KIT SC Engineers nach Karlsruhe. 2018 ging es per Schüleraustausch in die USA. Erst an die High School, später ans College. Bis vor kurzem war Nouili noch ein "Nebraska Cornhusker".
"Ich habe nur sieben Jahre American Football gespielt, nicht so wie die anderen, die spielen seit sie fünf, sechs Jahre alt sind. Ich habe die Erfahrung nicht", gibt Nouili, der in der Offensive Line spielt, zu. Das sei zwar einerseits ein Nachteil, andererseits aber auch eben genau nicht. Weil der einstige Fußballer und Eintracht-Fan nicht schon 17 Jahre Football-Techniken gelernt hat, hat er auch nichts Falsches verinnerlicht, was ihm die Coaches wieder austreiben müssen. "Ich weiß, ich habe viel Arbeit vor mir in den nächsten zwei Monaten, aber ich lerne schnell", verspricht Nouili.
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Döner und Ebbelwoi werden vermisst
Auf den einstigen Schloggebacher wird viel einprasseln in der nahen Zukunft. Er muss sich in einem neuen Team zurechtfinden, in einer neuen Stadt, in einem komplett neuen Lebensabschnitt. Nouili, der immer ein Lächeln auf den Lippen hat, freut sich drauf. Immerhin hat der Auswanderer schon bewiesen, dass er mit neuen Situationen gut klarkommt.
Sollte Nouilis NFL-Traum in New Orleans Wirklichkeit werden, zwei Sachen wird er auch in der Stadt namens "Big Easy", in der "großen Unbeschwertheit", missen müssen. "Erstens: Döner. Ich verstehe nicht, warum es die hier nicht gibt. Und zweitens: Frankfurter Ebbelwoi. Ich liebe ihn", so der 23-Jährige. Immerhin letzteren können seine Eltern, die sich bereits für einen Besuch angekündigt haben, ja in die USA mitbringen. Nach seinem ersten Spiel als Saint dürfte sich NFL-Profi Nouili dann sicherlich ein kleines Schöppchen gönnen.