Omar Marmoush Eintracht Frankfurt

Frankfurt schlägt Dortmund Eintracht schlägt BVB: Ein Statement-Sieg trotz nahenden Mexits

Stand: 18.01.2025 09:35 Uhr

Es geht auch ohne Omar Marmoush: Im ersten Spiel ohne den Angreifer bezwingt Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund und setzt damit ein echtes Zeichen. Nach dem Sieg gibt es dann noch einen "Gänsehaut-Moment".

Von Nicolas Herold

Ganz zum Schluss gab es noch das ganz große Gefühls-Kino. Kaum war das Spiel abgepfiffen, kaum hatte Eintracht Frankfurt durch das 2:0 (1:0) den dritten Sieg in Serie und den dritten Sieg im neuen Kalenderjahr eingefahren, da schlich sich ein in zivil gekleideter Omar Marmoush raus auf den Platz. Endlich dabei sein, endlich bei der Mannschaft sein. Jeder im Stadion merkte, dass der so hochbegabte Ägypter unbedingt noch einmal im Kreise seines Teams sein wollte.

Zuvor hatte Marmoush beim Sieg der Hessen gegen den BVB nicht mitgewirkt, nicht einmal im Kader gestanden. Der Wechsel des 25-Jährigen zu Manchester City ist kurz vor dem Abschluss, der "Mexit" aus Frankfurt ganz nahe. Die Hessen, die Marmoush vor nur eineinhalb Jahre ablösefrei (!) aus Wolfsburg losgeeist hatten, werden für ihren Wunderstürmer dann eine irrsinnige Ablöse erhalten, dem Vernehmen nach 80 Millionen Euro. Die Tinte auf dem Vertrag ist noch nicht trocken, das könnte sich aber schon am Samstag ändern.

"Das war ein Gänsehaut-Moment"

Was alle im Waldstadion am Freitagabend jedoch sehen konnten: Da geht einer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Ziel Premier League wird sich für Marmoush erfüllen, die Station Frankfurt dürfte er in seiner Karriere jedoch nicht vergessen. Nach der obligatorischen Stadionrunde stand der Angreifer beim Schluss-Halt vor der Nordwestkurve erst zaghaft im Schatten seiner Noch-Teamkollegen, dann griff sich Abwehrkante Arthur Theate den scheuen Marmoush und drängte ihn Richtung Kurve.

Dort holte er sich den verdienten Applaus ab, schlug sich einmal mit der Hand aufs Herz und schien doch etwas ergriffen ob des Moments. Die Zuneigung war ihm in dem Moment sicher, in Frankfurt kennen sie Superstar-Abgänge schließlich leider auch anders.

"Bei den Szenen nach Spielschluss sieht man: Omar ist immer noch ein Teil von uns", beschrieb es Sportvorstand Markus Krösche ganz gut. Und Trainer Dino Toppmöller ergänzte: "Die Bilder am Ende sprechen Bände. Das war ein Gänsehaut-Moment, den ich nicht vergessen werde. Wir werden Omar als Spieler und vor allem als Mensch vermissen." Mehr muss zu dem Angreifer wohl nicht gesagt werden.

Eintracht mit echtem Statement

Nicht so schnell vergessen wird der Eintracht-Coach aber auch die zuvor gespielten 90 Minuten im Waldstadion. Schließlich war es nicht nur das erste Spiel ohne Marmoush im Kader, es war auch eine mindestens richtungsweisende Partie. Bei einer Niederlage hätten sich die Gäste aus Dortmund, die eigentlich in der Tabelle genau dort stehen möchten, wo sich gerade die Hessen befinden, bis auf fünf Punkte heranpirschen können - taten sie aber nicht. Weil die Eintracht einen echten Statement-Sieg setzte.

Trotz all der Nebengeräusche - auch noch am Spieltag selbst - waren die Frankfurter vom Start weg konzentriert und insgesamt die bessere Mannschaft. "Die Jungs sind mit der Situation gut umgegangen und haben auch ohne Omar Lösungen gefunden", betonte Toppmöller. Wie wahr. Hugo Ekitiké, der eine starke Leistung ablieferte, hätte schon in der ersten Minute treffen können, 17 Zeiger-Umdrehungen später nutzte er den nächsten blitzsauber vorgetragenen Angriff der Eintracht zur verdienten Führung.

Vor allem erste Halbzeit überzeugend

So ging es im ersten Abschnitt in schöner Regelmäßigkeit weiter. Der umtriebige Ansgar Knauff (22.), noch zweimal Ekitiké (29./34.) oder Nathaniel Brown (37.) vergaben aber beste Möglichkeiten. Die Eintracht zeigte im ersten Abschnitt trotzdem, dass es auch ohne Marmoush geht. "Wir haben ein gutes Spiel von Anfang an gemacht. Das 1:0 war ein richtig guter Angriff, insgesamt hatten wir in der ersten Halbzeit eine gute Kontrolle", lobte Toppmöller hinterher zurecht.

Dass die Borussia im zweiten Abschnitt deutlich mehr Spielanteile hatte und die Eintracht sich etwas zu weit nach hinten drängen ließ - am Ende geschenkt. Mit dem 2:0 durch Oscar Höjlund in der Nachspielzeit war der verdiente Sieg am Ende in trockenen Tüchern. "In der zweiten Hälfte haben wir uns ein bisschen schwerer getan, was aber auch normal ist. Umso wichtiger war es, dass wir alle zusammen gut im tiefen Block verteidigen", beschrieb es Abwehrchef Robin Koch.

Eintracht weiter ein Spitzenteam

Nach diesem denkwürdigen Abend blieben damit zwei Sachen aus Frankfurter Sicht: Die Eintracht ist auch im neuen Jahr ein Spitzenteam und hat sich durch den starken Start nach der Pause in der Spitzengruppe festgebissen. Und sie kann auch ohne Omar Marmoush Spiele gewinnen. Auch wenn der Stürmer den Hessen, wenn der Wechsel dann durch ist, immens fehlen wird. Und das nicht nur als Spieler. Das zeigte das Gefühls-Kino am Ende überdeutlich.