Hart erarbeiteter Sieg gegen Bremen Eintracht mit hart erarbeitetem Sieg gegen Bremen: Bayern-Jäger wider Willen
Eintracht Frankfurt erarbeitet sich einen Heimsieg gegen Bremen, verfolgt die Bayern, ohne auf der Verfolgung zu sein - und liefert nette Geschichten von treffsicheren Opas, angefressenen DJs und roten Pullis.
Eintracht Frankfurt hat sich am Samstagabend zum ersten Verfolger des Spitzenreiters Bayern München gemacht. Die Hessen setzten sich im heimischen Waldstadion knapp wie verdient mit 1:0 gegen Werder Bremen durch und zogen in der Tabelle an Leipzig vorbei. Der Treffer des Tages gelang Mario Götze in seinem 100. Pflichtspiel für die Eintracht (45. Minute). Soweit die nüchternen Fakten, es folgt die Analyse in fünf Punkten - inklusive eines kleinen Zusatzes.
1. "Opa" Götze hört aufs Wort
Die Umarmung fiel innig aus. Eintracht-Trainer Dino Toppmöller wusste, wem er zu danken hatte. Mario Götze stapfte nach 81 Minuten vom Feld, erschöpft und glücklich. Sein 100. Spiel für die Eintracht, sein neunter Treffer. "Er hat gut zugehört", flachste Toppmöller, exakt das habe er dem 32-Jährigen bei dessen Auswechslung auch ins Ohr geflüstert. Schließlich war es der Coach, der im Vorfeld einen Treffer seines Technikers gefordert hatte, was Toppmöller einerseits "irgendwie im Gefühl hatte", was andererseits nicht gerade wahrscheinlich war.
Götzes zweites Saisontor, das erste erzielte er unlängst in Berlin während seines 300. Bundesliga-Spiels, gelang ihm nach seinem erst dritten Torschuss der Saison. Und was war das für ein hübsches Gesamtkunstwerk. Angefangen beim den Ball nach vorne treibenden Arthur Theate, über Flankengeber Nathaniel Brown und den perfekt ablegenden Hugo Ekitiké, bis hin zum den Ball in den Winkel streichelnden Götze. "Ein Top-Moment", so Toppmöller.
Götze selbst wollte seine auch ansonsten starke Leistung hinterher nicht überhöhen, lobte lieber das gesamte Team, das trotz vieler junger Profis auf dem Rasen erneut erwachsen auftrat. Oder in des Matchwinners Worten: "Ich bin gefühlt der Opa hier."
2. Die Besten des Rests
Die Meisterschaft wird's trotzdem nicht werden für die Frankfurter, völlig ausgeschlossen, hat schließlich der Patron vom Tegernsee so gesagt. Sechs Punkte sind die Münchner Bayern enteilt, und daher qua Uli-Hoeneß-Logik in 23 Spielen nicht mehr einzufangen. Auch nicht von der Eintracht, vom besten Team des Rests, das derzeit auch mit unspektakulären Leistungen wie gegen Bremen die Spiele gewinnt.
"Es ist schön, dass wir jetzt auf Platz zwei stehen, aber es ist noch früh und nicht wirklich aussagekräftig", verzichtete der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche auf Bayern-Jäger-Dampfplauderei. Stattdessen sein lächelnd vorgetragener Meistertipp: "Die Bayern werden sicherlich ein Wörtchen mitreden."
3. Manchmal reicht Marmoush auch als DJ
Dass das Flutlichtspiel im Waldstadion nicht erneut zum Spektakel wurde, hatte auch damit zu tun, dass sich Omar Marmoush schwerer als zuletzt tat. Der Top-Torjäger der Hessen war zwar nach 20 Sekunden das erste Mal vielversprechend in den Bremer Strafraum eingedrungen, dann aber wie so häufig am Abend noch abgefangen worden. Kein Tor, kein Assist - und ein bisschen Ärger über seine Auswechslung.
Doch keine große Sache, bedeutete der Coach, auch sei er, Toppmöller, mit dem Auftritt des Angreifers zufrieden, "weil er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat". Marmoush agierte etwas tiefer als sonst, stellte häufig den Bremer Sechser zu. Kärrnerarbeit für den Künstler, der nach dem Abpfiff doch noch zur Bestform auflief. Als die Pressegespräche in den Katakomben anstanden, wummerten zeitgleich die Bässe aus der Frankfurter Kabine. DJ Omar hatte die Playlist übernommen.
4. Die Abwehr gewinnt das Spiel
Bekanntlich wird die Meisterschaft von der Abwehr gewonnen, was in diesem Fall - siehe Punkt zwei - aber offenbar nicht möglich ist. Also entschieden sich die Frankfurter Verteidiger dazu, das Spiel gegen Bremen zu entscheiden. Die Eintracht-Defensive ließ nur eine wirkliche Tormöglichkeit der Bremer zu, den Kopfball von Mitchell Weiser. Und kamen die Werder-Profis doch durch, standen sie entweder im Abseits oder foulten. "Wir haben das Spiel über die Defensivleistung gewonnen", sagte Trainer Toppmöller.
Nnamdi Collins spielte nach anfänglichen Wacklern erneut grundsolide. Nene Brown ebenfalls, war zudem am Tor beteiligt. Robin Koch agierte wie Robin Koch, kopfballstark und nahezu fehlerlos. Ellyes Skhiri und Tuta räumten eine Linie weiter vorne fleißig ab. Und Arthur Theate? Ja, der hatte sich schlicht eine glatte Eins verdient.
5. Der perfekte Geburtstag
Erst ein Frühstück mit der Familie samt Ständchen zum Vierundvierzigsten, dann ein hübsch verpackter Dreier als Geschenk. Toppmöller konnte und wollte sich nicht beschweren, es läuft für die Eintracht, für ihn. "Wir haben uns einen gewissen Respekt erarbeitet", sagte er und fand für diese These im Bremer Coach Ole Werner einen Unterstützer: "In Frankfurt ist es wichtig, dass es kein Scheibenschießen gibt." Wurde es dann auch nicht, und doch strahlte beim SV Werder niemand. Das war dem Frankfurter Geburtstags-Trainer vorbehalten.
5.1. Der rote Glückspulli darf bleiben
Modekritiken haben an dieser Stelle nichts zu suchen, freilich aber die Bedeutung jenes roten Pullis aus Toppmöllers Kleiderschrank. Schon beim erfolgreichen Pokal-Fight gegen Gladbach trug er den auffälligen Stoff und feierte gegen Bremen damit den zweiten Rote-Pulli-Sieg in Serie. Des Trainers Fazit: "Hat Potenzial, ihn noch mal anzuziehen - wird aber gewaschen." Wäre das auch geklärt.
Trägt neuerdings gerne rot: Dino Toppmöller und sein Erfolgspulli.