Toppmöller bemängelt fehlende Energie Eintracht Frankfurt mit "Arbeitssieg" gegen Riga: Wenn 70 Prozent reichen
Die Eintracht zeigt in der Europa League gegen Riga ihre schlechteste Saisonleistung - zu einem Heimsieg reicht es dennoch. Matchwinner ist einer, der anfangs einzuschlafen droht.
Die Fußballfans im Waldstadion konnten erahnen, wie sich Hugo Larsson gefühlt haben muss. Dort draußen, auf der Ersatzbank, unweit der Zuschauerränge, wo sich ein kollektives Gähnen breitzumachen drohte. Und selbst wer auf den Tribünen dagegen ansang und -hüpfte und -fluchte, dem dürften irgendwann doch die Mundwinkel auseinander gedriftet sein. Nicht der Uhrzeit wegen, sondern aufgrund der schlechten Unterhaltung. Larsson also, der in der ersten Hälfte geschonte Spieler von Eintracht Frankfurt, drückte es so aus: "Ich bin nicht eingeschlafen, aber …" Sein Satz endete.
Der junge Schwede avancierte später am Abend vom Beinahe-Schnarcher zum Matchwinner des hessischen Bundesligisten beim 1:0-Europa-League-Erfolg gegen Rigas FS. Larsson war es, der nach dem Seitenwechsel erst mehr Drive ins Eintracht-Spiel brachte und dann das einzige Tor schoss. Eines, das ihm nicht mal so gelungen war wie geplant: "Ich habe den Ball nicht richtig getroffen." Doch er hoppelte dennoch ins lange Eck.
Toppmöller wird in der Halbzeit laut
Die Eintracht zeigte ihre schlechteste Saisonleistung gegen einen zwar stärker als erwartet auftretenden Underdog, aber doch keinen ebenbürtigen. Der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche schlussfolgerte: "Wir sind noch nicht so gut, dass wir ein Spiel mit 70 oder 80 Prozent gewinnen können. Wir müssen immer 100 Prozent geben." Eine Einschätzung, deren Message klar, die aber dennoch falsch war. Denn nichts anderes hatte die Eintracht getan: Ihr Leistungsvermögen längst nicht ausgeschöpft - und trotzdem gewonnen.
Zwar sprachen hinterher alle Statistiken für die Gastgeber, der Sieg war verdient, zufrieden äußerte sich über die Leistung trotz Platz sechs in der Europa-League-Tabelle aber niemand. "Ein klassischer Arbeitssieg", sagte Trainer Dino Toppmöller: "Gerade in der ersten Hälfte waren wir zu träge im Passspiel, hatten zu wenig Intensität." Erst nach der Hereinnahme von Larsson und einer lauten Pausenansprache Toppmöllers verbesserte sich der Auftritt in Nuancen.
Uzun bei Startelf-Debüt mit schwacher Leistung
"Wir hatten dann etwas mehr Energie auf dem Platz", so der Coach. Das reichte zum Dreier, weil der lange unglücklich agierende Omar Marmoush doch noch einmal seine Klasse bewies, einen Pass perfekt durchsteckte, Larsson durchlief und traf (79.). "Es war bezeichnend, dass Hugo das Tor macht", lobte Toppmöller. Viel mehr Würdigungen waren nicht zu hören, hätten auch nicht zu hören sein dürfen. Dafür traten etliche Pofis zu schwach auf.
Igor Matanovic gelang zum Beispiel vorne fast nichts, ebenso dem erstmals von Beginn an eingesetzten Can Uzun. Zu seiner Ehrenrettung: Die erste halbe Stunde agierte der 18-Jährige auf seltsamer Position, sollte das Spiel offenbar von links hinten antreiben, was – wen wundert’s – eher nicht seinen Stärken entspricht. Toppmöller fällte ein wohlwollendes Urteil über Uzun: Okay sei die Leistung gewesen, "aber er kann es besser".
Nkounkou döst, die Latte zittert
Zurzeit ist nicht ganz sicher, ob das auch noch für Niels Nkounkou gilt. Der Linksverteidiger legte zum wiederholten Mal in den vergangenen Wochen einen bedenklichen Auftritt hin. Er hatte vorne lediglich eine gute Aktion und döste hinten mehrfach vor sich hin. Als der Finne Adam Markhiyev für die Letten mit einem Schuss die Frankfurter Querlatte zittern ließ (80.), hatte Nkounkou seine Abwehrseite komplett unbesetzt gelassen. Es war ein Ärgernis, das häufiger vorkam.
Toppmöller wollte verständlicherweise keine Einzelkritik in der Öffentlichkeit vortragen, "es war heute ein kollektives Thema". Intern aber dürften ein paar deutlichere Worte ans Team sicher nicht schaden. Bevor der Fokus des Trainers sich aufs nächste Pflichtspiel am Sonntag (17.30 Uhr) in der Bundesliga bei Union Berlin richtete, beschloss er den Abend aber doch mit etwas Positivem: "Kein gutes Spiel, drei Punkte – das zählt."