Vom Mitspieler zum Unterschiedsspieler Eintracht Frankfurt: Marmoush präsentiert in Wolfsburg die beste Marmoush-Version
Frankfurts Stürmer Omar Marmoush vollzieht einen Rollenwechsel. In Wolfsburg war er einer unter vielen. Bei seiner Rückkehr hat er gezeigt, dass es von Spielern wie ihm nicht viele gibt.
Ralph Hasenhüttl hat in Wolfsburg zuletzt nicht nur neue Freunde gesammelt. Das war wohl eingepreist, als der Wolfsburger Trainer über die zwischenzeitliche Friedhofsstimmung im Stadion klagte. Alle müssten sich mehr strecken, auch die Fans wollte er so anstacheln.
Dass sich Omar Marmoush bei seinem Torjubel in diese Debatte einmischen wollte, ist nicht anzunehmen. Dennoch legte sich der Eintracht-Angreifer an alter Wirkungsstätte beim 2:1 (1:0)-Sieg in Wolfsburg beim Torjubel vor den gegnerischen Fans die Hände an die Ohren. "Ich kann euch nicht hören" ist eine gängige Interpretation dieser Geste. An wen die Botschaft adressiert war: unklar.
Marmoushs eigener Trainer würde sich dafür auch interessieren. Dino Toppmöller monierte: "Das hat mir nicht so gefallen. Das werde ich auch nochmal mit ihm besprechen." Um dann gleich einzuschränken: "Da ist viel Adrenalin und Emotion im Spiel."
Vermutlich aber auch eine Portion Genugtuung. Dass Marmoush im September 2024 hier stehen und zwei Treffer bejubeln würde, die die SGE zu einem enorm wichtigen Auswärtssieg führen würden, ergab sich aus seinem Lebenslauf nicht zwangsläufig.
Der Torschütze, der zunächst eine Traumvorlage von Hugo Ekitiké mit dem Führungstreffer perfektionierte und sehr spät im Spiel die Nerven hatte, vom Elfmeterpunkt den wichtigen 2:1-Sieg einzutüten, ist aber auch keineswegs mehr der Spieler, der sich schwer tat, so richtig in der Bundesliga Fuß zu fassen.
Eintracht-Sportdirektor Timmo Hardung ist am Montagabend zu Gast im hr-heimspiel! (23.15 Uhr im hr-fernsehen, schon vorher auf hessenschau.de und auf YouTube). Dort wird der 34-Jährige auf das Spiel in Wolfsburg zurückblicken und die Entwicklung der Mannschaft analysieren.
Marmoush vollzieht einen Rollenwechsel
Wer heute über Marmoush spricht, kommt nicht daran vorbei, dass er "schon" 25 ist. Spiele wie am Samstag in Wolfsburg unterstreichen aber, dass er gerade im Begriff ist, einen Rollenwechsel zu vollziehen. Von einem, der in der Bundesliga mitspielen kann, zu einem Unterschiedsspieler im Fußball-Oberhaus.
Gerade hier beim VfL, wo der Ägypter, unterbrochen von zwei Leihen zum FC St. Pauli und dem VfB Stuttgart, sechs Jahre verbrachte, war es ihm ein erkennbares Bedürfnis, das zu dokumentieren. Richtig zugetraut hatten sie ihm das nicht mehr. Oder umgekehrt: Toppmöller hat etwas in Marmoush erkannt, das sie hier nie aus ihm herauskitzeln konnten.
Marmoush stellt das Team in Vordergrund
Der Matchwinner selbst stellte sich nach dem Sieg hinten an. "Das war ein Super-Samstag. Auswärts drei Punkte zu holen, vor allem hier in Wolfsburg, ist natürlich nicht einfach. Ich freue mich, dazu beizutragen, der Mannschaft zu helfen", sagte Marmoush bei Sky.
Dass er sein Team so leichtfüßig, schnell und zielstrebig zum 2:1-Sieg in Wolfsburg führte, war dabei sogar tags zuvor noch ausgesprochen fraglich. Eine leichte Knieverletzung hatte der Ägypter von seiner Länderspielreise mitgebracht. Erst ein Belastungstest am Freitag brachte die Gewissheit, dass er spielen kann.
Dass Toppmöller seinen Top-Stürmer schont, wäre nur im größten Notfall eine Option gewesen. "Wir wussten schon vorher, dass es gut ist, wenn Omar spielt. Dass er heute dann auch zwei Tore schießt an alter Wirkungsstätte, ist umso schöner", sagte der SGE-Coach.
Marktwert fast vervierfacht
Marmoushs Entwicklung lässt sich inzwischen nicht mehr nur an Toren und Assists ablesen. In 32 Bundesliga-Spielen für die Eintracht sammelte er 22 Scorerpunkte. In Wolfsburg waren es in 41 Spielen ganze sechs. Marktwerte auf dem Portal Transfermarkt sind zwar eine ausgesprochene Spielerei, aber ein spannender Richtwert. Hier hat Marmoush seinen Wert fast vervierfacht auf jetzt 22 Millionen Euro – sogar 2 Millionen Euro mehr als sein Konterpart Hugo Ekitiké.
Dass Marmoush in einem Sturmduo aber auch die zweite Geige beherrscht, bewies er noch vor einer Woche in der Nationalmannschaft. Dort spielte er an der Seite von Mo Salah, dem wohl größten ägyptischen Fußballer der Geschichte. Auch der wurde übrigens erst nach seinem Transfer zum FC Liverpool von einem guten Stürmer auf internationalem Level zu einer Ikone. Bei seinem Wechsel war er 25.