Eintracht Frankfurt Training

Jung, jünger, Eintracht Eintracht Frankfurt: Der schwierige Spagat zwischen Jetzt und Bald

Stand: 11.07.2024 09:58 Uhr

Die Frankfurt Eintracht verpflichtet mit Oscar Højlund den nächsten Jungprofi, das Talent im Kader wächst, lässt mittel- und langfristig eine rosige Zukunft vermuten. Doch was wird aus dem Hier und Jetzt?

Von Daniel Schmitt

Als das letzte Drittel der fast halbstündigen Pressekonferenz mit Dino Toppmöller gerade angebrochen war, setzte jener ein klares Zeichen. Welche Lehren er, der Trainer von Eintracht Frankfurt, denn aus der rumpeligen Rückrunde gezogen habe, wollte ein erfahrener Reporter wissen. Eine nachvollziehbare Frage, die Toppmöller ebenso nachvollziehbar abmoderierte. Schmunzelnd entgegnete er: "Es war mir schon klar, dass du wieder mit der Rückrunde anfängst, jetzt wo wir hier sitzen mit voller Vorfreude auf die neue Saison." Leise Lacher im Raum, die Botschaft war angekommen: Schluss mit dem Schulterblick, Vollgas voraus.

Ähnlich legte die Eintracht auch ihre erste Trainingseinheit am Mittwoch an. Wer es tatsächlich schaffte, den Blick von der prominentesten Trainings-Zuseherin, Top-Model und Kevin-Trapp-Verlobte Izabel Goulart, abzuwenden, was wahrlich nicht allen gelang, der sah angestrengte Fußballprofis. Langsames Reinschnuppern? Eher nicht. Toppmöller ließ zwar nicht mit voller Intensität schuften, sehr wohl aber forderte er alle zu voller Konzentration auf. Es war Zug drin. "Wir wollen Schwung aufnehmen", sagte der Coach.

Jung, jünger, Eintracht

Er hat da ja auch eine willige Mannschaft beisammen, eine, die erneut sehr jung daherkommt. Klar, es gibt die Kevin Trapps, Mario Götzes oder Timmy Chandlers. Die erfahrenen Sebastian Rode und Makoto Hasebe aber sind weg, der wohl kommende Kapitän Robin Koch nach der EM noch nicht wieder da. So sprintet auf dem Frankfurter Übungsplatz derzeit recht wenig Lebenserfahrung umher.

Beispiele gefällig? Hugo Larsson, 20 Jahre alt. Farès Chaibi, 21. Hugo Ekitiké und Ansgar Knauff, beide 22. Eric Dina Ebimbe und Niels Nkounkou, jeweils 23. Dazu die ganzen Neuen: Can Uzun, 18. Krisztian Lisztes, 19. Aurele Amenda, 20, noch verletzt. Nathaniel Brown und Igor Matanovic, beide 21. Der Altersschnitt des Profikaders liegt bei 23,2 Jahren. Jung, jünger, Eintracht!

Trainingsauftakt bei Eintracht Frankfurt

Oscar Højlund, das nächste Talent

Zumal die Hessen am Donnerstagabend die Verpflichtung eines weiteren Talents bekanntgaben, die des 19 Jahre alten Oscar Højlund. Der Sechser, der auch die Nummer sechs auf dem Trikot tragen wird, kommt vom FC Kopenhagen und kostet die Frankfurter eine Mini-Ablöse von 500.000 Euro. Højlund wird in seiner dänischen Heimat hoch eingeschätzt, als kommender Nationalspieler gesehen. Seine Stärken liegen in der Balleroberung, auch soll er trotz seines jungen Alters ein vergleichsweise selbstbewusster Typ sein.

Für die Eintracht ist der jüngere Bruder des Manchester-United-Stars Rasmus Højlund vor allem eine weitere Wette auf die Zukunft. Verknappt formuliert: Packt er bei den Hessen den schnellen Durchbruch, wäre allen Seiten gedient. Schafft er es vorerst nicht, wird eine Leihe zum Thema. Wird es langfristig nichts, der Vertrag läuft bis 2029, kommt eben der nächste Spieler. Der Deal ist in diesem Fall vergleichsweise risikoarm.

Anführer im Mittelfeld wird weiterhin gesucht

Højlund ist bei den Hessen nicht als Ersatz für Pascal Groß zu sehen, den die Eintracht als Mittelfeldlenker für sich gewinnen wollte, der selbigen Posten aber lieber doppelt so gut bezahlt bei Borussia Dortmund ausfüllen wird. Die Frankfurter suchen ihrerseits weiter nach diesem zentralen Spieler. Denn eines ist klar: So viel jugendliches Talent auch im Kader stecken mag, Fußball ist in erster Linie ein knallhartes Tagesgeschäft.

Wie stark das Team wirklich ist, vermag derzeit niemand seriös zu sagen. Zwar haben die Frankfurter im Angriff nun deutlich mehr Alternativen, allen voran einen fitten Hugo Ekitiké. Wie schnell aber beispielsweise Leute wie Can Uzun oder Igor Matanovic auch in der Bundesliga funktionieren, bleibt schlicht abzuwarten. Die Stammbesetzungen für Abwehr und Mittelfeld sind - Stand heute - dagegen nahezu identisch geblieben.

Dennoch erklärte Trainer Toppmöller: "Wir sind deutlich weiter als letztes Jahr." Gerade durch die späten Verkäufe von Jesper Lindström und Randal Kolo Muani habe damals alles umgeschmissen werden müssen. "Wir mussten unser System anpassen und wussten, dass es ein Übergangsjahr sein wird." Junge Mannschaft hin, wenig Erfahrung her - diese Zeit des Übergangs ist nun vorbei. Toppmöller selbst weiß das am besten. Sein Ansatz: Vollgas voraus, ohne Schulterblick.