Slalom-Sieg in Kitzbühel Straßer und "Schweinsberg" versöhnen sich
Linus Straßer erfüllte sich endlich einen jahrzehntealten Traum: Der Münchner gewann den Weltcup-Slalom in Kitzbühel am Ganslernhang - dort, wo er einst das Skifahren lernte.
Linus Straßer und der "Schweinsberg" haben sich versöhnt: Der 31-Jährige ist am Ganslernhang in Kitzbühel zum Sieg 2024 gerast. Im Ziel riss er seinen Helm vom Kopf und brüllte einen Befreiungsschrei. Hier lernte er Skifahren, hier hat er lange Zeit trainiert, hier hat er endlich gesiegt.
"Ich habe hier mein erstes Rennen bestritten und immer davon geträumt, als Weltcup-Fahrer zurückzukommen und zu gewinnen", sagte der überwältigte Straßer, "Mission war wie immer die Gams, und jetzt ist es die große." Und doch "ist es ein bisschen schwer zu realisieren, dass es wirklich Kitzbühel ist", sagte er bewegt.
Vor Zehntausenden Menschen zündete Straßer einen Bombenlauf – beherzt, aber präzise. Es ist Straßers insgesamt vierter Weltcupsieg - seine Familie, Frau und Tochter haben zugesehen, sein ehemaliger Trainer und Freunde. Straßer gewann mit 14 Hundertstelsekunden vor dem Schweden Kristoffer Jakobsen, der Schweizer Daniel Yule landete auf Rang drei.
Straßer und der Ganslernhang - eine Hassliebe
Felix Neureuther, der den Hundertstel-Krimi in Kitzbühel kommentierte, zeigte sich ergriffen. Schon im Vorfeld des Rennens sagte der Kitzbühel-Sieger von 2010 und 2014: "Du brauchst diese Gams. (...) Hier wird der Skisport, hier werden die Athleten hochgehoben". Neben der legendären goldenen Gams-Trophäe bekommt Straßer jetzt auch seine eigene rote Gondel bei der Hahnenkammbahn in Kitzbühel.
Obwohl Linus Straßer seinen Hausberg in und auswendig kennt, verbindet ihn mit der Piste eine Hassliebe. "Du Schweinsberg", schrie Straßer mal, als er im Ziel abschwang. Viele Jahre tat sich der 31-Jährige schwer auf der Piste. Vergangene Saison dann zündete er einen grandiosen Lauf und verpasste um nur eine Hundertstel Sekunde das Podium.
Doch ganz reichte es nie - bis zum Slalom 2024. Straßer gelangen auf der steilen Pisten zwei grandiose Läufe.
Im Video: Die Siegerehrung des Slaloms 2024 mit Linus Straßer
Fahrer hatten Probleme mit Eis
Nach dem ersten Durchgang lag Straßer auf Rang vier - eine Top-Ausgangslage. Doch mit den Bedingungen kamen nicht alle so gut klar wie er. Das Wort des Tages: Grip. Schon im ersten Durchgang trennte sich die Spreu vom Weizen: 31 Läufer fielen aus – darunter Top-Athleten wie Atle Lie McGrath und Alexander Steen Olsen. Nur Edeltechniker und Fahrer mit einem Top-Setup, scharfen Kanten und Selbstbewusstsein konnten am eisigen Ganslernhang ein Wörtchen mitreden.
Viele rutschten einfach weg. Auch Sebastian Holzmann (22.) hatte mit den Bedingungen zu kämpfen: "Ich bin mit dem Superglatten und Superharten nicht zurechtgekommen", sagte er nach dem zweiten Durchgang. DSV-Läufer Anton Tremmel wurde 23.
Erster deutscher Sieg am Ganslernhang seit 2014
Straßer ist erst der vierte Deutsche, der den Slalom-Klassiker gewinnen konnte. Davor war dies Christian Neureuther (1979), Armin Bittner (1989) und Felix Neureuther (2010, 2014) gelungen. Im Weltcup ist es sein vierter Sieg nach 2021 in Zagreb und 2022 in Schladming sowie dem City-Rennen 2017 in Stockholm.
Bei Felix Neureuthers erstem Erfolg vor 14 Jahren war Straßer, früher Mitglied des Kitzbüheler Ski-Clubs, Vorläufer am Ganslern gewesen, diesmal hatte er schon am Morgen ein gutes Gefühl: Er saß bei der Liftfahrt zum Start in einem Sessel mit der deutschen Flagge und Neureuthers Siegerzeit von 2014 darauf: "Ich habe für mich gedacht: gutes Zeichen."
Im Video: Linus Straßer exklusiv bei BR24Sport
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Quelle: Blickpunkt Sport 21.01.2024 - 21:45 Uhr