BR24 Sport Ski-Legende Wasmeier über Eliasch: "Macht diesen Sport kaputt"
Johan Eliasch steht seit Längerem in der Kritik für seine Aussagen und Zukunftspläne in Bezug auf den Skisport. Aus Sicht von Alpin-Olympiasieger Markus Wasmeier stellt der FIS-Präsident sogar eine Gefahr für den alpinen Rennsport dar.
Eigentlich stand das vergangene Wochenende bei Markus Wasmeier ganz im Zeichen des 30-jährigen Jubiläums seines Doppel-Olympiasiegs von Lillehammer 1994. Doch der einstige Weltklasse-Skirennfahrer sorgt sich um seinen geliebten Sport. Die Globalisierungspläne des alpinen Weltverbandes FIS und dessen umstrittenen Präsidenten Johan Eliasch machen den 60-Jährigen aus Schliersee im exklusiven Abendschau-Interview fassungslos.
Weltcup-Rennen in Saudi-Arabien "größenwahnsinnig"
Eliasch hegt unter anderem die Absicht, in nicht allzu ferner Zukunft Skirennen in Saudi-Arabien stattfinden zu lassen. "Das ist so größenwahnsinnig wie einen Weltcup in einer Halle in Holland zu machen", kritisiert Wasmeier: "Das ist unglaublich, der (Eliasch, Anm.d.Red.) macht kontinuierlich diesen Sport kaputt." Schon 2029 finden die asiatischen Winterspiele im Wüstenstaat statt - ungeachtet der durchschnittlich 25 bis 30 Grad im Winter.
Es ist nicht die einzige Vision, mit der Eliasch bei aktiven und ehemaligen Wintersportlern auf Unverständnis trifft. Zuletzt behauptete er, der Weltcup in Aspen/USA hätte einen geringeren Fußabdruck als die Rennen in Schladming, weil dort weniger Zuschauer zu den Rennen kommen würden. Ski-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch sprach im Blickpunkt Sport im Anschluss von einem "Eigentor" des FIS-Präsidenten.
Skispringen bald in Rio de Janeiro oder Dubai?
Nicht nur im alpinen Skisport, sondern auch bei den Skispringern wartet die FIS mit großen Ideen auf. "Wir denken an eine mobile Anlage. Die könnten wir in Rio im Maracanã aufbauen und eine Riesenshow bieten", enthüllte Skisprung-Rennleiter Sandro Pertile während der diesjährigen Vierschanzentournee. Es gäbe demnach die Möglichkeit mobile Indoor-Anlagen zu bauen, mit denen der Skisprungzirkus "überallhin in der Welt" reisen könnte, zum Beispiel auch nach Dubai. Der Deutsche Ski-Verband stellte sich klar gegen eine solche Welt-Tournee.
Wasmeier: Eliasch-Strategie "funktioniert nicht"
FIS-Chef Eliasch wolle aus dem Wintersport "international eine Formel 1 machen, aber das funktioniert nicht, weil er die Verbände nicht mitnimmt. Wenn wir keine Verbände haben, dann haben wir keinen Nachwuchs." Ein weiterer Kritikpunkt an der FIS ist die hohe Belastung, die aus Sicht des alpinen Fahrerlagers für zahlreiche schwere Verletzungen in dieser Saison verantwortlich ist.
Überbelastung der Alpinfahrer: Wasmeier schränkt ein
Hier schränkte Wasmeier ein: "Zu viele Rennen haben die Fahrer jetzt sicherlich nicht. Wir haben damals weit mehr Rennen gehabt. Wir hatten fünf Trainingstage vor einer Abfahrt - und das waren zwei an einem Tag. Da bist du also oft den Berg runtergefahren." Die Taktung der Rennen ist Wasmeier heutzutage jedoch zu hoch. "Die Saison war damals länger, die ist bis Anfang April gegangen. Da war von Haus aus einfach mehr Zeit dazwischen."
So erinnert sich der Oberbayer an seine aktive Zeit und seine Amerika-Reisen: "Da haben wir auch mal drei Tage in Los Angeles verbracht. Das hat alles etwas entzerrt. Es war eigentlich gar nicht so eine stressige Zeit, obwohl ich alle Disziplinen gefahren bin." Auch die massive Kritik an den Baggerarbeiten am Gletscher in Sölden kann Wasmeier nicht ganz nachvollziehen. "Aus dem Bagger in Sölden ist eine Bombe gemacht worden, obwohl das ja eigentlich ganz normal ist, dass sie dort die Steine zertrümmern."
"Absoluter Gegner" von Matterhorn-Rennen
Dass die Weltcup-Saison schon im Oktober (erfolglos) in Sölden eröffnet wurde, versteht er dagegen gar nicht. "Dann fangen wir doch Ende November, Anfang Dezember an. Das ist doch vollkommen genug." Ein "absoluter Gegner" ist Wasmeier außerdem von den Rennen in Zermatt - ein weiteres Prestigeprojekt von FIS-Präsident Eliasch. Die insgesamt vier geplanten Abfahrtsrennen auf dem Gletscher am Matterhorn waren wie schon im Vorjahr wetterbedingt abgesagt worden. "Da gibt es viele Gefahren, wie zum Beispiel schlechte Sicht. Da hast du keine Kontraste", sagte Wasmeier.
Eliasch ist Wasmeier schon lange ein Dorn im Auge. Schon im vergangenen September machte Wasmeier deutlich, dass der Schwede "nichts checken" würde und "pures Chaos" verbreiten würde. Wasmeier bezweifelte stark, dass der Unternehmer aus Schweden und die FIS "irgendeinen Gedanken an ökologische Dinge verschwendet". Anlass war der Rennkalender, der in diesem Jahr zwei USA-Reisen vorsieht. "Was soll das Hin und Her? (...) Der Eliasch fährt das ganze Ding an die Wand." Freunde werden Wasmeier und Eliasch also sicherlich nicht mehr.
Dieser Artikel ist erstmals am 20. Februar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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Quelle: Abendschau 16.02.2024 - 18:00 Uhr