BR24 Sport Regionalligist Türkgücu München und das ewige Stadionproblem
Die Stadionproblematik beim Regionalligisten Türkgücü München ist seit Jahren Thema. Jetzt droht der Rauswurf aus dem altehrwürdigen Grünwalder Stadion. Ein Ersatz ist bislang nicht gefunden.
Wo trägt der Fußball-Regionalligist Türkgücü München künftig seine Heimspiele aus? Das ist eine Frage - Filmliebhaber würden gar von einer Telenovela sprechen, die den Münchner und den bayerischen Fußball seit Jahren bewegt. Sie erhält nun gerade eine neue Episode. Schließlich soll jüngsten Presseberichten zufolge wieder einmal nicht feststehen, wo Türkgücü in der kommenden Spielzeit antreten werden. Auch in dieser Saison wackelten die Partien im städtischen Stadion an der Grünwalder Straße.
Das hat zweierlei Gründe. Einerseits die dem Vernehmen nach bereits aktuelle malade Finanzsituation in dieser Saison, die Stadt München soll deshalb zuletzt Vorauszahlungen von Türkgücü gefordert haben - und der Klub nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" diese mittlerweile auch bedient haben. Und andererseits gilt für die nächste Saison: Neben dem Hauptnutzer TSV 1860 München und den Amateuren des FC Bayern werden ab 2024/25 auch die Frauen des FFC Wacker im Grünwalder Stadion ihre Heimspiele austragen. Nach den Drittliga-Statuten dürfen zur Schonung des Rasens nur drei Teams dasselbe Stadion nutzen. Und der FFC Wacker hätte nun einen Vorteil: Er würde in der dritthöchsten Frauen-Spielklasse antreten, Türkgücü nur in Liga vier bei den Männern. Somit bekäme Wacker den Vorzug.
Türkgücü sieht sich für 2024/25 im Recht
Türkgücü weist entsprechende Berichte über die Stadionsituation 2024/25 zurück. "Aus unserer Sicht wurde aufgrund des Schriftverkehrs mit dem Sportamt München bereits Anfang Februar 2024 für Türkgücü München die Nutzung des Stadions an der Grünwalder Straße für 12 Spieltage bestätigt. Daher liegt Türkgücü München für die Nutzung der Spielstätte an der Grünwalder Straße aus unserer Sicht keine Absage, sondern eine klare Zusage vor", heißt es in einer Pressemitteilung.
"Wir haben am 5. Februar eine Zusage von der Stadt bekommen, dass wir auch in der kommenden Saison zwölf Spiele im Grünwalder Stadion austragen dürfen", erklärte Präsident Taskin Akkay im "Kicker". Erst danach habe der FFC Wacker München einen Antrag auf Nutzung des Grünwalder Stadions bei der Stadt als Eigentümer gestellt.
Türkgücü zeigt sich bereit für einen Umzug
Türkgücüs Präsident zeigte sich im "Kicker" bereit umzuziehen. Allerdings, betonte Akkay, müsste "die Stadt München uns eine Alternative bieten". Neben dem Grünwalder Stadion trägt Türkgücü einen Teil der Heimspiele auch in Heimstetten aus. Eine dauerhafte Nutzung dieses Stadions scheint aber nicht möglich zu sein. Akkay brachte das Münchner Dantestadion ins Spiel, dort finden aber regelmäßig Spiele des Münchner American-Football-Klubs Munich Cowboys statt. Als SV Türk Gücü hatte der Klub dort in den 1990er-Jahren gespielt. Doch den Ansprüchen der Regionalliga Bayern würde es aktuell nicht genügen, berichtete das Münchner Sportamt der "SZ".
Die berichtete zudem von Mietrückstanden von Türkgücü, der Grund, wieso der Klub nun via Vorkasse zahlen soll. Gegen die Berichte wehrte sich der Verein vehement in seiner Pressemitteilung: "Die Mietzahlungen für die Spieltage der Saison 2023/24 sind alle beglichen und es sind keine Verbindlichkeiten aus der laufenden Saison offen", so der Münchner Fußballklub.
Aber auch BR24Sport liegen Informationen vor, wonach der Verein in finanzieller Schieflage zu sein scheint. Ein ehemaliger Spieler gibt an, dass der Verein nicht nur Mietrückstände habe, sondern seit Monaten auch keine Spielergehälter und versprochene Prämien zahle. Zudem fiel ja auch auf, dass der Verein in der Winterpause fast seinen kompletten Kader austauschen musste - und besonders begehrte Spieler eiligst zu Konkurrenten wechselten.
Wie groß sind Türkgücüs finanzielle Probleme?
Dass das Toto-Pokalspiel Ende Februar gegen Ingolstadt im 150 Kilometer entfernten Seligenporten ausgetragen werden musste, sei demnach auch Folge der schlechten Finanzlage. Die Stadt München habe bereits für dieses Spiel Vorkasse verlangt - dem konnte Türkgücü aber damals nicht nachkommen. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte Präsident Akkay "finanzielle Probleme" und nannte den Absprung eines Investors und des Trikotsponsors als Grund.
Bis kommenden Freitag, 15. März, müssen die Regionalligisten alle erforderlichen Unterlagen – inklusive der Benennung eines Stadions – beim Bayerischen Fußballverband (BFV) einreichen. Türkgücü wird nach eigenen Angaben einen Lizenzantrag sowohl für die Regional- als auch für die Bayernliga stellen. Der BFV bestätigt entsprechende Informationen über Zahlungsrückstande des Vereins übrigens nicht.
Stadionproblematik für Türkgücü nicht neu
Die Suche nach einem Heimspielstadion ist für Türkgücü nicht neu. Schon in den vergangenen Jahren hatten die Münchner Probleme, eine Spielstätte zu finden. 2020 - als der Aufstieg zur 3. Liga so gut wie feststand, überlegte der Verein sogar, seine Heimspiele nach Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz zu verlegen. Am Ende wurde sogar das Würzburger Stadion am Dallenberg als "uneingeschränkt verfügbare Spielstätte" angegeben, da es eine solche in der 3. Liga laut Statut braucht. Ganz so weit nach Norden musste der Verein dann aber für seine Heimspiele nicht reisen: Türkgücü München trug die Drittligaspiele letztendlich im Olympiastadion (acht Partien) und an der Grünwalder Straße (elf) aus.
Nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga stellte sich erneut die Frage: Wo trägt Türkgücü - neben den zwölf Spielen im Grünwalder Stadion – seine restlichen Heimspiele aus? Die Verantwortlichen wollten nach Fürstenfeldbruck umziehen, doch aus den Plänen wurde nichts. Die Stadt lehnte einen entsprechenden Antrag ohne Begründung ab. Erneut wurde das Olympiastadion als Ausweichstadion genannt. Am Ende spielte der Klub die restlichen Partien beim SV Heimstetten.
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