Manuel Neuer foult Jeremie Frimpong und sieht die rote Karte

Rote Karte gegen Leverkusen "Manu, der Libero" war einmal

Stand: 04.12.2024 14:20 Uhr

Manuel Neuers Platzverweis früh in der Partie leitet die Niederlage im Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen ein. Es ist nicht der erste Patzer des 38-Jährigen in dieser Saison, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft.

Von Victor List

Manuel Neuer hat nach Sepp Maier das Torwartspiel revolutioniert. Der Ausflug, den er sich beim Pokal-Achtelfinale seines FC Bayern gegen Bayer Leverkusen erlaubte, war nicht der erste in seiner Karriere. Diese Art des Torwartspiels brachte ihm den Spitznamen "Manu, der Libero" ein. Regelmäßig ließ Neuer weit vor seinem Tor die Gegner mit einer Körpertäuschung aussteigen oder riskierte Kopf und Kragen und köpfte den Ball, wie im WM-Achtelfinale gegen Algerien 2014, gerade noch so vor dem einschussbereiten Angreifer weg.

Nach 864 Spielen: Neuers erster Platzverweis

Ähnliches hatte Neuer vermutlich auch nach einer guten Viertelstunde in der Pokalpartie gegen Bayer Leverkusen vorgehabt, doch der Ausgang war diesmal ein anderer. Jonathan Tah überspielte mit einem langen Ball die gesamte Münchner Hintermannschaft und fand den schnellen Jeremie Frimpong, der wiederum im Zweikampf mit Konrad Laimer in Richtung Tor unterwegs war. Und dann kam Neuer, der in dieser Szene mal kurz die Sportart und ins American Football wechselte.

Mit seinem gesamten Körper schmiss er sich 25 Meter vor dem eigenen Tor in Richtung des Balles, traf dabei aber nur Frimpong. Schiedsrichter Harm Osmers blieb nichts anderes übrig, als Neuer in der 17. Minute die Rote Karte zu zeigen. Es war der erste Platzverweis in der Karriere des Manuel Neuer. "Am Ende fehlt der richtige Kontakt mit dem Ball bei mir", beschrieb Neuer die Szene in der ARD-Sportschau. "Ich glaube, Frimpong hat auch keinen richtigen Kontakt zum Ball. Ich versuche, ihn jetzt nicht anzugehen. Ich stand da und dann kam der Pfiff und ich hab die Rote Karte bekommen."

Neuer: "Es tut uns weh und mir natürlich leid"

Dass die Szene "natürlich spielentscheidend" war und Neuer seiner Mannschaft damit einen Bärendienst erwiesen hatte, war dem 38-Jährigen schnell bewusst. "Es tut uns weh und tut mir natürlich leid." Für Joshua Kimmich war die Rote Karte hingegen "überhaupt kein Knackpunkt". Er glaubt nicht, "dass wir mit elf Mann besser und dominanter hätten sein können".

Trainer Vincent Kompany ging direkt nach dem Spiel in die Analyse. "Wir haben noch eine Deckung. Es ist nicht so, dass er (Frimpong) eins gegen eins auf das Tor zugeht. Er geht weg vom Tor und wir haben Konni (Laimer), der in einer guten Position ist", erklärte Kompany in der Sportschau. Es ist eigentlich vier gegen eins, wir können uns ein bisschen schneller fallen lassen und dann passiert diese Szene nicht." Er habe es versucht, von der Seitenlinie noch reinzurufen, "aber dann war es natürlich zu spät".

Neuer patzt nicht zum ersten Mal in dieser Saison

Eine fast deckungsgleiche Szene passierte Neuer bei der Niederlage in der Champions League bei Aston Villa. Auch hier überspielte ein langer Ball die bayerische Hintermannschaft, Neuer kam weit aus seinem Tor und wurde von Villas Jhon Duran überlupft.

Es ist auch die offensive Spielweise des FC Bayern, die hochplatzierte Abwehrreihe und der dementsprechende Raum hinter der Kette, die Neuer immer wieder zu diesen riskanten Manövern zwingen. Es ist aber möglicherweise auch seinem Alter von inzwischen 38 Jahren geschuldet, dass diese Manöver seltener von Erfolg gekrönt sind.

Vertrag beim FC Bayern läuft aus

Wenn es um Neuers Torwartspiel geht, werden gerne zwei Szenen gezeigt. Im Spiel gegen Eintracht Frankfurt leitete er 2015 einen scharfen Rückpass ohne hinzusehen und mit der Hacke von der linken auf die rechte Seite. In Berlin überlupfte er im eigenen Strafraum den Gegenspieler, der ihn anlief. Pep Guardiola soll in seiner Zeit als Trainer an der Säbener Straße mal mit dem Gedanken gespielt haben, Neuer im Feld aufzustellen, weil er von dessen Können am Ball so überzeugt war. Aktuell scheint Neuer diese Qualität etwas abhanden gekommen zu sein.

Bei der Heim-EM im Sommer erwies sich Neuer, der auf der Linie nach wie vor herausragende Reflexe im Repertoire hat, als sicherer Rückhalt, hatte allerdings weniger Szenen vor seinem Tor zu klären. Nach dem Turnier beendete er seine Karriere in der Nationalmannschaft. Sein Vertrag beim FC Bayern läuft im kommenden Sommer aus. Alexander Nübel kehrt von seiner Leihe aus Stuttgart erst 2026 zurück. So lange müsste Neuer noch spielen und dementsprechend seinen Vertrag um ein Jahr verlängern, so der ursprüngliche Plan der Verantwortlichen. Doch die vermehrten Patzer Neuers dürften Sportvorstand Max Eberl ins Grübeln bringen.

Quelle: BR24Sport
04.12.2024 - 18:55 Uhr