Nürnberg mit dritter Niederlage in Folge Nach Pokal-Aus: Wie kann der Club eine Krise abwenden?
Das Pokal-Aus in Kaiserslautern war bereits die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge für den 1. FC Nürnberg. Unter Trainer Cristian Fiél droht dem FCN die erste Krise. Die Frage der Woche: Wie kommt der Club aus der Negativspirale heraus?
Wie schnell sich im Fußball die Stimmung drehen kann, erlebt aktuell der 1. FC Nürnberg. Die 0:2-Niederlage im DFB-Pokal-Achtelfinale beim 1. FC Kaiserslautern war die dritte in Folge. Die Franken haben innerhalb von drei Wochen eine 180-Grad-Wende ins Negative vollzogen. Trainer und Mannschaft wirken zunehmend ratlos. Themen abseits des Platzes sorgen für zusätzliche Unruhe. Das Restprogramm macht wenig Hoffnung.
Die Frage der Woche
Im Aufzug Richtung unten - Wie kommt der 1.FC Nürnberg aus der Negativspirale heraus?
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Defensive Fehler und offensive Harmlosigkeit
Als Trainer Cristian Fiél nach der Partie am Sportschau-Mikrofon nach den Gründen für die Niederlage auf dem Betzenberg gefragt wurde, antwortete er: "Weil wir die entscheidenden Fehler in der Defensive machen und in der Offensive nicht zwingend genug werden." Ein Satz, der sich problemlos auf die letzten drei Partien des Altmeisters übertragen lässt. In drei Spielen kassierte der Club elf Gegentore bei nur einem erzielten Tor. Negativer Höhepunkt war das 0:5-Debakel gegen Düsseldorf vor heimischem Publikum am vergangenen Samstag.
"Wir kommen in die Räume, die wir wollen, aber dann spielen wir einen einfachen Fehlpass, uns verspringt der Ball, wir treffen die falsche Entscheidung", analysierte Fiél den Pokal-K.o.: "Das zieht sich gerade durch unser Spiel und deshalb gewinnen wir keine Spiele." Auch Kapitän Christian Mathenia gab nach dem Spiel zu: "Wir haben zweimal in der Liga hoch verloren und strotzen nicht gerade vor Selbstbewusstsein."
Ohne Castrop fehlt das Gleichgewicht
Der Negativ-Lauf lässt sich aber auch personell festmachen. Jens Castrop flog beim letzten Nürnberger Sieg (3:1 in Paderborn) mit Rot vom Platz. Seitdem mussten die Franken zwölf Gegentore (ohne Castrop kassierte der Club nach 3:0-Führung noch das 1:3 in Paderborn) hinnehmen. Gegen Kaiserslautern konnte Castrop verletzt nicht mitwirken. Wie sehr er fehlt, zeigte sich in den letzten drei Wochen. Castrop ist auf der Achterposition elementar im pressing-intensiven 4-3-3-System von Trainer Fiél. Der schätzt Castrops Aggressivität in den Zweikämpfen, die dem U20-Nationalspieler zwar schon acht gelbe Karten (Ligahöchstwert) und einen Platzverweis, aber dem FCN auch zahlreiche Ballgewinne im Mittelfeld und daraus resultierende Umschaltmomente gebracht haben.
Wunderkind Uzun kann den Club nicht immer retten
Auch Wunderkind Can Uzun (Muskelverletzung) wurde auf dem Betzenberg schmerzlich vermisst. Ohne seine offensiven Steckpässe und kreativen Ideen, ist die FCN-Offensive deutlich harmloser. Doch nicht nur auf seine Vorlagen ist der Altmeister in dieser Saison angewiesen. Uzun hat bereits sechs Saisontreffer auf seinem Konto und ist damit der treffsicherste Akteur beim aktuellen Elften der zweiten Liga. Beim 1:4 in Karlsruhe erzielte er den einzigen Nürnberger Treffer der jüngsten Negativserie.
An guten Tagen hebt der jüngst volljährig gewordene Uzun das Niveau der gesamten Mannschaft, hat aber auch immer mal schwächere Auftritte. Wie am vergangenen Samstag, als ihn Trainer Fiél zur Halbzeit vom Feld nahm.
Generell setzt der Club unter Ex-U21-Coach Fiél verstärkt auf den Nachwuchs. Das funktionierte bisher hervorragend, doch von jungen Spielern wie Uzun kann noch nicht so eine Konstanz erwartet werden.
Zu viele Nebenschauplätze
Doch es liegt nicht nur sportlich einiges im Argen. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung straften die Stimmberechtigten Aufsichtsratschef Thomas Grethlein ab und wählten ihn aus dem Gremium. Stattdessen zog Ex-Profi Raphael Schäfer in den Aufsichtsrat ein. Grethlein-Nachfolger an der Spitze wird Peter Meier, der bisher Grethleins Stellvertreter gewesen war. Grethlein hatte neun Jahre den Vorsitz des Aufsichtsrats inne gehabt.
Und dann wären da noch die Transfergerüchte um die Top-Talente der Nürnberger. Wie "Sky" diese Woche vermeldete, soll Nathaniel Browns Abschied im Sommer beschlossene Sache sein. Den U21-Nationalspieler zieht es wohl zu Bundesligist Eintracht Frankfurt. Drei Millionen Euro könnte der Club laut dem Bericht als Entschädigung erhalten. Sportdirektor Olaf Rebbe wollte die Personalie gegenüber der "BILD" nicht kommentieren, schloss einen Transfer Browns im Winter aber aus.
Und auch um Juwel Uzun ranken sich Gerüchte. Der 18-Jährige soll auf dem Zettel einiger Premier-League-Klubs stehen. Flügelflitzer Kanji Okunuki wird das Interesse von Celtic Glasgow nachgesagt.
Ob und inwiefern diese Nebenschauplätze die Mannschaft verunsichern, darüber lässt sich nur spekulieren. Für mehr Ruhe dürften sie nicht sorgen.
Schweres Restprogramm bis Weihnachten
Auch das Restprogramm vor Weihnachten macht wenig Hoffnungen auf viele Punkte. Am kommenden Wochenende reist der Club zum überraschend starken Aufsteiger nach Elversberg, eine Woche vor Weihnachten gastiert dann der Tabellenzweite Hamburger SV im Max-Morlock-Stadion. "Wir versuchen, unser Bestes zu geben, wir versuchen, hart zu arbeiten und zu trainieren und dann aus diesem Strudel herauszukommen", verspricht Mathenia. Fiél hat Verständnis für seine Spieler, die am Ende des Fußballjahres "ein bisschen müde im Kopf" seien. Dennoch möchte er das nicht als Ausrede gelten lassen.
Sollte der Club in den verbleibenden zwei Spielen ähnlich schwach auftreten wie zuletzt, könnte Weihnachten am Valznerweiher ein bisschen weniger besinnlich ausfallen.
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Quelle: BR24Sport 06.12.2023 - 18:30 Uhr