Verteidiger überzeugt Leihgabe Josip Stanisic - bei Bayer veredelt, bei Bayern vermisst
Der FC Bayern wird in dieser Saison keinen Titel mehr holen. Leihspieler Josip Stanisic greift mit Bayer Leverkusen dagegen nach dem Triple. Doch nach dieser Saison wird der Kroate wieder zurückkehren und eröffnet dem FCB ganz neue Möglichkeiten.
Während der FC Bayern nach dem späten Halbfinal-k.o. in der Champions League in Madrid definitiv titellos bleiben wird, hat FCB-Leihgabe Josip Stanisic noch die Chance aufs Triple. Nach dem 2:2 gegen die AS Rom im Europa-League-Halbfinale steht das Team von Xabi Alonso im Endspiel. Auch im DFB-Pokal haben die Rheinländer das Finale erreicht. Die Meisterschaft hat die Werkself bereits vor Wochen gesichert.
Von Woche zu Woche hat Stanisic mehr Anteil an dieser fabelhaften Saison unterm Bayerkreuz. Am Donnerstagabend traf er zum 2:2 in der Nachspielzeit und sorgte so dafür, dass die Leverkusener im 49. Spiel hintereinander ungeschlagen blieben.
Serien und Zahlen von denen der FC Bayern München aktuell nur träumen kann. Der deutsche Rekordmeister hat zum ersten Mal nach zwölf Jahren in dieser Saison nichts zu feiern und dürfte - nicht erst seit Donnerstagabend - es bitter bereuen, Stanisic im Sommer an die Konkurrenz verliehen zu haben.
Wenig Spielzeit für Stanisic unter Tuchel
Der kroatische Nationalspieler wollte weg, weil er in München wenig Chancen auf Spielzeit sah. Unter Julian Nagelsmann war Stanisic drauf und dran, sich in der ersten Elf festzuspielen. Dabei halfen ihm Auftritte wie im Champions-League-Achtelfinale, als er Paris-Superstar Lionel Messi kalt stellte. Doch dann durfte Nagelsmann nicht mehr weiter machen. Unter Nachfolger Thomas Tuchel hatte das Eigengewächs der Münchner einen deutlich schwereren Stand. Nur einmal kam er über die volle Distanz zum Einsatz, verletzte sich zusätzlich im Saisonfinale.
Größere Chancen auf Spielpraxis rechnete sich Stanisic daher unter Xabi Alonso in Leverkusen aus. Der Rekordmeister ließ ihn ziehen, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Zukunft von Benjamin Pavard nicht geklärt war. Am Ende verließ der Franzose München und wechselte nach Mailand. Weil der Weltmeister von 2018 aber sowohl in der Innenverteidigung als auch rechts hinten eingesetzt werden kann, bekamen die Münchner damit zwei neue Baustellen. Stanisic hätte beide Positionen ebenfalls bekleiden können, war zu diesem Zeitpunkt aber schon in Leverkusen.
Bayer hat keine Kaufoption - Stanisic-Rückkehr im Sommer
Doch die Leihe, die für beide Vereine eine Win-Win-Situation hätte sein sollen, am Ende aber nur Leverkusen nutzte, endet im Sommer. "Er wird wieder zurückkehren. Er hat noch Vertrag bis 2026. Es gibt keine Klausel und keine Kaufoption für Bayer Leverkusen, sodass er im Sommer wieder beim FC Bayern sein wird”, erklärte Stanisics Berater Dieter Hoeneß der BILD im März. Ab dem 1. Juli ist der Kroate also wieder Mitglied des Kaders des FC Bayern und soll es bleiben.
Im März hatte sich Stanisic noch reserviert gegenüber einer Rückkehr an die Säbener Straße geäußert: "Natürlich ist die Situation so, dass ich zurück muss. Aber im Fußball weiß man nie. Das Geschäft ist sehr schnelllebig", so Stanisic damals. Doch inzwischen soll der 24-Jährige laut einem Bericht der BILD seine Zukunft in seiner Geburtsstadt sehen. Das liegt wohl auch an der beschlossenen Trennung von Tuchel, unter dem Stanisic nur sporadisch zum Zug kam.
Für die Münchner bieten sich nun - mit einem Jahr Verspätung - ganz neue Möglichkeiten in der Verteidigung. Nur weil Kimmich widerwillig aus dem Mittelfeld auf die Rechtsverteidiger-Position wechselte, konnte die Lücke hinten rechts geschlossen werden. Das könnte in Zukunft Stanisic machen, der auch in der Defensivzentrale eingesetzt werden kann. Dort musste in dieser Saison zeitweise sogar Leon Goretzka auflaufen, weil Tuchel die Verteidiger verletzungsbedingt ausgingen.
Stanisic bringt das Bayer-Gen
Doch nicht nur spielerisch kann Stanisic ein Verstärkung werden, auch mental. Während die Münchner im Santiago Bernabeu durch zwei späte Gegentore das Finale verspielten, traf Leverkusen gegen Rom zum 14. Mal entscheidend in der Nachspielzeit - diesmal Stanisic persönlich. Schon im Ligaspiel in Dortmund hatte er in der siebten Minute der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich erzielt. Sein erstes Saisontor schoss er ausgerechnet gegen seinen Stammverein beim 3:0 gegen den FC Bayern im Februar.
Die Art wie die Werkself nach Rückschlägen und Rückstand zurückzukommen, sucht aktuell seinesgleichen. Wenn Stanisic nur einen Bruchteil dieses Bayer-Gens oder bisweilen auch Bayer-Dusels nach München mitbringt und in die Mannschaft injiziert, wird er auch auf mentaler Ebene zum Gewinn.
Quelle: BR24Sport 10.05.2024 - 10:54 Uhr