Niederlage in Frankfurt FC Bayern nach der Demütigung - Büßen sollen andere
Ratlosigkeit und Wut waren die hervorstechendsten Gefühlsregungen bei Trainer und Spielern des FC Bayern München nach der 1:5-Pleite bei Eintracht Frankfurt. Eins ist auch klar: Die kommenden Gegner des Rekordmeisters könnten dafür büßen müssen.
Nach der heftigen 1:5-Schlappe bemühte sich Thomas Tuchel um einen ruhigen Ton und maximale Beherrschung. Der Trainer des FC Bayern München dozierte nach dem deftigen 1:5 (1:3) bei Eintracht Frankfurt sachlich und nüchtern. An der fast aberwitzigen Serie an Bayern-Fehlern kam Tuchel aber nicht vorbei, er fand deutliche Worte. "Wir sind enttäuscht und auch sauer. Es gibt viel aufzuarbeiten und viel zu verdauen. Dass wir wenig Argumente haben für das, was wir gemacht haben, ist ja klar. Damit bleibt die Verantwortung letztendlich bei mir", sagte der Trainer.
Es war in diesem Jahrtausend erst das vierte Bundesliga-Spiel, das Bayern mit vier Toren Differenz verloren hat. Und es passierte, wie schon beim 1:5 im November 2019, erneut gegen die Eintracht. "Die individuellen Fehler sind natürlich zu viel", monierte Tuchel nach der ersten Bundesliga-Niederlage seit Mai. Sein Team hatte im Dauerregen von Frankfurt einen völlig verkorksten Nachmittag erwischt.
"Nicht die allergrößte Lust" auf Interviews
Die Münchner um den diesmal harmlosen Topstürmer Harry Kane liegen mit der nun gleichen Anzahl an Spielen drei Punkte hinter Tabellenführer Bayer Leverkusen, der am Sonntag beim VfB Stuttgart antritt. Das Tor von Joshua Kimmich (43. Minute) war viel zu wenig. Denn für die Gastgeber trafen vor 58.000 Zuschauern Omar Marmoush (12.), Eric Junior Dina Ebimbe (31./50.), Hugo Larsson (36.) und Ansgar Knauff (60.).
Während Tuchel geduldig Frage um Frage in der Mixed Zone und bei der Pressekonferenz beantwortete, hatten seine Schützlinge weniger Lust auf das übliche Prozedere. Tuchel stellte sich in diesem Punkt klar hinter seine Profis um Kane und Kapitän Manuel Neuer. "Man muss mal Verständnis haben, dass die Spieler nicht die allergrößte Lust haben, das heute zu erklären. Die Antworten, die wir auf dem Platz geben, sind wichtiger, als ob wir heute noch im Interview glänzen", sagte Tuchel.
Thomas Müller: "Wutmotor muss angehen"
Einer sprach dann aber trotzdem: Thomas Müller. Die Identifikationsfigur, die auch in Frankfurt wieder nur von der Bank kam, kündigte eine deutliche sportliche Reaktion an: "Wir verlieren nicht den Kopf, wir werden zurückschlagen, wir werden zurückkommen", sagte der deutsche Fußball-Nationalspieler bei "Sky". Die abgelaufenen 90 Minuten fasste er so zusammen: "In der ersten halben Stunde haben sie uns gewissermaßen schon den Schneid abgekauft", so der 34-Jährige. "Da muss eine Reaktion folgen, da muss der Wutmotor angehen."
Keine guten Nachrichten also für die nächsten Bayern-Gegner - Manchester United in der Champions League am Dienstag (21 Uhr/Live in der Radioreportage auf BR24Sport) und danach in der Bundesliga der VfB Stuttgart und der VfL Wolfsburg.
Spielabsage statt Terminstress - der Rhythmus fehlte
Die Bayern hatten in den vergangenen Tagen etwas während der Saison völlig Ungewöhnliches erlebt: Spielpause statt Terminstress. Weil die Bundesliga-Partie gegen Union Berlin wegen eines plötzlichen Wintereinbruchs abgesagt und in den Januar verlegt wurde und der Rekordmeister im DFB-Pokal bereits raus ist, spielte Bayern neun Tage lang überhaupt nicht. In dieser Zeit kassierte der Gegner aus Frankfurt in drei verschiedenen Wettbewerben Niederlagen.
Dieser fehlende Rhythmus war den Münchnern deutlich anzumerken. Noussair Mazraoui sowie Torschütze Kimmich erlaubten sich große individuelle Fehler. Entscheidend erschien das zweite Frankfurter Tor, das während einer Münchner Drangphase fiel: Eric Dina-Ebimbe ging mit Wucht an Landsmann Dayot Upamecano und Alphonso Davies vorbei, Neuer ließ seinen Versuch ins kurze Eck durchrutschen.
Tuchel: Keine Erklärung für die individuellen Fehler
"Ich habe jetzt auch keine Erklärung für individuelle Fehler", sagte ein teilweise ratloser Tuchel. Sein Gegenüber Dino Toppmöller war "total froh" über die Reaktion, gerade einmal drei Tage nach dem enttäuschenden Pokal-Aus in Saarbrücken.
Das zweite Tor war nur der Anfang. Als Larsson auf Vorlage des umtriebigen Marmoush mit links zum 3:0 vollendete, war Tuchel bereits unter dem regengeschützten Dach der eigenen Ersatzbank verschwunden. Einen Drei-Tore-Rückstand der Münchner nach 35 Minuten hatte es in der Liga seit Mai 2004 nicht mehr gegeben.
Das vierte und das fünfte Tor folgten nach der Pause, die Bayern waren nun chancenlos. Auf der Tribüne verfolgte Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß das einseitige Spektakel mit düsterer Miene. "Viele Argumente haben wir nicht", stellte Tuchel mit Blick auf das Endergebnis ernüchtert fest.
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Quelle: Blickpunkt Sport 09.12.2023 - 21:45 Uhr