BR24 Sport FC Augsburg - Eine Saison in der Gefühls-Achterbahn
Erst spielte der FC Augsburg in der abgelaufenen Saison wie ein Abstiegskandidat. Dann - unter einem neuen Trainer - kämpften die Schwaben sogar um einen Europapokalplatz. Neben der sportlichen Achterbahnfahrt gab es noch weitere Turbulenzen.
Europa war in dieser Saison so nah wie seit neun Jahren nicht. 2015/2016 spielte der FCA zum bisher einzigen Mal in der Europa League, wo er nach überstandener Gruppenphase erst im Sechzehntelfinale gegen den großen FC Liverpool ausschied. Nach dem 29. Spieltag waren die Schwaben als Tabellensiebter wieder auf Kurs Europa. Doch in den letzten fünf Saisonspielen riss der Faden und die Mannschaft holte keinen Punktmehr.
Und so beendet der FC Augsburg seine 13. Bundesligasaison auf Tabellenplatz elf - eine durchaus turbulente Spielzeit, mit der er trotzdem zufrieden sein kann.
Pokal-Aus und schwacher Liga-Start
Dabei verlief der Saisonstart ernüchternd. Noch bevor der Ball in der Liga rollte, war der FCA bereits im DFB-Pokal ausgeschieden. Bei Drittligist SpVgg Unterhaching gab es eine peinliche 0:2-Niederlage. Die Mannschaft und ihr Trainer Enrico Maaßen standen direkt mal unter Druck. Dass Topstürmer Mergim Berisha mit Ende des Transferfensters nach zwei Spieltagen zu Ligakonkurrent 1899 Hoffenheim wechselte, hob die Laune genauso wenig wie die ersten Bundesligapartien. Erst am 5. Spieltag gelang der erste Sieg - ein 2:1 zuhause gegen den 1. FSV Mainz 05.
Nach zwei weiteren Niederlagen in Freiburg und zuhause gegen Aufsteiger Darmstadt war die Geduld der Vereinsführung aufgebraucht und Trainer Maaßen musste gehen. Fünf Pünktchen und Tabellenplatz 15, dazu das Pokal-Aus, besiegelten das Schicksal des jungen Coaches.
Glücksgriff: Jess Thorup kommt für Enrico Maaßen
Sportdirektor Marinko Jurendic, der erst am 1. August 2023 sein Amt als Nachfolger von Stefan Reuter angetreten hatte, musste die erste Krise moderieren und überraschte mit der Verpflichtung des hierzulande kaum bekannten Jess Thorup. Als Spieler stand der Däne mal in Uerdingen unter Vertrag, als Trainer war er bis dato aber nur in seinem Heimatland sowie in Belgien tätig gewesen. Zuletzt hatte der heute 54-Jährige den FC Kopenhagen 2022 zur Meisterschaft und in die Champions League geführt.
Das furiose erste Spiel unter Thorup - ein 5:2-Auswärtssieg beim 1. FC Heidenheim - sollte wie ein Booster für den Rest der Spielzeit wirken. Sieben Spiele blieb der FCA ohne Niederlage. Nur knapp acht Wochen nach der Trennung von Maaßen fand sich Augsburg mit ausgeglichener Bilanz auf Tabellenplatz neun wieder. Der Däne erwies sich schnell als Glücksgriff.
Mit Selbstvertrauen gegen das Graue-Maus-Image
Thorup hatte der Mannschaft in kürzester Zeit neues Selbstvertrauen eingeimpft. Auch war spielerisch eine Handschrift zu erkennen dank einer nicht mehr so zaudernden, deutlich selbstbewussteren Spielweise, die sich weniger am jeweiligen Gegner ausrichtete als das noch unter Enrico Maaßen der Fall war. Bye-bye, graue Maus FCA! Die Augsburger verschafften sich viel Respekt in der Liga. Der FCA, so heißt es, gilt als unangenehmer, ekliger Gegner, gegen den man nicht gerne spielt.
Ermedin Demirovic ist Augsburgs Toptorjäger
Demirovic verbessert Vereins-Torrekord
Einzelne Spieler wuchsen in dieser Spielzeit über sich hinaus. So stellte Stürmer Ermedin Demirovic bereits im März einen neuen Torrekord auf: Noch nie hatte ein Profi des Klubs seit dem Aufstieg in die Bundesliga mehr als 13 Treffer in einer Spielzeit erzielt - Demirovic kommt auf 15 Tore, dazu zehn Assists, und dürfte sich wie zuvor Berisha nun für höhere Aufgaben empfohlen haben.
Aber auch Philipp Tietz, Arne Engels, das Innenverteidiger-Duo Felix Uduokhai/Jeffrey Gouweleeuw sowie der in der Winterpause aus Frankfurt ausgeliehene Kristijan Jakic lieferten regelmäßig starke Leistungen ab und hatten so großen Anteil an der am Ende sorgenfreien Spielzeit. Erst zum Saisonende ging den Schwaben die Luft aus - allerdings hatten sie auch ein monströses Restprogramm zu bewältigen.
Trotzdem dürfte die verflixte 13. Bundesliga-Saison des Klubs im Nachhinein als gutes Jahr gewertet werden, wenn auch eins in der Gefühls-Achterbahn. Wenn da nur nicht noch dieser eine Vorfall gewesen wäre.
Böllerwurf mit bösen Folgen
Für Turbulenzen und Negativschlagzeilen neben dem Platz sorgte der Böllerwurf im Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim, bei dem 14 Personen, darunter auch Kinder, verletzt wurden. Die Täter waren schnell gefasst.
Der Prozess gegen vier Männer aus dem Raum Göppingen - darunter den 28-jährigen Haupttäter - verlief alles andere als geräuschlos. Am Ende lautete das Urteil wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährlicher Körperverletzung drei Jahre Gefängnis für den Haupttäter. Der hat inzwischen Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt.
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Quelle: Blickpunkt Sport 19.05.2024 - 21:45 Uhr