Jörg Ammon

BR24 Sport "Bedenklich": BLSV-Präsident Ammon pocht auf Sportförderung

Stand: 20.02.2025 19:01 Uhr

Kinder, die nicht rückwärts laufen können; Athleten, die ihre Karriere beenden müssen, fehlende Sicherheit für Sportler - BLSV-Präsident Jörg Ammon sieht Verbesserungsbedarf, sollten die Olympischen Spiele wieder nach Deutschland kommen.

Von BR24Sport

Wenn man sich die Medaillenspiegel der Olympischen Spiele seit den 1990er Jahren anschaut, ergibt sich eine klare Tendenz: Die deutschen Erfolge sind rückläufig. Gleichzeitig gibt es aber Bestrebungen, Olympische Spiele erstmals seit 1972 wieder ins Land zu holen – ins Ruhrgebiet, nach Berlin, Hamburg oder eben wieder nach München.

Für Jörg Ammon, den Präsidenten des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), ergeben Olympische Spiele in Deutschland jedoch "nur dann Sinn, wenn der deutsche Sport auch darauf vorbereitet ist", wie er am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion in Nürnberg sagte. London, Tokio und Paris seien mit Beispielen vorangegangen: "Die Nationen haben sich lange darauf vorbereitet, um den Heimvorteil bei so einem Großereignis in Medaillen umzumünzen. Das wollen wir auch." Ammons "Traumvorstellung" wären Olympische Spiele in Deutschland im Jahr 2040 oder 2044.

Nachholbedarf im Kinderbereich

So hätte Deutschland auch genügend Zeit, um sich vorzubereiten und die Probleme zu beseitigen. Das fängt bereits im Kindesalter an, so Ammon: "Deutschland hat die fittesten Rentner aller Zeiten. Aber bei den Kindern sieht es genau umgekehrt aus."

Heute würde es bei Kindern schon an den sportlichen Basics hapern, wie Ammon erklärt: "Während wir vor vielen Jahren noch Kinder hatten, die sowohl Laufen, Radfahren und Schwimmen konnten, erleben wir viele, die nicht mehr schwimmen können, nicht mehr Rad fahren können." Und selbst beim Laufen, wenn es etwa ums Rückwärtslaufen geht, hätten Kinder zunehmend Schwierigkeiten. "Das sind extrem bedenkliche Entwicklungen, die wir da feststellen müssen", so Ammon. Der damit auch einen Sport-Appell an die künftige Bundesregierung richtet.

Auch Para-Schwimmer Josia Topf wünscht sich mehr Sicherheit

Andere Länder sind Deutschland einen Schritt voraus: Frankreich hatte schon im Jahr 2004 ein Sportförderungsgesetz beschlossen, das unter anderem eine Stunde Sportunterricht pro Tag an den Schulen vorschreibt.

Doch auch erwachsene Athleten würden von einer besseren Sportförderung profitieren. Einer von ihnen ist der Erlanger Para-Schwimmer Josia Topf, der von den letzten Paralympics einen ganzen Medaillensatz mitbrachte und neben dem täglichen Schwimmtraining Jura studiert.

"Ich werde wahrscheinlich, wenn ich dann mit meinem Studium fertig bin, mit meiner sportlichen Karriere dann auf jeden Fall aufhören müssen, weil es einfach nicht möglich sein wird, momentan beides zu kombinieren. Und das ist sehr, sehr schade." Topf wünscht sich Kooperationen - etwa mit dem Ministerium -, um Sportlern wie ihm mehr Sicherheit zu geben.

Forderungen auch in Wahlprogrammen

Forderungen vom Sport an die Politik gibt es bereits. Der Bayerische Landes-Sportverband e.V. und die Bayerische Sportjugend im BLSV unterstützen mit ihrem Neun-Punkte-Katalog die Forderungen des größten deutschen Sportdachverbands, den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Deutschen Sportjugend (dsj).

Konkret geht es etwa darum, die Sportförderung in die Verfassung aufzunehmen oder einen Staatsminister im Kanzleramt zu etablieren, der für den Sport zuständig ist. Teilweise finden sich diese Forderungen vor den anstehenden Bundestagswahlen auch in den Wahlprogrammen einiger Parteien wieder.

Quelle: BR24Sport 20.02.2025 - 18:30 Uhr