BR24 Sport 1860-Investor Ismaik: "In Wirklichkeit bin ich der Gewinner"
Die zukunftsweisende Wahl des Verwaltungsrats beim TSV 1860 ist vorbei. Das von Investor Hasan Ismaik unterstütze "Bündnis Zukunft" brachte keinen Kandidaten in das Gremium. Dennoch sieht sich Ismaik im exklusiven BR-Interview als Gewinner.
Hasan Ismaik hatte vor der Wahl des Verwaltungsrats des TSV 1860 München kräftig die Werbetrommel gerührt. Für seine Sicht der Dinge, gegen die aktuellen Mitglieder des Verwaltungsrats und das Präsidium und für das "Bündnis Zukunft 1860". Am Ende stand bei der Abstimmung ein klares Ergebnis: Alle sieben Mitglieder des bisherigen Verwaltungsrats, die zur Wahl standen, wurden wiedergewählt. Die zwei zusätzlichen Plätze gingen ebenfalls an Personen, die von dem Bündnis "Pro 1860", das der Vereinsführung nahesteht, empfohlen worden waren. Kein Kandidat des "Bündnis Zukunft 1860" schaffte es in das wichtige Gremium des Vereins.
Ismaik: "Habe es geschafft, 1.000 Menschen zu mobilisieren"
Aufgrund dieses klaren Ergebnisses ist die Schlussfolgerung, zu der Ismaik im exklusiven BR-Interview kommt, zumindest überraschend: "In Wirklichkeit bin ich der Gewinner dieser Wahl und nicht sie", so der Anteilseigner, dem 60 Prozent der Aktien der TSV 1860 GmbH & Co. KGaA gehören. Als Begründung nennt Ismaik die Rekord-Wahlbeteiligung. 2.311 Stimmberechtigte waren zu der Mitgliederversammlung im Zenith erschienen, was der 46-jährige Jordanier vor allen Dingen auf sein Engagement zurückführt: "Ich habe es geschafft, so viel Aufmerksamkeit und Interesse zu erwecken. Ich habe es geschafft, innerhalb von zwei Wochen 1.000 Menschen zu motivieren."
Nicolai Walch, der mit 1.281 wieder in den Verwaltungsrat gewählt wurde, kommt zu einem anderen Schluss. In einem Interview mit "11Freunde" sagt er, die Wahl bedeute: "dass unser Kurs der wirtschaftlichen Vernunft, den wir als Verantwortliche im e.V. seit Längerem vorantreiben, weitergeführt werden kann und nicht gewisse Personen in dem Glauben an den schnellen Erfolg dafür sorgen, dass wir unsere Seele verkaufen und uns von Banken und Dritten abhängig machen."
Ismaik über Bündnis Zukunft: "Hätten mehr arbeiten müssen"
Die Schuld für den Ausgang der Wahl sieht Ismaik unter anderem an dem "Bündnis Zukunft" um Geschäftsmann Klaus Josef Lutz: "Die Bündnis-Kandidaten hätten sich intensiver einsetzen müssen. Ich habe ihnen die Türe geöffnet. Aber ich kann nicht für die Kandidaten arbeiten. So ist die Demokratie. Sie hätten mehr arbeiten müssen", so der Investor des TSV 1860.
Der Wahlkampf vor der Mitgliederversammlung war zwischenzeitlich zu einer Schlammschlacht ausgeartet. Ismaik hatte die Führungsriege und den Verwaltungsrat beschuldigt, TSV 1860 bewusst in der 3. Liga halten zu wollen, mit dem Ziel, das Grünwalder Stadion als Heimspielstätte zu erhalten und Ismaik loszuwerden. "Eine infame Unterstellung, die von dort leider immer wieder bemüht wird", findet Walch. "Die Mitglieder haben die gegen uns gerichtete Kampagne aber durchschaut und mit sehr deutlicher Mehrheit unseren Weg unterstützt."
Verwaltungsrats-Mitglied Walch will "bei null anfangen"
Sowohl Walch als auch Ismaik verweisen allerdings auf ein Treffen während der Mitgliederversammlung, bei dem man sachlich und "freundlich" miteinander gesprochen habe. Und so wünschen sich Walch und der Anteilseigner öffentlich, künftig enger zusammenzuarbeiten. "Wir vereinbarten, dass wir nach der Wahl alles hinter uns lassen und bei null anfangen werden", so Walch gegenüber 11Freunde.
Ismaik sagte im exklusiven BR-Interview: "Wenn sie einen guten Willen haben, wenn sie aus den Streitereien gelernt haben, dass diese beide Seiten nicht weiterbringen, wenn sie mit der Intention zu mir kommen würden, dass wir gemeinsam zusammenarbeiten und sie die Bedeutung von Teamarbeit verstanden haben, bin ich bereit mit ihnen zusammenzuarbeiten."
"Bald" - Ismaik kündigt Gespräch mit Präsident Reisinger an
Und auch ein Gespräch mit Präsident Robert Reisinger sei laut Ismaik geplant: "Bald." Wann genau das sein wird und ob Reisinger diesem Treffen zugesagt hat, ist dem BR nicht bekannt. Ob dieses Gespräch ebenfalls freundlich verlaufen, wie das Aufeinandertreffen mit Walch und anderen Vertretern des Verwaltungsrates, muss zumindest bezweifelt werden. Auch Ismaik betont, die Gräben im Verein könne man "nicht mit einem Treffen lösen."
Ismaik kündigt Wahlkampf um Präsidium an
Zudem bezeichnete er den Präsidenten des TSV 1860 erneut als "Lügner" und kündigte an, vor der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahren erneut Wahlkampf machen zu wollen: "Die andere Seite hat uns 13 Jahre lang missachtet und hat Spiele mit uns gespielt. Diese Mitgliederversammlung war eine Botschaft. Eine Botschaft, dass diese Spiele nun zu Ende sind", sagte Ismaik und fügt später an: "Nächstes Jahr sind Präsidentenwahlen. Dann werden wir zeigen, dass wir bei diesen Wahlen organisiert antreten werden. Deren Anhänger sind 1.500 Leute, doch es gibt abertausende Fans." Diese will Ismaik laut eigenen Aussagen in einem neuen Dachverband für Fanklubs zum Zusammenarbeiten bringen.
Eigentlich hatten viele Fans im Umfeld des TSV 1860 gehofft, dass die Wahl des Verwaltungsrats erst einmal für Ruhe im Verein sorgen wird. Besonders im Hinblick auf die Wahl des Präsidenten im kommenden Jahr sieht es aus, als wäre ein Burgfrieden in weiter Ferne. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die allseits geforderte Zusammenarbeit zwischen der Führungsriege des e.V. und dem Mehrheitseigner der KGaA bald auch Realität wird.
Der neue Verwaltungsrat des TSV 1860 München
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Quelle: BR24Sport 23.06.2024 - 14:30 Uhr