Der Slowene Tadej Pogacar während der 4. Etappe der Tour de France
Tourreporter

Pogacar wieder in Gelb Machtdemonstration am Galibier

Stand: 02.07.2024 21:26 Uhr

Tadej Pogacar holt sich auf der 4. Etappe der Tour de France das Gelbe Trikot zurück und lässt seine Konkurrenten fast eine Minute hinter sich. Sein UAE-Team zerlegt zuvor am Galibier die anderen Mannschaften.

Von Michael Ostermann, Saint Jean de Maurienne

Tadej Pogacar stand im Gelben Trikot auf dem Podium und winkte. Doch er grüßte mit dieser Geste nicht die begeisterten Fans, die ihn für seinen Etappensieg und das Maillot Jaune feierten, sondern Nils Politt, der gerade ins Ziel der 4. Etappe der Tour de France in Valloire rollte. Ein erster Dank an seinen deutschen Helfer, der seinen Job "mit Bravour gemacht" hatte, wie Politt später selbst zu Protokoll gab.

"Das war ein großer Tag für UAE"

Weite Teile des Dienstags (02.07.2024) hatte der Kölner vorne im Wind verbracht, die Ausreißergruppe des Tages an der kurzen Leine gehalten und dann in der Anfahrt zum Lautaret-Pass in Richtung Galibier, lange das Tempo hochgehalten als der Wind heftig von vorne blies. "Wir hatten starken Gegenwind. Um da von vorne zu fahren braucht man Eier, so wie wir heute", lobte Pogacar seine Helfer.

Der Slowene hatte am Galibier und vor allem auf der 20 Kilometer langen Abfahrt von dort hinunter ins Ziel in Valloire ein fulminantes Solo hingelegt, das ihn zurück an die Spitze der Gesamtwertung brachte mit 45 Sekunden Vorsprung auf den Belgier Remco Evenepoel und 50 Sekunden auf seinen großen Rivalen Jonas Vingegaard. Aber dieser Tag war vor allem eine Machtdemonstration seines Teams gewesen.

Als seine Konkurrenten längst weitgehend ohne Unterstützung waren, konnte Pogacar noch auf drei Helfer bauen und als er knapp 900 Meter unterhalb des Gipfels des Galibiers attackierte, hatten Juan Ayuso und Juan Almeida bis dahin das Tempo der Favoritengruppe vorgegeben. "Das war ein großer Tag für UAE", urteilte Geraint Thomas, der Toursieger von 2018, vom Team Ineos Grenadiers. "Und ein klares Zeichen von Tadej."

Vingegaard verliert vor allem auf der Abfahrt

Es war nicht so, dass die Konkurrenz überrascht war von dem Auftritt der Mannschaft um Tadej Pogacar. Alle hatten ja damit gerechnet, dass das UAE-Team an diesem ersten Tag in den Alpen, der die Tour de France von Italien in ihre Heimat Frankreich führte, angreifen würde. "Das war der Plan", sagte Pogacar. "Ich wollte hart zuschlagen."

Die Attacke des Slowenen kam dann zwar spät, aber sie sorgte dafür, dass zunächst nur Jonas Vingegaard folgen konnte. Doch auch der Däne, der nach einem Sturz Anfang April mit schwersten Verletzungen einige Tage auf der Intensivstation verbracht hatte, musste kurz danach die Lücke aufgehen lassen.

4. Etappe - die Attacke von Pogacar am Galibier

Sportschau Tour de France, 02.07.2024 17:46 Uhr

Auf dem Galibier auf 2.642 Metern Höhe lag Vingegaard nur acht Sekunden hinter Pogacar, den Großteil seines Rückstandes handelte er sich dann auf der Abfahrt ein. "Man sollte nicht vergessen, dass er vor ein paar Monaten einen schlimmen Sturz hatte auf einer Abfahrt. Da fehlt dann das Selbstbewusstsein", sagte sein Sportlicher Leiter Grischa Niermann. "Aber Radrennen bedeutet genauso bergab, nicht nur bergauf."

Roglic muss sich um sein Team sorgen

Das galt auch für Primoz Roglic, der auf den letzten Kilometern hinauf zum Galibier Mühe hatte, das von UAE gesetzte horrende Tempo in der Favoritengruppe mitzugehen. Eine frühere Attacke von Pogacar hätte ihm vermutlich einen größeren Rückstand eingehandelt. So aber konnte er auf der Abfahrt zu Carlos Rodriguez, Remco Evenepoel und schließlich auch Vingegaard aufschließen, mit denen er zeitgleich im Ziel ankam. So blickte Roglic in Valloire auf "einen schwierigen, aber guten Tag" zurück.

Sportschau Tourfunk, 02.07.2024 18:54 Uhr

Größere Sorgen dürfte ihm allerdings sein Team bereiten. Bei Red Bull-Bora-hansgrohe hatten sie vor dem Grand Départ noch von der Breite des Tour-Kaders gesprochen und dabei vor allem auf den Girosieger von 2022, Jai Hindley, und Alexander Wlassow, den Tourfünften im selben Jahr, verwiesen. Die beiden sollten Roglic in den Bergen nicht nur möglichst lange zur Seite stehen, sondern ebenfalls möglichst wenig Zeit verlieren, um der Equipe taktische Optionen zu ermöglichen.

Pogacar vorerst "außer Konkurrenz"

Nun aber liegt Wlassow nach einem Tag im Hochgebirge schon mehr als drei Minuten zurück, Hindley mehr als vier. "Wenn wir heute eins gelernt haben, dann dass die Rollen jetzt klar verteilt sind", sagte der Sportliche Leiter des Teams, Rolf Aldag.

Das gilt vorerst auch für das gesamte Rennen. Remco Evenepoel, jetzt auf Rang zwei der Gesamtwertung geführt, hatte auf die Attacke von Pogacar anders als Vingegaard ebenfalls nicht reagieren können und musste feststellen, dass der Slowene und der Däne "auf einem anderen Level sind, vor allem Tadej". Sein Sportlicher Leiter Tom Steels klang nach der Machtdemonstration am Galibier sogar noch fatalistischer. "Pogacar fährt hier scheinbar außer Konkurrenz."

4. Etappe - die Stimmen

Sportschau Tour de France, 02.07.2024 14:36 Uhr