Datenbasierte Rennentscheidungen: Weltverband stoppt den neuen Weg von Team Visma

Tour de France Radsport-Weltverband stoppt Datenbus von Visma-Team 

Stand: 01.07.2024 14:12 Uhr

Mit seinem Datenbus hatte das Team Visma-Lease A Bike vor dem Start der Tour de France für Aufsehen gsorgt. Der Radsport-Weltverband stoppte nun den "innovativen Kontrollbus".

Die Absicht hinter dem ungewöhnlichen Gefährt: Es soll in Echtzeit dem Rennstall wichtige Daten zum Renngeschehen liefern. Mit Hilfe dieser Daten möchte die Sportliche Leitung in den Autos hinter den Profis noch besser während der Wettkämpfe mit Informationen gefüttert werden.

Häufig gibt es Signalausfälle bei den TV-Bildern. Taktische Entscheidungen sollen so schneller getroffen werden, heißt es in einer Visma-Mitteilung. Das Team gilt als Vorreiter bei der Nutzung von Daten.

Keine Akkreditierung für den Bus

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bei der Tour-Organisation ASO bestätigte ein Sprecher, dass die Jury des Weltverbands UCI die Nutzung des Vans auf der Tour-Strecke untersagt habe. Es gebe keine Akkreditierung. Die genauen Gründe wurden nicht genannt. Am Freitag hatte der Weltverband nur angekündigt, sich den Bus genauer anzusehen.

Es hieß dabei, dass die sportliche Fairness und ein gleichberechtigter Zugang zur Technologie gewährleistet sein müssten. Möglicherweise waren die Regelhüter besorgt, dass auch unerlaubte Daten an die Teams gelangen könnten. Es ist zum Beispiel nur den Fahrern während der Rennen erlaubt, Körpertemperatur und Herzfrequenz einzusehen.

Unverständnis bei Niermann und Co.

Die Sportliche Leitung des Teams Visma-Lease A Bike um den deutschen Ex-Radprofi Grischa Niermann reagierte mit Unverständnis. "Die UCI hat ein Statement rausgebracht, aber in diesem Wagen passiert nichts, was man nicht auch zu Hause sehen könnte", sagte er dem Portal Radsport-news.

Der Bus sei nur etwas durchdachter, aber er ändere nichts daran, dass Niermann "jederzeit im Auto mit jedem Kontakt" haben könne. Auf die fehlende Akkreditierung reagierte er gelassen: "Der Wagen muss nicht zwangsläufig beim Rennen sein, sondern kann überall stehen."

Aldag: "Fahren nicht wie vor 30 Jahren"

So reagieren andere Teams: Rolf Aldag kann das Vorgehen des Weltverbands nur bedingt nachvollziehen. "Wenn die UCI glaubt, wir fahren hier jetzt alle wie vor 30 Jahren nach Gefühl, dann ist auch klar, dass sie auf einem völlig falschen Weg sind", sagte der Sportchef des deutschen Top-Teams Red Bull-Bora-hansgrohe. Er wünsche sich eine "Vorgabe, die kommen muss", um Klarheit zu schaffen.

Das US-amerikanische Team EF reagierte mit Humor. Auf "X" postete es ein Bild und fragte Visma, ob sie deren Kontrollraum mögen. Darauf zu sehen: Ein Mitarbeiter, der mit einem Laptop auf dem Boden sitzt und daneben Videokameras und eine Drohne parat hat.