Johannes Thingnes Bö in Ruhpolding

Biathlon in Ruhpolding Strelow verpasst Top 10 - Bö gar die Top 80

Stand: 15.01.2025 15:50 Uhr

Nach durchwachsenen Ergebnissen haben die deutschen Biathlon-Männer zum Auftakt des Heimweltcups in Ruhpolding in Teilen die erhoffte Reaktion gezeigt. Allen voran Justus Strelow konnte im Einzel am Mittwoch (15.01.2025) überzeugen. Den Sieg schnappte sich ein Norweger - allerdings nicht Johannes Thingnes Bö. Der Dominator der vergangenen Jahre erlebte einen rabenschwarzen Tag.

Von Jonas Schlott

Groß war der Frust bei den deutschen Biathleten nach den ernüchternden Ergebnissen von Oberhof. Vor allem die Leistungen am Schießstand und der fehlende Fokus vor dem Heimpublikum bereiteten Sorge. In Ruhpolding präsentierten sich die deutschen Skijäger aber schon verbessert.

Strelow gehen die Kräfte aus

Vor allem Justus Strelow zeigte erneut eine starke Leistung am Schießstand. Die ersten 38 Schuss fanden allesamt ihren Weg ins Ziel. Erst im letzten Schießen kassierte er eine Strafminute, ehe er auf der Schlussrunde einbrach. Rang elf bedeutete dennoch ein gutes Ergebnis.

"Der Stöpsel war nicht erst in der letzten Runde raus, sondern schon in der dritten", sagte Strelow in der Sportschau. "Ein Fehler kann passieren nach 16 Kilometern, von denen mindestens acht zu schnell waren. Das passiert, wenn der Kopf langsam müde wird."

Sörum siegt - Bö lässt sich hängen

Der Sieg ging an den Norweger Vebjörn Sörum, der in allen vier Schießeinlagen fehlerfrei blieb und in 47:30,00 Minuten souverän vor Emilien Claude aus Frankreich (0 Fehler/+52,1 Sekunden) und dem Letten Andrejs Rastorgujevs (1/+56,8) gewann. Strelow hatte im Ziel mehr als zwei Minuten Rückstand auf Sörum, der den ersten Weltcupsieg seiner Karriere feierte.

Johannes Thingnes Bö musste dagegen einen herben Rückschlag hinnehmen. Der Führende im Gesamtweltcup aus Norwegen landete nach fünf Fehlern auf einem mehr als enttäuschenden 85. Rang und sorgte für eine kuriose Szene, als er - bereits zu diesem Zeitpunkt weit abgeschlagen - in 20,6 Sekunden die letzten fünf Scheiben abräumte und sich vor den Fans verneigte. Im Anschluss ließ er das Rennen mit einem müden Lächeln nur noch austrudeln.

Auch Kühn vorne dabei

Aus deutscher Sicht präsentierte sich auch Johannes Kühn in guter Form und lief nach zwei Fehlern auf Platz 17. "Das war ein sehr solides Rennen. Aber zwei Fehler waren wohl einer zu viel", sagte Kühn.

Philipp Nawrath konnte nicht vorne angreifen und wurde mit drei Fehlern 22.. Roman Rees (3 Fehler) und David Zobel (2), die ihr Weltcup-Comeback gaben, zeigten zwar gute Ansätze, konnten läuferisch aber nicht mit der Weltspitze mithalten und landeten auf den Plätzen 39 und 43. Danilo Riethmüller erlebte wie Bö einen gebrauchten Tag am Schießstand und beendete das Rennen nach sieben Fehlern als 78..

Strelows fast perfekter Tag am Schießstand

Strelow und Kühn legten ohne Fehler im ersten Liegendanschlag vielversprechend los. Während sich Strelow mit zwei weiteren perfekten Serien im vorderen Feld behaupten konnte, kassierte Kühn nach zwei Fehlern einen Dämpfer. Für Strelow, der schon in der Single-Mixed-Staffel in Oberhof mit einer starken Leistung überzeugt hatte, war bis zum letzten Schießen alles drin. Es sah alles nach einem perfekten Auftritt aus, ehe die vorletzte Patrone ihr Ziel verfehlte. Dennoch sollte es für ein starkes Resultat reichen.

Nawrath mit frühen Fehlern

Nawrath hatte in Oberhof zwar läuferisch überzeugen können, sich aber zu viele Fehler geleistet. In Ruhpolding ging er mit der späten Startnummer 58 im Feld der besten Athleten in diesem Winter ins Rennen, musste nach zwei Fehlern im ersten Schießen aber einen Rückschlag hinnehmen. Nach einem weiteren Fehlschuss im Stehen waren alle Hoffnungen auf das Podest passé.

Nawrath war in diesem Winter schon einmal aufs Treppchen gelaufen, dazu kam er viermal unter die Top 10. Beim bisher einzigen Einzelrennen der Saison in Kontiolahti, das allerdings nur verkürzt über 15 Kilometer stattgefunden hatte, war er 22. geworden. 

Rees gibt solides Comeback

Rees kam aufgrund gesundheitlicher Probleme in der Vorbereitung in dieser Saison bislang nicht zum Einsatz. Bei seinem Comeback startete er als erster Deutscher ins Rennen, sammelte aber direkt eine Strafminute am Schießstand. Auch in den letzten beiden Schießserien kam jeweils ein Fehler hinzu. Im Anschluss haderte Rees auch mit dem Material: "Mein Ski hat gar keine Geschwindigkeit aufgebaut. Aus meiner Sicht haben meine Ski brutal abgebaut."

Riethmüller musste sich ebenfalls schon früh im Kampf um eine Top-Platzierung verabschieden. Gleich im ersten Anschlag leistete er sich drei Fehler, auch im Stehen sammelte er drei Strafminuten - ein Rennen zum Vergessen für den Sachsen-Anhalter. Daran konnte auch die erneut gute Laufzeit nichts ändern. "Es ist sehr deprimierend. Man hat dann schon die Nase voll", sagte der 25-Jährige.

Preuß und Co. am Donnerstag gefordert

Die deutschen Biathletinnen um die Gesamtweltcup-Führende Franziska Preuß starten am Donnerstag mit dem Einzel in die Wettkämpfe in der Chiemgau Arena. Am Freitag und Samstag folgen die Staffelrennen, ehe die Massenstarts am Sonntag den Weltcup tradtionell abschließen.