Cyclocross in Belgien Mathieu van der Poel - in Matsch und Schlamm daheim
In Belgien und den Niederlanden ist es Nationalsport und auch in Deutschland wird es immer beliebter: Cyclocross. Der Dominator heißt aktuell mal wieder Mathieu van der Poel.
"Ich bin ein wenig erschrocken, wie weit ich hinten liege" - Wout van Aert konnte am Neujahrstag im Zielgelände von Baal nur mit der Schulter zucken. Der belgische Radprofi, in seiner Heimat so etwas wie eine Legende, was Cyclocross betrifft, war beim Neujahrsrennen in seiner Heimat deutlich geschlagen worden. Von wem, ist eigentlich klar: Es war Mathieu van der Poel, Aerts "ewiger Rivale", der ihm die empfindliche Niederlage zugefügt hatte.
"Schwerer, guter Arbeitstag"
"Es war ein schwerer, aber guter erster Arbeitstag im neuen Jahr", bilanzierte van der Poel ganz nüchtern seinen Sieg, der überaus eindrucksvoll daherkam. Der 28-jährige Niederländer lag bei einer Fahrtzeit von 57:22 Minuten im Ziel des superschweren Kurses 1:55 Minuten vor van Aert, der Drittplatzierte Pim Ronhaar hatte schon 2:44 Minuten Rückstand. Schlamm, Pfützen und tiefe Spurrillen - der GP Sven Nys in Baal gilt als einer der schwersten im Rennkalender.
Er ist Teil einer achtteiligen Rennserie - der "X2O Badkamers Trofee" - die in Belgien und den Niederlanden Kultcharakter besitzt. Die Rennserie besteht seit 1987 unter verschiedenen Namen. Erster Namenssponsor war die belgische Zeitung "Gazet van Antwerpen", von 2012 bis 2016 dann die bpost bank und von 2016 bis 2020 die DVV Verzekeringen. Aktueller Sponsor (seit 2020) und Namensgeber ist der belgische Sanitärausstatter X2O Badkamers.
Van der Poel - ungeschlagen in der Cyclocross-Saison 23/24
Die Serie, die Renntag für Renntag Tausende von Radsportfans an die Strecke lockt, umfasst acht belgische Rennen mit Schwerpunkt in der Provinz Antwerpen und zählt zu den wichtigsten Rennserien im Querfeldeinfahren. Besonders ist, dass der Sieger über die Summe der Fahrzeit und nicht über ein Punktesystem ermittelt wird.
Mathieu van der Poel - Weltklasse im Gelände
Weltmeister van der Poel stieg ins dritte Rennen ein und gewann nun Rennen drei und vier. Er ist noch ungeschlagen in dieser Saison. Was nicht allen gefällt. Beim Weltcuprennen in Hulst zwei Tage zuvor, als der Sieger ebenfalls van der Poel hieß, war auf Videoaufnahmen zu erkennen, wie der Dominator kurz vor der Ziellinie langsamer wurde und eine Gruppe belgischer Fans bespuckte.
Spuckattacke nach Bierattacke
Die Gruppe hatte den niederländischen Radstar während des Rennens beschimpft und mit Bier überschüttet - van der Poel meinte lapidar zu dem Vorfall: "Ich hatte genug vom Buhen. Was riefen sie mir zu? Fragen Sie sie selbst, ich werde es nicht wiederholen." Die Organisatoren und der Radverband nahmen es nicht so leicht. Wie die Webseite "Cyclingnews" berichtet, habe der Niederländer eine Strafe in Höhe von 250 Euro zahlen müssen.
Über van der Poels Allrounder-Fähigkeiten ist schon häufig geschrieben worden. Er hat sich seit seiner Jugend als Crosser und auf der Straße bewegt. Exemplarisch für van der Poels Sonderklasse dürfte die Saison 2023 stehen. Nach dem WM-Titel im Cyclocross in Hoogerheide im Februar 2023 (im Sprint gegen van Aert), trat er im Frühjahr bei den größten Klassikern auf der Straße an.
Allrounder - Weltklasse auf der Straße und im Gelände
Nach Platz zwei bei der Flandern-Rundfahrt gewann er durch ein Solo von 15 Kilometern Paris-Roubaix. Nachdem er bei der Tour de France 2023 primär als Anfahrer für den vierfachen Etappensieger Jasper Philipsen fungierte, startete van der Poel bei den Radsport-Weltmeisterschaften 2023 sowohl im Straßenrennen als auch im MTB Cross Country.
van der Poel - Weltklasse auch auf der Straße
Das Straßenrennen entschied er für sich, nachdem er sich 22 Kilometer vor dem Ziel aus einer Vierergruppe abgesetzt hatte. Der 28-Jährige gewann trotz eines Sturzes 16 Kilometer vor dem Ziel. Er wurde damit der erste Fahrer, der sowohl im Cross als auch auf der Straße Weltmeister wurde. Was van der Poel 2024 vorhat, ist noch nicht ganz so klar. Anfang Februar findet im tschechischen Tabor die WM im Cyclocross statt. Wenn's um den potenziellen Sieger geht, werden alle erst einmal auf Mathieu van der Poel schauen.