Martin Richenhagen

Reitverband mit neuer Führung FN-Präsident Richenhagen - "Wer nicht mitzieht, muss gehen"

Stand: 26.11.2024 15:07 Uhr

Martin Richenhagen ist neuer Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN - mit langer Aufgabenliste in einer tiefen Krise.

Die außerordentliche Mitgliederversammlung bestätigte am Dienstag (26.11.2024) in Warendorf mit großer Mehrheit den Vorschlag des Beirats Sport. Richenhagen (72) ist der fünfte Präsident der FN nach deren Re-Organisation im Jahr 1968.

Ob der umstrittene Generalsekretär Sönke Lauterbach wie geplant bis zum Ausscheiden am 30. September 2025 weiterarbeiten darf, ließ Richenhagen zunächst offen. "Entweder arbeiten wir bis September zusammen oder nicht."

Seine aktuelle Vorstellung? "Ich stelle mir gar nichts vor. Ich werde mich heute mit Herrn Lauterbach zu diesem Thema unterhalten", kündigte Richenhagen an. Es gebe bereits mehrere Bewerbungen für die Nachfolge. 

Kritik am ehemaligen Präsidium

Lauterbach hatte im Juli seinen Rücktritt für das kommenden Jahr angekündigt, nachdem er ebenso wie der ehemalige Präsident Hans-Joachim Erbel nicht entlastet worden war. "Das Vertrauen in meine Person hat massiv gelitten und die Kritik am Verband hat sich in den letzten Wochen immer mehr auf meine Person zugespitzt", hatte Lauterbach erklärt: "Ich habe das Gefühl, dass ich zunehmend zur Belastung für die FN geworden bin."

Diese Auffassung unterstrich Richenhagen am Dienstag. "Herr Lauterbach und Herr Erbel mussten zurücktreten, weil das Präsidium das Finanzproblem nicht erkannt hat", sagte er. Das Präsidium habe schlicht "bei der Wahrnehmung der Aufsichtspflicht versagt".

Werth und Beerbaum als Fürsprecher

Die FN steckt in einer tiefen Krise mit Finanzlöchern, monatelangen Querelen und einer personelle Fluktuation ohnegleichen. Im Vorjahr gab es ein Defizit von 976.000 Euro, der Finanz-Geschäftsführer wurde entlassen. Auf Erbels Rücktritt folgten weitere Präsidiumsmitglieder. Richenhagen hatte den Verband zuletzt als "Sanierungsfall" bezeichnet.

Richenhagen weiß große Namen an seiner Seite. "Der richtige Mann zur richtigen Zeit", sagte Deutschlands Rekord-Olympionikin Isabell Werth. Auch Springreiter Ludger Beerbaum hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder als Richenhagen-Befürworter geäußert und die aktuellen Missstände in der FN öffentlich angeprangert. Offenbar will auch die Basis der FN den dringend notwendigen Umschwung einleiten, das Votum für Richenhagen war jedenfalls fast einstimmig.

Dressurreiter, Wertungsrichter und Equipechef

Der gebürtige Kölner und studierte Theologe Richenhagen war von 2004 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2020 CEO des US-Landmaschinenriesen AGCO. Nach wie vor sitzt er in den Aufsichtsräten mehrerer deutscher Firmen.

Einst selbst erfolgreicher Dressurreiter, war Richenhagen 2008 Dressur-Equipechef bei den olympischen Reiterspielen in Hongkong und beim CHIO in Aachen. Zudem war er einige Jahre Wertungsrichter in der Dressur. Der 72-Jährige bringt ein vierköpfiges ehrenamtliches Kompetenzteam für die Bereiche PR, IT, Organisation und Projektmanagement mit.

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Sportschau, 15.09.2024 18:15 Uhr

Rückzug als Magazin-Herausgeber

"Wir werden uns hinsetzen und die langfristigen Ziele definieren", sagte Richenhagen dem Magazin Reiterrevue, als dessen Herausgeber er sich nach seiner Wahl zurückziehen wird. Zunächst bleiben Richenhagen und seinem Team aber nur sechs Monate, um ihre Pläne und Visionen schnellstmöglich umzusetzen. Schon im Mai 2025 stehen die nächsten turnusgemäßen Neuwahlen bei der FN auf dem Programm, bei denen sich auch der Präsident stellen muss.

Richenhagens Vorgänger waren Dieter Graf Landsberg-Velen (1968-2001), Jürgen Thumann (2001-2005), Breido Graf zu Rantzau (2005-2021) und der im Juli zurückgetretene Erbel (2021-2024).