Ringen Luisa Niemesch fällt norwegischer Attacke zum Opfer
Ringerin Luisa Niemesch hat in der Gewichtsklasse bis 62 kg im Viertelfinale eine deutliche Niederlage gegen die Norwegerin Grace Bullen kassiert. Sandra Paruszewski ist ausgeschieden.
Niemesch trat am späten Vormittag zunächst gegen die Südkoreanerin Hanbit Lee an, eine erfahrene Gegnerin. Zunächst drohte Niemesch eine Wertung wegen vermeintlicher Passivität gegen sie. Dann aber - genau im entscheidenden Moment - gelang der Deutschen eine Wertung - sie punktete und lag mit 2:0 vorn.
Wegen Inaktivität kassierte die Südkoreanerin in der Folge einen Strafpunkt - jetzt ging es nur noch darum, eine 3:0-Führung über die Zeit zu bringen. Das gelang der 28-Jährigen aus Freiburg. Sie stand im Viertelfinale.
Norwegerin Bullen zu stark
Gegen Bullen, eine aus dem Südsudan nach Norwegen geflüchtete Athletin, stand die Deutsche auf verlorenem Posten. Schnell hatte die Norwegerin einen starken Beingriff platziert, den sie nutzte, um gleich mehrere Wertungen zum 10:0 zu erzielen. Damit war der Kampf vorzeitig beendet. Gegen Bullen hatte Niemesch bereits im Februar bei der EM das Finale verloren.
Niemesch kann auf Erfahrung setzen
Die Kämpferin aus Weingarten, die in Freiburg lebt und am dortigen Olympiastützpunkt trainiert, ist eine der stärksten deutschen Ringerinnen der letzten Jahre. Im Frühjahr gewann sie in Bukarest ihre dritte EM-Medaille nacheinander. Schon 2022 hatte Niemesch Silber gewonnen, 2023 holte sie Bronze. Das umjubelte Ticket für die Olympischen Spiele in Paris hatte sie sich mit Platz fünf bei der WM im vergangenen Jahr gesichert.
Die großen Erfolge von Luisa Niemesch, die seit zehn Jahren in Freiburg lebt und am dortigen Olympia-Stützpunkt mit den stärksten Ringerinnen im Südwesten trainiert, sind nicht selbstverständlich. Schließlich führt sie ein anstrengendes "Doppelleben" zwischen Spitzensport und Beruf. Nach ihrem BWL-Studium entschied sich die Kämpferin für den Einstieg als Steuer-Assistentin in einer Freiburger Kanzlei. Das heißt: Training morgens, danach an den Schreibtisch, am späten Nachmittag folgt die zweite Trainingseinheit. "Das ist manchmal schon eine große Herausforderung", beschreibt Luisa ihren stressigen Arbeitsalltag.
Paruszewski ohne Medaille
Ringerin Sandra Paruszewski hat ihre Chance auf Bronze derweil nicht nutzen können. Gegen die Brasilianerin Giullia Penalber stand sie in der Hoffnungsrunde auf verlorenem Posten. Paruszewski, die zuvor in ihrem ersten Kampf der Gewichtsklasse bis 57 kg gegen Gold-Favoritin Anastasia Nichita deutlich verloren hatte, bekam eine zweite Chance in der Hoffnungsrunde, weil Nichita anschließend in die Finalkämpfe eingezogen war.
Gegen die Brasilianerin Penalber, die Paruszewski zuletzt mehrfach bezwungen hat, kassierte die 30-Jährige zunächst mal eine Strafe wegen Inaktivität. Anschließend ließ sich die Deutsche von der Brasilianerin mit einem Angriff überraschen und konnte nur mit Mühe und Not eine Schulter-Niederlage verhindern. Die Brasilianerin lag nun aber dennoch klar in Führung. Und ließ sich die Führung auch nicht mehr nehmen. Resultat am Ende: 7:0 für Penalber. Sandra Paruszewski war ausgeschieden.
Noch keine Medaille für die Ringer
Der Deutsche Ringer-Bund (DRB) ist in Paris noch ohne Medaille. Vor drei Jahren in Tokio hatte der DRB die Erwartungen mit drei Medaillen übertroffen. Aline Rotter-Focken holte bei ihrem letzten Wettkampf den Olympiasieg, Frank Stäbler und Denis Kudla gewannen zum Abschluss ihrer aktiven Karrieren jeweils Bronze.