Kanuslalom bei Olympia Lilik bricht den Bann und gewinnt Silber im Canadier-Einer
Im dritten Anlauf hat es für die deutschen Slalom-Kanuten bei den Olympischen Spielen endlich mit der ersehnten Medaille geklappt: Elena Lilik paddelte am Mittwoch (31.07.2024) im Canadier-Einer zu Silber. Jessica Fox aus Australien gewann ihre zweite Goldmedaille in Paris.
"Es ist verrückt", strahlte Lilik, die sich bei ihrem Olympia-Debüt direkt ihre erste Medaille schnappte, nach dem Rennen. Dabei hatte sich ihr Silber-Coup zunächst nicht wirklich angedeutet. Die 25-Jährige aus Augsburg hatte sich als Siebte von insgesamt zwölf Athletinnen zwar recht souverän für das Finale qualifiziert, allerdings war die Konkurrenz einige Sekunden schneller gewesen.
Liliks Husarenstück im Finale
Davon unbeeindruckt legte Lilik im Finale im Stade Nautique de Vaires-sur-Marne einen blitzsauberen Lauf hin. Die Weltranglistenvierte erwischte nahezu jedes der insgesamt 23 Tore perfekt, meisterte auch die Walzen ohne Probleme und baute ihren Vorsprung auf die Konkurrenz Sekunde um Sekunde aus. Nach 103,54 Sekunden riss die ehemalige Weltmeisterin im Ziel die Arme in die Luft und schrie ihre Freude heraus - wohl wissend, dass eine Medaille mit dieser Leistung in greifbarer Nähe war.
Der Lauf an sich war unwirklich. Ich habe meinen Kopf ausgeschaltet und einfach gemacht.
"Es hat mich komplett überrascht und überwältigt, auch schockiert irgendwo. Der Lauf an sich war unwirklich. Ich habe meinen Kopf ausgeschaltet und einfach gemacht", blickte Lilik nach dem Rennen zurück. Zuvor hatte sie noch bange 25 Minuten warten müssen, da nach ihr noch sechs Starterinnen in den Wildwasserkanal gingen. Darunter auch Olympiasiegerin Jessica Fox aus Australien und die Tschechin Gabriela Satkova, die in den Vorläufen und im Halbfinale jeweils die Bestzeit hingelegt hatte.
Nur Fox ist schneller als Lilik
Noch bevor die beiden Favoritinnen loslegten, hatte Lilik eine Medaille bereits sicher. Zu stark war ihr Auftritt im Vorfeld gewesen. Sollte es nun sogar für Gold reichen? Nein, denn Fox zeigte im entscheidenden Moment ihre ganze Klasse und ließ die Konkurrenz staunend zurück. Trotz zwei Strafsekunden war die 30-Jährige am Ende immer noch 2,48 Sekunden schneller als Lilik unterwegs und sicherte sich die Goldmedaille - ihre zweite bei diesen Olympischen Spielen.
Weil Satkova im Anschluss als letzte Starterin gleich mehrfach patzte, war Lilik Silber aber nicht mehr zu nehmen - der größte Erfolg ihrer Karriere. 2021 hatte sie in Bratislava den WM-Titel im Canadier-Einer gewonnen. Über Bronze durfte Evy Leibfarth aus den USA jubeln, Satkova rutschte noch auf Rang sieben ab.
"Diese Silbermedaille war sehr sauber und akribisch erarbeitet. Da kann man nur den Hut ziehen. Das war so ein super Lauf. Super, dass wir Silber haben", sagte DKV-Sportdirektor Jens Kahl. "Das hat sie sehr gut gemacht", schloss sich Bundestrainer und Vater Thomas Apel an.
Erste deutsche Kanu-Medaille in Paris
Liliks Medaille dürfte für kollektives Aufatmen bei den erfolgsverwöhnten deutschen Slalom-Kanuten sorgen. Vor ihr waren die Medaillenhoffnungen Sideris Tasiadis im Canadier-Einer und Tokio-Olympiasiegerin Ricarda Funk im Kajak-Einer an einer Medaille gescheitert. Bei den Olympischen Spielen vor drei Jahren waren die deutschen Athletinnen und Athleten noch in allen Kanuslalom-Wettkämpfen aufs Podest gefahren.
Am Donnerstag (01.08.2024) hat Noah Hegge die Chance, die deutsche Medaillenbilanz weiter aufzuhübschen. Der 25-Jährige paddelt im Kajak-Einer ab 15.30 Uhr (im Sportschau-Livestream) zunächst um den Einzug ins Finale. Einen Tag drauf startet der Wettbewerb im Kajak-Cross, der in Paris seine Premiere feiert. Dort gibt es für Lilik, Funk, Hegge und Stefan Hengst erneut die Chance auf eine Medaille. Vielleicht glänzt diese dann sogar in Gold.