Geschlechterdebatte im Boxen IOC-Präsident Thomas Bach verteidigt olympische Boxerinnen
IOC-Präsident Thomas Bach hat den Start der Boxerinnen Imane Khelif und Lin Yuting im olympischen Turnier verteidigt, die Aggression in den Sozialen Netzwerken verurteilt und den Weltverband IBA scharf angegriffen.
Inmitten der aufgeheizten Debatte um das Geschlecht der Athletinnen aus Algerien und Taiwan bezog Bach klar Stellung. "Es bestand nie ein Zweifel daran, dass sie Frauen sind", sagte er.
Die Attacken, mitunter gefahren von Prominenz mit gigantischer Reichweite wie Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling oder Elon Musk, bezeichnete Bach als "teilweise politisch motivierten Kulturkrieg", an dem sich das Internationale Olympische Komitee nicht beteiligen werde. "Hatespeech, Aggression und Beschimpfungen in den Sozialen Medien sind völlig inakzeptabel", sagte Bach.
Regelwerk mit wissenschaftlicher Basis
Khelif und Lin waren im vergangenen Jahr von der IBA bei der WM disqualifiziert worden, weil sie die "Teilnahmebedingungen" nicht erfüllt hatten. Die Entscheidung beruhte auf einem nicht näher spezifizierten Geschlechtertest. Das IOC erkennt die IBA aufgrund verschiedener Skandale nicht mehr an und organisiert das Boxturnier in Paris selbst. Daher dürfen Khelif und Lin starten.
"Jede Frau, die gemäß den Regeln eine Frau ist, muss zugelassen werden. Für die Definition, wer eine Frau ist und um die Fairness zu garantieren, haben wir unser Regelwerk. Dies braucht eine wissenschaftliche Basis", sagte Bach: "Das ist die einzige Weise, wie man zu einer korrekten Entscheidung kommt, und nicht, indem man eine Umfrage in den Sozialen Medien organisiert."
Bach spricht von "Diffamierungskampagne"
Die vom Russen Umar Kremlew geführte International Boxing Association, die 2019 vom IOC suspendiert und 2023 endgültig ausgeschlossen worden war, nahm Bach besonders ins Visier. "Die russische Seite" und die IBA hätten schon vor den Spielen eine "Diffamierungskampagne" gegen Frankreich, Olympia und das IOC gestartet, mit Kommentaren, "die ich nicht wiederholen will".
Noch am späten Freitagabend hatte Kremlew das IOC mit der Ankündigung provoziert, der Italienerin Angela Carini, ein Preisgeld zu zahlen. Carini hatte ihren Kampf gegen Imane Khelif nach 46 Sekunden aufgegeben und den Aufschrei damit ins Rollen gebracht.