Fußballturnier bei Olympischen Spielen Nach Drohnen-Spionage: Kanadische Cheftrainerin suspendiert
Die Spionagevorfälle mit einer Drohne haben für die kanadischen Fußballerinnen weitere Konsequenzen: Nachdem der Video-Analyst verurteilt wurde, muss nun die Cheftrainerin das Turnier verlassen.
Die 38-jährige Bev Priestman sei suspendiert worden, teilte der Verband Canada Soccer in der Nacht zu Freitag (26.07.2024) mit. Co-Trainer Andy Spence soll die Mannschaft nun während des verbleibenden olympischen Turniers in Frankreich betreuen. Beim 2:1 zum Auftakt gegen Neuseeland am Donnerstag hatte Priestman freiwillig nicht an der Seitenlinie gestanden, jetzt sprach ihr Verband Sanktionen aus.
Kanadas Verbandschef: "Weitere Informationen"
"In den vergangenen 24 Stunden haben wir weitere Informationen zu den Drohneneinsätzen gegen Gegner vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris erhalten", begründete Kanadas Verbandschef Kevin Blue die Suspendierung Priestmans.
Angesichts der neuen Enthüllungen habe sich der Verband entschieden, "Priestman für den Rest der Olympischen Spiele und bis zum Abschluss unserer unabhängigen externen Untersuchung zu suspendieren."
Video-Analyst zu Haftstrafe auf Bewährung verurteilt
Bereits zuvor war der kanadische Video-Analyst Joseph Lombardi von einem Gericht in Saint-Etienne zu einer Haftstrafe von acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Der 43-Jährige hatte den Skandal ausgelöst, weil er mit einer Drohne mehrfach über den Trainingsplatz von Neuseeland flog. Als das den Ausgespähten am Montag (22.07.2024) auffiel, wurde Lombardi festgenommen.
Schon vor dem Gerichtsurteil stand fest, dass er die Olympischen Spiele verlassen muss. Gleiches gilt auch für die Frauen-Assistenztrainerin Jasmine Mander, der der Video-Analyst Bericht erstattete, und ein weiteres Mitglied des Betreuerstabs. Cheftrainerin Priestman ist nun also bereits die vierte und prominenteste Person aus dem kanadischen Stab, für die die Spiele wegen der Spionage beendet sind.
Abwehrspielerin Gilles: "Wir sind keine Betrügerinnen"
Priestman hatte sich nach Bekanntwerden des Vorfalls öffentlich für das Verhalten entschuldigt. "Im Namen unseren ganzen Teams, möchte ich mich zuerst bei den Spielerinnen und beim Stab des neuseeländischen Fußballverbands sowie den Spielerinnen von Team Kanada entschuldigen. Das repräsentiert nicht die Werte, für die unser Team steht", sagte Priestman. "Ich bin letztlich verantwortlich für das Verhalten bei uns."
"Wir sind keine Betrügerinnen", sagte Verteidigerin Vanessa Gilles nach dem Auftaktsieg in Saint-Etienne: "Ehrlich gesagt war es nicht einfach. Es gab viele Emotionen, Frustration und Demütigung, weil es als Spielerin nicht unsere Werte und das widerspiegelt, was wir als Wettkämpferin bei den Olympischen Spielen repräsentieren wollen."
Mehrere Untersuchungen des Falls
Der Fall beschäftigt auch die Disziplinarkommission der FIFA. Sie habe wegen der Vorkommnisse bereits ein Verfahren gegen Priestman, Mander und Lombardi eingeleitet. Das hatte der Weltverband am Mittwochabend bekannt gegeben. Auch Kanada kündigte eine unabhängige externe Untersuchung an.