Tennis bei den Olympischen Spielen Djokovic gewinnt episches Finale gegen Alcaraz
Der 37-jährige Novak Djokovic hat sich seinen Traum von olympischem Gold doch noch erfüllt. In einem packenden Finale in Roland Garros bezwang er den Spanier Carlos Alcaraz nach 2:50 Stunden mit 7:6 und 7:6 und wurde der älteste Tennis-Olympiasieger.
Die Tennis-Fans hatten ihr olympisches Finale bekommen, auf das sie alle gehofft hatten. Carlos Alcaraz gegen Novak Djokovic auf der roten Asche im Court Philippe Chatrier in Roland Garros - besser konnte es nicht kommen. Und die 15.000 Zuschauer auf den Rängen sollten am Sonntag dann auch ein bemerkenswertes Match miterleben, für das sie allerdings gutes Sitzfleisch benötigten.
Denn Alcaraz und Djokovic lieferten sich ein episches Finale, bei dem allein schon der erste Satz über anderthalb Stunden dauerte. Und in diesem Duell zwischen dem jüngsten (Alcaraz mit 21 Jahren und 91 Tagen) und dem ältesten Spieler (Djokovic mit 37 Jahren und 74 Tagen) bei einem olympischen Endspiel sollte sich am Ende das Alter durchsetzen. Djokovic wurde der älteste Einzelsieger, seit Tennis bei den Spielen in Seoul 1988 in den Olympia-Wettbewerb zurückgekehrt war.
Traum von Gold erfüllt sich
Doch diese historische Bestmarke spielte für Djokovic nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger war, dass er sich seinen großen Traum von olympischem Gold doch noch erfüllen konnte. Im letzten Versuch quasi. Denn seine fünften sind sehr wahrscheinlich auch seine letzten Spiele und dieses Edelmetall war das einzige, das dem 24-maligen Rekord-Grand-Slam-Sieger in seiner beispiellosen Titelsammlung noch fehlte. Bronze hatte er in Peking 2008 gewonnen. Aber der Serbe wollte dieses Gold so unbedingt, dass er im Halbfinale von Paris fast über seine eigene Verbissenheit gestolpert wäre.
Nun aber war Djokovic am Ziel. Als er nach 2:50 Stunden seinen Matchball verwandelt hatte, explodierte der Applaus auf den Rängen mit tosenden "Nole, Nole"-Rufen und er sank überglücklich auf die Knie. Djokovic ließ sich auf die Bank fallen und vergrub sein Gesicht im Handtuch, Tränen schüttelten ihn. Mit 7:6 (7:3) und 7:6 (7:2) hatte er Alcaraz bezwungen, der bis dahin ein makelloses Turnier ohne Satzverlust gespielt hatte. Und auch der junge Spanier verdrückte ein paar Tränen, allerdings aus Enttäuschung.
Ich bin super dankbar für den Segen, dieses historische Gold für mein Land gewonnen und den Golden Slam komplettiert zu haben. Mein Karriere-Puzzle ist nun komplett.
Zuviel konnte sich Alcaraz jedoch nach dieser Niederlage nicht vorwerfen. Die Nummer zwei und drei der Welt hatten sich in diesem hochklassigen Finale alles abverlangt, sich gegenseitig kreuz und quer über den Platz gehetzt und die Tennis-Fans auf den Rängen immer wieder in Ekstase versetzt. Djokovic trug an seinem rechten, lädierten Knie eine Bandage, allerdings nur zur Vorsicht. Gehandicapt wirkte der 37-Jährige nicht.
Alcaraz nutzt seine Chancen nicht
Besonders der erste Durchgang war ein hartes Ringen um die Vorherrschaft, beinahe jedes Aufschlagspiel ging über Einstand. Djokovic erspielte sich insgesamt fünf Breakbälle, Alcaraz sogar acht - keiner von beiden konnte einen davon nutzen. Und am Ende waren es dann wohl diese nicht genutzten Chancen, die Alcaraz den Sieg kosteten. Denn Djokovic spielte einen nahezu fehlerfreien Tiebreak, den er mit 7:3 gewann.
Jubel mit der Familie: Novak Djokovic lässt sich nach seinem Gold-Sieg auf der Tribüne feiern.
Der Serbe blieb auch im zweiten Durchgang der konstantere Spieler. Besonders seine Aufschlagquote war enorm hoch. Obwohl Djokovic immer wieder hitzig mit seiner Box diskutierte und Tipps für bestimmte Returns haben wollte, hatte sich der Serbe in dieser so wichtigen Partie im Griff. Und die mentale Stärke, mit der Alcaraz ihn im vergangenen Wimbledonfinale noch so beeindruckend niedergerungen hatte, fand der Spanier dagegen an diesem Tag nicht.
Goldener Karriere-Slam für Djokovic
Mit starken Punktgewinnen blieb Alcaraz in dieser hochklassigen Partie zwar immer wieder dran, doch er leistete sich in den falschen Momenten auch Fehler. Es waren die minimalen Momente, die in diesem engen Duell über Gold entschieden. Und da hatte Djokovic an diesem Tag die Nase vorn.
Die Medaillengewinner von Paris: Novak Djokovic mit Gold (Mitte), Silber für Carlos Alcaraz (links) und Bronze für Lorenzo Musetti.
Nun reiht er sich ein bei den Tennis-Granden Andre Agassi, Rafael Nadal und Serena Williams, die in ihren Karrieren jedes Grand-Slam-Turnier mindestens einmal gewannen und dazu olympisches Gold. Die einzige, die aber einen tatsächlichen Golden Slam schaffte, war Steffi Graf: Denn ihr gelang es 1988 allesamt in einem Kalenderjahr.
Errani/Paolini gewinnen Gold im Doppel
Auch bei den Frauen war es im Anschluss ein guter Tag für reife Profis, denn die Italienerin Sara Errani gewann im Alter von 37 Jahren und 97 Tagen die Goldmedaille an der Seite der 28-jährigen Jasmine Paolini und wurde damit noch vor Djokovic die älteste Olympiasiegerin. Zudem schaffte Errani ihren goldenen Karriere-Slam im Doppel (Sieg bei jedem Grand-Slam-Turnier und olympisches Gold).
Errani und Paolini bezwangen das russische Duo Mirra Andrejewa/Diana Schnaider mit 2:6, 6:1 und 10:7 im Matchtiebreak. Die Bronzemedaille ging an die Spanierinnen Cristina Bucsa und Sara Sorribes Tormo.