Leichtathletik Abendsession Diskuswerfer Prüfer auf Platz sechs - Premiere für Dreispringer Heß
Im hochklassigen Diskuswurf-Finale bei den Olympischen Spielen in Paris hat Clemens Prüfer als Sechster am Mittwochabend (07.08.2024) voll überzeugt. Stabhochspringerin Anjuli Knäsche schied früh aus. Dreispringer Max Heß steht erstmals in einem Olympia-Finale. Joshua Hartmann verpasste über 200 m eine Überraschung. Nach einem Sturz im Finale über 3000 m Hindernis gibt es Entwarnung für Lamecha Girma aus Äthiopien.
Diskus: Favorit Alekna geschlagen - Prüfer starker Sechster
Das hochklassige Olympia-Finale im Diskuswurf war an Spannung kaum zu überbieten - und endete mit einem Außenseiter-Erfolg. Der Jamaikaner Roje Stoner schnappte mit einem Wurf auf genau 70,00 Meter dem Weltrekordler Mykolas Alekna den gerade erst aufgestellten Olympischen Rekord und auch die Goldmedaille weg. Für den favorisierten Litauer blieb mit 69,97 m hauchdünn geschlagen nur Platz zwei. Matthew Denny aus Australien warf 69,31 m weit - und durfte sich über Bronze freuen.
Prüfer: "Das werde ich nie vergessen"
Hätte Clemens Prüfer (Potsdam) seine in diesem Jahr aufgestellte persönliche Bestleistung (69,09 m) bestätigt, wäre es für ihn tatsächlich auch in den Bereich der Medaillen gegangen. So aber blieb ihm mit seinem weitesten Wurf auf 67,41 m im Finale am Ende Platz sechs.
Mit dieser Top-8-Platzierung war der 26-Jährige "super zufrieden", wie er im Sportschau-Interview sagte: "Das war der Diskus-Wettkampf aller Zeiten. Ich glaube, es gab noch nie einen Wettkampf auf diesem Niveau. Das wird es so schnell nicht wieder geben. Es hat Spaß gemacht, das werde ich nie vergessen." Vor drei Jahren in Tokio hatte Prüfer bei seiner Olympia-Premiere Rang elf belegt.
Dreisprung: Max Heß kommt als Siebstbester ins Finale
Dreispringer Max Heß, bei der EM in Rom Fünfter, gelang in der Qualifikation im Stade de France im zweiten Versuch ein Satz auf 16,98 m. In der Addition aller Versuche in den beiden Gruppen war das am Ende das siebtbeste Ergebnis.
In Rio 2016 und in Tokio 2021 war der inzwischen 28-Jährige jeweils in der Qualifikation ausgeschieden, nun also bestreitet er erstmals ein olympisches Medaillenfinale. "Ich bin super happy. Das war ein nicht so gelungener Sprung, ich bin aber froh, dass es jetzt im dritten Anlauf mit dem Finale geklappt hat", sagte Heß im Sportschau-Interview. "Da will ich Vollgas geben, Attacke auf eine neue Bestleistung. Top-8 oder Top-6 wäre das Ziel."
Favoriten auf Gold im Zwölfer-Feld sind am Freitag (09.08.2024, 20.13 Uhr) Pedro Pichardo aus Portugal, der in der Qualifikation 17,44 m sprang und damit deutlich weiter als alle Kontrahenten, sowie der Weltjahresbeste Jordan Alejandro Diaz Fortun aus Spanien.
Stabhochsprung: Anjuli Knäsche schafft es nicht über 4,60 m
Die 30 Jahre alte Stabhochspringerin Anjuli Knäsche (Stuttgart) hat als persönliche Bestleistung 4,55 m zu Buche stehen, in dieser Saison schaffte sie es unter anderem bei der EM in Rom über 4,50 m. Dass sie bei den Olympischen Spielen überhaupt ins Finale einzog, war bereits ein Erfolg für die mehrmalige deutsche Meisterin. Im Kampf um die Medaillen übersprang sie nur die Anfangshöhe von 4,40 m, bei der nächsten Höhe 4,60 m riss sie die Latte dreimal. Sie belegte damit den geteilten 14. Platz.
Olympia-Gold sicherte sich in einem Finale auf hohem Niveau Nina Kennedy aus Australien, die als einzige Springerin über 4,90 m kam. Katie Moon aus den USA gewann Silber, Bronze ging an die Kanadierin Alysha Newman - beide übersprangen 4,85 m. Die britische Weltjahresbeste Molly Caudery hatte es überraschend nicht ins Finale geschafft.
200 m: Hartmann läuft couragiert - und scheidet aus
Wie über 100 m ist Joshua Hartmann (Köln) in Paris auch auf seiner Paradestrecke über 200 m im Halbfinale ausgeschieden. Auf der Bahn neben 100-m-Olympiasieger Noah Lyles aus den USA lief der 25-Jährige ein beherztes Rennen, kam in 20,47 Sekunden aber nur als Fünfter ins Ziel. Das reichte nicht, um auch im Endlauf am Donnerstag (08.08.2024, 20.30 Uhr, live im Ersten und im Stream auf sportschau.de) um die Medaillen an den Start gehen zu dürfen.
16 Hundertstelsekunden fehlten Hartmann am Ende, um als einer von zwei Zeitschnellsten einen Finalplatz zu buchen. Mit seiner Saisonbestzeit (20,15) hätte er das geschafft. "Das waren in den vergangenen Tagen ungewohnt viele Rennen für mich, es hat dennoch sehr viel Spaß gemacht, hier mit dabei zu sein", sagte Hartmann im Sportschau-Interview. "Klar, heute wäre mehr drin gewesen, aber hinten raus haben mir die Körner gefehlt."
Schnellster im Halbfinale war Letsile Tebogo aus Botswana, der in 19,96 Sekunden als einziger Läufer in der Vorschlussrunde unter 20 Sekunden blieb. Auch mit Lyles ist im Finale natürlich zu rechnen, er lief im Halbfinale 20,08 Sekunden.
400 m Hürden: Aus für Agyekum und Abuaku im Halbfinale
Im Halbfinale über 400 m Hürden waren mit Emil Agyekum (Berlin) und Joshua Abuaku (Frankfurt) zwei deutsche Läufer am Start - zu mehr reichte es aber erwartungsgemäß nicht. Abuaku belegte in seinem Lauf in 50,19 Sekunden den letzten Platz - er blieb deutlich über seiner persönlichen Bestzeit (48,12). "Beim Warm-up habe ich mich noch ganz okay gefühlt, aber auf der Bahn habe ich relativ früh gemerkt, dass ich nicht ganz vorne mitlaufen kann. Ich habe es probiert, aber das war das Maximum, was ich rausholen konnte", sagte Abuaku im Sportschau-Interview.
Agyekum lief in 48,78 Sekunden nahe an seine Bestzeit (48,36) heran. Als Fünfter seines Laufs schaffte er es aber ebenfalls nicht ins olympische Finale. Dort gelten am Freitag (21.45 Uhr) der Norweger Karsten Warholm (47,67 im Halbfinale) und Rai Benjamin aus den USA (47,85) als Favoriten auf die Goldmedaille.
400 m: Hall nach starkem Finish Olympiasieger
Im Finale über 400 m ist der US-Amerikaner Quincy Hall in einem unwiderstehlichen Schlussspurt zu Gold gesprintet. In 43,40 Sekunden (Weltjahresbestzeit) schob er sich unmittelbar vor der Ziellinie noch am Briten Matthew Hudson-Smith (43,44) vorbei. Bronze sicherte sich Muzala Samukonga aus Sambia (43,74). Der deutsche Läufer Jean Paul Bredau (Potsdam) hatte den Endlauf verpasst.
3000 m Hindernis: El Bakkali gewinnt Gold
Über 3000 m Hindernis waren die drei deutschen Läufer Frederik Ruppert (Tübingen), Velten Schneider (Sindelfingen) und Karl Bebendorf (Dresden) in den Vorläufen ausgeschieden. Das Finale war bis zum letzten Hindernis nicht entschieden: Am Ende hatte Soufiane El Bakkali aus Marokko die besten Reserven. Er gewann in 8:06,05 Minuten knapp vor dem US-Amerikaner Kenneth Rooks (8:06,41) und Abraham Kibiwot aus Kenia (8:06,47).
Entwarnung nach schwerem Sturz von Girma
Nach dem schweren Sturz von Hindernisläufer Lamecha Girma hat der äthiopische Leichtathletik-Verband am Tag nach dem Rennen Entwarnung gegeben. Es gehe dem 23-Jährigen gut, er habe keine Verletzungen am Kopf oder an den Beinen davongetragen, teilte der Verband am Donnerstag (08.08.2024) auf Anfrage mit. Girma war im Finale rund 200 Meter vor dem Ziel gestürzt und bewegungslos am Boden liegen geblieben. Der Weltrekordhalter war in vollem Tempo am drittletzten Hindernis mit dem hinteren Bein hängengeblieben und vornüber auf die Bahn geknallt. Nach einigen Minuten Behandlungszeit wurde er aus dem Stadion gebracht. An Girmas Hals war eine Halskrause zu sehen.
Nach Angaben des äthiopischen Verbands wurde er in ein Krankenhaus gebracht, wo bei CT-Untersuchungen jedoch keine schwereren Verletzungen festgestellt wurden. "Wir wünschen unserem Helden eine schnelle und vollständige Genesung", hießt es.
110 m Hürden: Grant Holloway sprintet allen davon
Der dreimalige Weltmeister und Weltjahresschnellste Grant Holloway aus den USA hat im Halbfinale über 110 m Hürden eine Kampfansage an die Konkurrenz geschickt: In 12,98 Sekunden lief er mit der schnellsten Zeit aller Starter ins Finale. Den olympischen Rekord verfehlte er nur um sieben Hundertstel. Mit Freddie Crittenden und Daniel Roberts sicherten sich auch die beiden anderen US-Hürdensprinter Finalplätze.
Der Jamaikaner Hansle Parchment, Olympiasieger von Tokio, schaffte es als einer von zwei Zeitschnellsten ebenfalls in den Endlauf, der am Donnerstag (21.45 Uhr) auf dem Programm steht. Nicht dabei ist dann Europameister Lorenzo Simonelli aus Italien, der im Halbfinale ausschied. Für Manuel Mordi (Hamburg) war bereits im Hoffnungslauf unglücklich das Aus gekommen.
Grant Holloway (M.) gewann in Tokio vor drei Jahren Silber.
400 m: Eid Naser als Schnellste im Finale
Über 400 m standen bei den Frauen drei Halbfinal-Läufe an, in denen die acht Endlauf-Teilnehmerinnen ermittelt wurden. Als Schnellste zog Salwa Eid Naser aus Bahrain ins Finale ein, sie lief die Stadionrunde in Saisonbestzeit von 49,08 Sekunden. Auch mit Marileidy Paulinho aus der Dominikanischen Republik (49,21) wird im Kampf um die Medaillen am Freitag (20.00 Uhr) zu rechnen sein.
Überraschend nicht ins Finale geschafft hat es die Weltjahresschnellste Nickisha Pryce aus Jamaika, die in 50,77 Sekunden nur Vierte ihres Laufs wurde. Auch die Niederländerin Lieke Klaver (50,44) verpasste den Einzug in den Endlauf.