Basketball in Paris Deutsche Korbjägerinnen freuen sich aufs Olympia-Debüt
Zum ersten Mal überhaupt geht ein deutsches Frauen-Team im Basketball bei Olympischen Spielen an den Start. Im Aufgebot sind auch drei Spielerinnen aus der US-Profiliga. Dennoch gilt angesichts der stark besetzten Vorrundengruppe: Dabei sein ist alles!
"Wir sind alle aufgeregt, dass es endlich losgeht. Wir können es kaum abwarten", sagte Nyara Sabally am Tag vor dem ersten Spiel gegen die Europameisterinnen aus Belgien am Montag (29.07.2024, 13.30 Uhr im Livestream) im Sportschau-Interview.
Ihre Mannschaft werde gegen einen "sehr starken Gegner" alles geben, was möglich ist, betonte die aus Kanada stammende Bundestrainerin Lisa Thomaidis. Allzu große Erwartungen allerdings dämpfte sie mit Verweis auf die wegen einiger Verletzungen und Krankheiten nicht störungsfrei verlaufene Vorbereitung. "Nicht alle im Kader sind bei 100 Prozent". Dennoch vertraut die Trainerin ihrer Mannschaft, in der sie auf viele gute Spielerinnen bauen könne. Es sei jetzt wichtig, dass es losgehe. Die Olympia-Teilnahme sei das, wovon alle im Team geträumt und wofür sie so viel trainiert hätten.
Gegen die USA lange ordentlich mitgehalten
Die Olympia-Generalprobe vor wenigen Tagen in Berlin hat allerdings die Kräfteverhältnisse zwischen "Rookie" Deutschland und den Großen der internationalen Basketball-Szene deutlich gemacht: In London setzte es für die DBB-Auswahl gegen Weltmeister, Olympiasieger und Topfavorit USA eine klare 57:84 (32:44)-Niederlage.
Allerdings hielten die Deutschen in den ersten drei Vierteln ordentlich dagegen, sodass auch aus dieser Partie viel Positives gezogen werden konnte. Zuvor hatte Deutschland die sechs Testspiele in der unmittelbaren Olympia-Vorbereitung alle gewonnen.
Viel Erfahrung im deutschen Team
Die deutsche Mannschaft wurde bei der EM Sechster - und muss sich im Vergleich mit den Topteams nicht verstecken. Das liegt auch daran, dass einige Spielerinnen in der US-Profiliga spielen oder dort früher gespielt haben.
Die 26-jährige Satou Sabally (Dallas Wings), ihre zwei Jahre jüngere Schwester Nyara und Leonie Fiebich (beide New York Liberty) sind aktuell in den USA aktiv. Marie Gülich (ehemals Phoenix Mercury, Atlanta Dream, Los Angeles Sparks) und Aufbauspielerin Alexis Peterson (Seattle Storm) spielen mittlerweile in Europa. Nicht zur Verfügung stehen Trainerin Thomaidis die erfahrenen Kräfte Svenja Brunckhorst und Sonja Greinacher, weil die beiden sich mit der 3x3-Nationalmannschaft ebenfalls für Paris qualifiziert haben und in diesem Streetball-Wettbewerb für Deutschland an den Start gehen.
Dennis Schröder ist Fan
Fan des deutschen Frauen-Teams ist auch Dennis Schröder. Der Kapitän der Männer-Nationalmannschaft zeigt sich vom Aufstieg der Basketballerinnen begeistert. "Das ist eine geile Sache, das ist cool. Frauensport sollte viel mehr gepusht werden", sagte der 30 Jahre NBA-Spieler vor Beginn der Sommerspiele. "Die Mannschaft ist sehr talentiert und hat wirklich richtig gute Spielerinnen."
WNBA-Spielerin Sabally nach langer Verletzung nicht fit
Die stärkste Spielerin im deutschen Aufgebot ist sicherlich Satou Sabally - wenn sie fit ist. Die Flügelspielerin fiel aber nach einer Schulter-Operation monatelang aus, zuletzt musste sie auch krankheitsbedingt passen. Erst im Testspiel gegen die USA in London gab sie ihr Comeback nach langer Pause. Dass Sabally noch nicht wieder auf dem Level aus dem vergangenen Winter ist, als sie die Mannschaft bei einem Turnier in Brasilien zur Olympia-Qualifikation führte, sei sehr schade, betonte Bundestrainerin Thomaidis. "Aber wir brauchen sie, wir brauchen ihre Präsenz, ihre Führungsstärke. Sie ist eine außergewöhnliche Spielerin." Über die volle Spielzeit werde Sabally jedoch nicht spielen können.
"Sie ist auf und neben dem Platz sehr wichtig für uns", sagte Nyara Sabally über die Rolle ihrer Schwester für die Mannschaft. "Das, was sie uns auf dem Court geben kann, ist einzigartig. Sie trägt deshalb auch viel Verantwortung, aber wenn jemand das kann, dann sie."
DBB: Viertelfinale wäre ein großer Erfolg
In der Olympia-Vorrunde im Stade Pierre-Mauroy in Lille trifft das seit April 2023 von Thomaidis trainierte Team nach der Auftaktpartie gegen Belgien noch auf die Japanerinnen (01.08.2024), die 2021 Silber gewannen, und die USA (04.08.2024). Erst die K.o.-Runde wird in Paris ausgetragen. "Das Viertelfinale wäre schon ein großer Erfolg. Der Einzug nach Paris wäre eine absolute Überraschung, da muss man ganz ehrlich sein", sagte Vizepräsident Armin Andres über die Aussichten der deutschen Basketballerinnen. Zu den starken Gruppen-Gegnerinnen erklärte er: "Schlimmer geht es eigentlich nicht." Was auf jeden Fall gesammelt wird in den kommenden olympischen Tagen, ist wichtige Erfahrung. "Unser Ziel ist es, ein Top-Ten-Team weltweit zu werden", sagte Thomaidis.
Die jeweils beiden besten Teams der drei Vierer-Gruppen und die zwei besten Gruppendritten erreichen das Viertelfinale.
Olympia-Kader der deutschen Basketballerinnen
Zum deutschen Aufgebot in Paris zählen: Satou Sabally (Dallas Wings), Nyara Sabally, Leonie Fiebich (New York Liberty), Romy Bär (Gisa Lions MBC), Lina Sontag, Emily Bessoir (beide UCLA), Frieda Bühner (Movistar Estudiantes), Alexis Peterson, Luisa Geiselsöder (beide Basket Landes), Marie Gülich (Valencia BC), Alina Hartmann (BC Namur Capitale)und Alexandra Wilke (Rutronik Stars Keltern).
Topfavoritinnen kommen aus den USA
Das US-Team um Diana Taurasi, die in Paris ihre sechste olympische Goldmedaille anpeilt, gilt für das anstehende Turnier als deutlicher Favorit. Seit 1996 haben die US-Frauen jede Goldmedaille bei den Sommerspielen geholt. Sie sind unter den olympischen Ringen seit 32 Jahren ungeschlagen: Die letzte Olympia-Niederlage setzte es 1992 in Barcelona.