Auftaktsieg der USA gegen Serbien Das fast perfekte Spiel des Kevin Durant
Das Starensemble der USA hat zum Olympia-Auftakt prompt eine Show abgeliefert. Mit 110:84 besiegte es am Sonntag den amtierenden NBA-MVP Nikola Jokic und dessen Serben. Kevin Durant überragte dabei und auch LeBron James dominierte.
Natürlich war es LeBron James, der das erste Mal für Lärm in Lille sorgte. Mit jedem Schritt, den die als "King" getauften NBA-Legende aufs Parkett setzte, wurde es im umgebauten Pierre Mauroy Stadion, dem Austragungsort der olympischen Basketball-Vorrunde, lauter.
Mit der Wucht und Physis einer beweglichen Backsteinmauer überquerte der 39-Jährige nach seinem Ballgewinn das Feld, dunkte dann krachend und baute sich für die knapp 27.000 Fans in der Arena auf. Ein Vorgeschmack auf das, was sportlich und in Sachen Stimmung folgen sollte.
Serbien startet gut, dann kommen die USA
Dabei hatte der Auftakt des Auftakts für die US-amerikanischen Titelfavoriten und den serbischen Medaillenanwärter eigentlich Letztgenannten gehört. Aufbauspieler Alexa Avramovic hatte sie schnell mit 4:0 in Führung gebracht und glänzte auch nach dem Dunk von LeBron James. Mit 10:2 führte der Vizeweltmeister des Vorsommers um den amtierenden NBA-MVP Nikola Jokic. Steve Kerr, der Regisseur des US-amerikanischen Starensembles an der Seitenlinie, nahm eine Auszeit und seine Schützlinge in die Pflicht.
Und die US-Auswahl zeigte sich anschließend pflichtbewusst, machte sich auch ihrer Stärken bewusst und ließ sich von ihnen ins Spiel führen. Der vielleicht beste Werfer aller Zeiten, Steph Curry, traf seinen ersten Wurf aus der Distanz, Devon Booker legte gleich zwei nach und LeBron James überquerte erneut im Alleingang das Parkett. Korbleger trotz Foul, 13:12, die erste Führung für die USA.
Es entwickelte sich ein spannendes, ein zeitweise auch rasantes Spiel. Die Serben reagierten dabei mit cleverem Teambasketball erst gut auf den Aufschwung der US-Amerikaner, fanden dann auf einen derer größten Stars allerdings keine Antwort.
Die Show des Kevin Durant
Zweieinhalb Minuten vor Ende des ersten Viertels betrat Kevin Durant - einer der besten Offensivspieler aller Zeiten, zuletzt aber von einer Wadenverletzung außer Gefecht gesetzt - das Parkett in Lille. Zwei Dreier traf Durant bis zum Viertelende (25:20), legte im zweiten Viertel schnell zwei weitere und einen Wurf aus der Mitteldistanz nach. Nach 13 Minuten setzte sich Durant wieder auf die Bank - die USA führten beim 35:25 erstmals zweistellig.
Nun war es an einem anderen NBA-Star, zu übernehmen, das Spiel wieder spannend zu machen. Es war nun Nikola Jokic, der bewies, warum er als aktuell vielleicht bester Basketballspieler der Welt gilt und seine Mannschaft zurück ins Spiel führte. Neun Punkte machte er im zweiten Viertel, verteilte dazu zwei Assists und so stand es plötzlich nur noch 44:46 aus serbischer Sicht. Dann kam Kevin Durant zurück.
Acht Würfe, acht Treffer
Der Forward traf erst nach taktsicherem Tänzchen aus der Mitteldistanz, ließ sich dann beim Dreier auch von der ausgetreckter Hand von Jokic in seinem Gesicht nicht irritieren. In letzter Sekunde der ersten Halbzeit erzielte er im Zurückfallen seine Punkte 20 und 21 - die USA führten mit 58:49 und Durant hatte von seinen acht Würfen keinen einzigen daneben geworfen.
Die zweite Halbzeit startete anschließend zwar erneut ohne den bis dato besten US-Star, aber eben mit vielen anderen US-Stars. Bereits erwähnter LeBron James eröffnete sie per Korbleger und beendete sie schließlich mit 21 Punkten, neun Assists und sieben Rebounds. Der elegante Anthony Edwards setzte effizient Akzente, Jrue Holiday überzeugte offensiv wie defensiv. Hinzu kamen zwar nicht überragend, aber sehr solide spielende Spieler, wie Anthony Davis. Spieler, die ein Kollektiv komplettierten, dem die Serben zunehmend weniger entgegenzusetzen hatten.
Gen Ende wird es deutlich
Mit 65:84 aus serbischer Sicht startete das Schlussviertel, das sich auch der serbische Headcoach Svetislav Pesic - einst Erfolgstrainer von Alba Berlin, dem FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft - mit dem Wissen um die sich anbahnende Niederlage von seiner Seitenlinie anschaute. So wie übrigens auch Jayson Tatum und Tyrese Haliburton: Die gehören zwar in der NBA zu den absoluten Top-Spielern, standen für das "Team USA" am Sonntagabend allerdings keine einzige Sekunde auf dem Parkett.
Kevin Durant hingegen betrat dieses in der zweiten Halbzeit immerhin für ein paar Minuten nochmal - und nahm dabei am Ende doch noch den einen Wurf zu viel. Nach 32 Minuten setzte Durant seinen neunten Feldwurf auf den Ring, verhagelte sich selbst das, was man im Basketball gemeinhin als "perfektes Spiel" bezeichnet. Angesichts seiner 23 Punkte und des 110:84-Sieges seiner US-Amerikaner dürfte sich das allerdings verschmerzen lassen.
Südsudan mit historischem Sieg gegen Puerto Rico
Bereits im Vorfeld der Partie zwischen den USA und Kanada hatten sich am Sonntagmittag deren kommende Gegner Südsudan und Puerto Rico gemessen. Im Duell der beiden großen Außenseiter des Basketballturniers setzte sich die Auswahl aus dem Südsudan mit 90:79 (48:54) durch und sicherte sich so den ersten Sieg bei den Olympischen Spielen in der noch jungen Geschichte des Landes.
Dabei ließ die Mannschaft weder von einem Pausenrückstand noch von 26 Punkten des puerto-ricanischen NBA-Akteurs Jose Alvarado beeindrucken. Mit einer ausgeglichenen Teamleistung, angeführt von Carlik Jones (19 Punkte) und dank großer Vorteile an der Freiwurflinie und beim Rebound drehte der Südsudan das Spiel in der zweiten Halbzeit. Puerto Rico steht somit vor den beiden Spiele gegen Serbien und die USA bereits vor dem Aus.
Spanien und Serbien mit Siegen im Turnier der Frauen
Im Turnier der Frauen standen am Sonntag ebenfalls zwei Spiele auf dem Programm. Zum Auftakt sicherte sich Spanien dabei einen dramatischen 90:89-Sieg nach Verlängerung gegen China. Mit einem Dreier trotz Foul rettete Leonor Rodriguez Spanien sechs Sekunden vor dem Ende in die Overtime, in der ihre Mannschaft anschließend die Kontrolle übernahmen und ihren Sieg perfekt machte.
Am später Abend setzte sich außerdem die serbische Frauenmannschaft mit 58:55 (43:26) gegen Puerto Rico durch. Angeführt wurde sie Die Serbinnen erspielten sich dabei in den ersten drei Vierteln einen Vorsprung, der ihnen den Sieg sicherte, obwohl sie im Schlussviertel nur drei Punkte erzielten.
Die deutsche Mannschaft um die Berliner Schwestern Satou und Nyara Sabally aus der nordamerikanischen WNBA startet am Montag (13:30 Uhr) gegen Belgien ins Turnier.