Major-Turnier Kaymer und Co. bei US Open im Golf-Chaos
Die Golf-Welt schaut nach dem Friedenspakt der rivalisierenden Touren auf die US Open. Beeinflusst das entstandene Chaos die Protagonisten? Ein Deutscher ist im Los Angeles Country Club auch dabei.
Martin Kaymer ist bei der US Open zurück auf der Major-Bühne, aber auch mittendrin im heillosen Chaos der Golf-Welt.
Der unerwartete Friedenspakt zwischen der PGA Tour und der DP World Tour mit der bislang verfeindeten und aus Saudi-Arabien finanzierten LIV Tour soll die gespaltenen Lager wieder vereinen. Momentan herrscht bei den Spielern allerdings Unsicherheit und Konfusion. Wie konkrete Pläne für die Zukunft aussehen, weiß derzeit keiner.
Deutschlands Topspieler Kaymer, der auf der LIV-Tour sein Geld verdient, und die anderen Profis wurden von der geheimgehaltenen Einigung völlig überrumpelt. Viele von ihnen erfuhren die Neuigkeit aus den sozialen Medien.
Spekulationen über die Zukunft haben Hochkonjunktur. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, was hier los ist. Ich habe keine Ahnung", gestand Titelverteidiger Matt Fitzpatrick unmittelbar vor dem dritten Major-Turnier des Jahres. "Obwohl ich denke, dass es verwirrend ist, ist es ziemlich klar, dass niemand weiß, was vor sich geht, abgesehen von etwa vier Leuten auf der Welt." Der Engländer will ab diesen Donnerstag seinen Titel bei der US Open im Los Angeles Country Club erfolgreich verteidigen.
"Ich denke, dass das generelle Gefühl ist, dass sich viele Leute ein bisschen betrogen fühlen", sagte der Weltranglistenzweite Jon Rahm. "Wir sind alle ein wenig in einem Schwebezustand, denn wir wissen nicht, was vor sich geht und wie viel bereits beschlossen ist", meinte der Sieger der US Open 2021.
Was ist passiert?
Nach langem Streit hatten die drei großen Golf-Touren vor einer Woche bekannt gegeben, eine "bahnbrechende Vereinbarung zur Vereinheitlichung des Golfsports" getroffen zu haben und zukünftig zusammenzuarbeiten. Demnach soll auch der saudi-arabische Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) Teilhaber und Geldgeber einer neuen gemeinsamen Organisation sein. Die LIV-Turniere standen seit ihrem Debüt im Juni 2022 wegen des Millionen-Investments aus Saudi-Arabien in der Kritik. Hintergrund ist, dass das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Land mit lukrativen Sportveranstaltungen versucht, sein Image aufzubessern.
Mischt sich nun die Politik ein?
Der US-Senat hat bereits eine Untersuchung der geplanten Zusammenarbeit der Touren eingeleitet. Der Vorsitzende des ständigen Untersuchungsausschusses für Ermittlungen, Senator Richard Blumenthal, kritisierte in einem Brief an PGA-Tour-Chef Jay Monahan die Beteiligung des saudi-arabischen Staatsfonds, der auch die LIV Tour finanziert, an dem umstrittenen Deal und forderte weitere Unterlagen an. "Die Rolle des PIF als Arm der saudischen Regierung und die plötzliche und drastische Kehrtwende der PGA Tour in Bezug auf LIV Golf werfen ernste Fragen zu den Gründen und Bedingungen der angekündigten Vereinbarung auf", schrieb der demokratische US-Politiker. "Vor dieser Vereinbarung war die PGA Tour einer der lautesten Kritiker der Zugehörigkeit von LIV Golf zu Saudi-Arabien."
Welcher deutsche Golfer schlägt in Los Angeles ab?
Das lädierte Handgelenk macht Martin Kaymer keine Probleme mehr. Der 38-Jährige aus Mettmann, der 2014 die US Open gewann und damit ein zehn Jahre langes Startrecht erhielt, freut sich, nach über einem Jahr wieder bei einem Major-Turnier abschlagen zu können. "Ein gutes Ergebnis wäre Top 20 für mich. Damit wäre ich zufrieden. Man muss einfach realistisch sein", sagte der zweimalige Major-Sieger. "Ich würde aber generell nicht zu Turnieren fahren, wenn ich nicht gewinnen kann."
Wer sind die Favoriten?
Die heißesten Titelanwärter sind die Top 3 der Weltranglistenerste: Scottie Scheffler aus den USA, der Spanier Jon Rahm und der viermalige Major-Sieger Rory McIlroy aus Nordirland. Auch LIV-Profi Brooks Kopeka, der gerade erst bei der PGA Championship sein fünftes Major gewinnen konnte, ist bei der US Open immer ein Kandidat für den Sieg.
Warum fehlt Tiger Woods?
Der 47 Jahre alte Superstar erholt sich von einer Operation am rechten Fuß - eine Spätfolge seines schweren Autounfalls im Februar 2021. Der 15-malige Major-Champion aus den USA hatte Mitte April verletzungsbedingt beim US-Masters aufgeben müssen. Wann er auf den Golfplatz zurückkehrt, steht noch nicht fest.