106. Italien-Rundfahrt Evenepoel rast zu Rosa - Dämpfer für Kämna
Für den deutschen Zeitfahrmeister Lennard Kämna hat der 106. Giro d'Italia mit einer Enttäuschung begonnen. Der deutsche Hoffnungsträger fuhr nur auf Platz 22.
Lennard Kämna zwängte sich aus seinem deutschen Meister-Trikot und schnappte auf der Rolle beim Ausfahren erst einmal nach Luft. Der deutsche Hoffnungsträger hat bei seinem Projekt Giro d'Italia zum Auftakt den anvisierten Platz unter den ersten Zehn deutlich verfehlt.
Der 26-Jährige musste sich im Auftaktzeitfahren mit einem 22. Platz begnügen. Kämna verlor auf den 19,6 Kilometern von Fossacesia Marina nach Ortona bereits 1:23 Minuten auf den alles überragenden Straßen-Weltmeister Remco Evenepoel, der sich das erste Rosa Trikot holte.
Kämna: "War weit weg von Katastrophe"
Kämna selbst war mit seiner Leistung zufrieden: "Eine solide Performance auf einem harten, aber auch schönen Parcours. Es war kein absolutes Highlight, aber auch nicht schlecht. Solide, würde ich behaupten. Es war schon hart, lange geradeaus. Man konnte wenig durchschnaufen", sagte Kämna und fügte hinzu: "Die Zuversicht ist auf jeden Fall da. Es war erst die erste Etappe und es war weit weg von einer Katastrophe. Es ist alles noch im Rahmen."
Sportdirektor Jens Zemke ließ durchblicken, dass Kämna "die letzten Tage ein bisschen angeschlagen" war. "Er hat nicht das volle Trainingsprogramm mitgemacht. Er ist gestern im Hotel geblieben", erklärte Zemke.
Die Top Ten hatte Kämna sowohl für das erste Zeitfahren als auch für die Gesamtwertung als Zielsetzung ausgegeben. Der einstige Junioren-Weltmeister, der als Etappenjäger schon Tagessiege bei der Tour de France (2020) und dem Giro (2022) im Hochgebirge gefeiert hatte, nimmt in diesem Jahr erstmals die Gesamtwertung in Angriff.
Evenepoel distanziert sogar Zeitfahr-Weltmeister
In einer anderen Liga war unterdessen Evenepoel unterwegs, der sogar den zweimaligen Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna aus Italien um 22 Sekunden distanzierte. "Ich bin superglücklich. Das ist die ideale Rückkehr zum Giro", sagte Evenepoel, der vor zwei Jahren seinen ersten Versuch bei der zweitgrößten Rundfahrt der Welt nach 17 Etappen abgebrochen hatte.
Im Duell der beiden Stars versetzte der Belgier damit auch seinem slowenischen Rivalen Primoz Roglic einen schweren Schlag. Der 23 Jahre alte Ausnahmefahrer knöpfte Roglic bereits 43 Sekunden ab. Damit muss der Slowene in den Bergen attackieren, schließlich warten noch zwei weitere Zeitfahren auf die Radprofis.
Für Mitfavorit Roglic, der nach seinem dritten Platz 2019 nun das Rosa Trikot erobern will, hat der Giro schon denkbar schlecht begonnen. Insgesamt fünf Helfer mussten im Vorfeld ausgetauscht werden.
Flache zweite Etappe über 202 Kilometer
Am Sonntag dürfen die Sprinter auf der flachen zweiten Etappe über 202 Kilometer von Teramo nach San Salvo auf eine Massenankunft hoffen.