Formel 1 in Italien Hamilton und Monza - Attacke auf Verstappen oder nächste Lehrstunde?
Mit neuem Vertrag geht Lewis Hamilton beim Großen Preis von Italien an den Start. Die Rennstrecke in Monza gehört zu seinen Lieblingskursen - dort will er im Rennen am Sonntag (03.09.2023) endlich wieder Max Verstappen schlagen.
Wer alles erreicht hat, hat selten noch große Ziele. Vor allem, wenn man diese schon mehrfach erreicht hat. Bei Lewis Hamilton ist das der Fall: Er ist mit sieben Titeln Rekordweltmeister in der Formel 1. Die Tatsache, wie sehr er in der vergangenen und aktuellen Saison hinter Max Verstappen herfährt, hat aber seinen Ehrgeiz gepackt.
Hamiltons Ziel WM-Titel: Wenn nicht 2024, dann 2025
Der 38-Jährige verlängerte nun seinen Vertrag bei Mercedes, wird entgegen seines ursprünglichen Vorhabens noch im Alter von 40 und mehr Jahren über die Strecken dieser Welt rasen. Weil er unbedingt wieder Weltmeister werden und es allen, aber wohl in erster Linie sich selbst nochmal beweisen will. "Das Ziel ist klar, aber die Aufgabe ist nicht so einfach", sagte Hamilton. "Tief in meinem Herzen bin ich überzeugt: Wenn es nächstes Jahr nicht reicht, wird es im Jahr danach so weit sein."
Dafür muss aber vor allem sein Team nachlegen. Sein Auto ist aktuell nicht titelfähig. Red Bull ist Mercedes enteilt, andere sind mindestens auf Augenhöhe. Und trotzdem schenkt Hamilton dem Rennstall, dem er seine bisherigen Erfolge zu verdanken hat, das Vertrauen. "Mercedes hat mich unterstützt, seitdem ich 13 Jahre alt war. Es gibt keinen Platz, an dem ich lieber wäre. Und wir haben noch etwas zu erledigen", sagte der Brite.
"Vielleicht das schwierigste Wochenende für Verstappen"
Aktuell ist Hamilton aber weiterhin kein Kandidat auf Rennsiege, es gab zwar im Frühling immerhin zwei zweite Plätze, bisher war aber jedes Mal ein Red Bull vorne - zuletzt war es neunmal in Folge Verstappen. Doch der Große Preis von Italien, der am Wochenende auf dem Formel-1-Programm steht, hat großes Potenzial für große Überraschungen.
"Dieses Wochenende könnte vielleicht das schwierigste für Max sein. Monza ist eine ganz andere Strecke, man fährt mit sehr wenig Luftwiderstand", sagte Pierre Gasly vom Alpine-Rennstall. "Ich wäre überrascht, wenn er einen Vorsprung von 30 Sekunden wie auf einigen anderen Strecken herausfahren kann."
Formel-1-Pilot Max Verstappen
Monza ist immer für eine Überraschung gut
Gasly selbst weiß am besten, dass in Monza auch für Außenseiter mehr möglich ist als auf anderen Strecken. 2020 fuhr der Franzose völlig überraschend zu seinem bis heute einzigen Grand-Prix-Sieg in der Formel 1. In der jüngeren Vergangenheit waren es ohnehin in den seltensten Fällen die Favoriten, die sich durchsetzten. Der Verstappen-Sieg im vergangenen Jahr war da eine Ausnahme.
Jahr | Sieger | Team |
---|---|---|
2013 | Sebastian Vettel | Red Bull |
2014 | Lewis Hamilton | Mercedes |
2015 | Lewis Hamilton | Mercedes |
2016 | Nico Rosberg | Mercedes |
2017 | Lewis Hamilton | Mercedes |
2018 | Lewis Hamilton | Mercedes |
2019 | Charles Leclerc | Ferrari |
2020 | Pierre Gasly | AlphaTauri |
2021 | Daniel Ricciardo | McLaren-Mercedes |
2022 | Max Verstappen | Red Bull |
Für Hamilton könnte das erste Rennen nach seiner Vertragsverlängerung also durchaus mehr sein, als die Vorbereitung auf die nächste oder übernächste Saison. Nicht nur, weil sich in Italien viel mehr Fahrer als sonst Hoffnungen machen dürfen, sondern weil der Mercedes-Pilot ausgewiesener Monza-Experte ist.
Monza dank Hamilton die schnellste Strecke der Welt
Fünfmal hat Hamilton auf dieser Strecke schon als Erster die Ziellinie überquert. Seit 1995 hat es kein anderer außer ihm geschafft, zweimal hintereinander dort zu gewinnen - ihm ist es gleich zweimal (2014 und 2015 sowie 2017 und 2018) gelungen.
Und Hamilton hat den "Temple of Speed" zur schnellsten Formel-1-Strecke der Welt gemacht. Im Qualifying 2020 fuhr er mit einer Zeit von 1:18,887 Minuten und einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 264,362 km/h die schnellste Runde der Geschichte des Sports. Damit brach er einen 35 Jahre alten Rekord von Keke Rosberg aus Silverstone.
Wenn es richtig schnell wird, ist Hamilton grundsätzlich richtig gut. In dieser Liste der schnellsten Rennstrecken fuhr der britische "Sir" in vier von sieben Fällen die schnellste Zeit. Dank ihm sind neben Monza auch die Kurse von Jeddah (Saudi-Arabien), Mugello (Italien) und Spa-Francorchamps (Belgien) unter den Top 7 der Highspeed-Strecken.
Beste Verhältnisse am Wochenende
Das Feld ist bestellt: Vertragsverlängerung, Lieblingsstrecke mit Überraschungspotenzial, Höchstgeschwindigkeiten, der Wetterbericht verspricht für das Wochenende mit 27 bis 30 Grad ohne Regen auch perfekte Verhältnisse. Jetzt ist nur die Frage, ob Hamilton und der Mercedes tatsächlich gut genug sind, um Verstappen jetzt schon in einem Rennen zu distanzieren.
Ansonsten wird es nur die nächste Lehrstunde, was verändert werden muss, um wirklich wieder ein Titelkonkurrent zu sein. Monza wird für Hamilton ein Rennen zwischen Gegenwart und Zukunft.