Leichtathletik DLV-Chef: Bis Olympia 2028 wieder Weltspitze sein
Im Deutschen Leichtathletik-Verband zieht man Lehren aus dem WM-Debakel 2022 und will in fünf Jahren wieder zur Weltspitze gehören. Bei den Hallen-Titelkämpfen in Dortmund startet das Projekt.
Nach dem Sommer der Extreme mit einem WM-Desaster in Amerika und dem EM-Triumph von München hat der Deutsche Leichtathletik-Verband seine Lehren gezogen - und ein großes Ziel formuliert: Bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles will der DLV wieder zur Weltspitze gehören.
"Wir haben anspruchsvolle Ziele, ohne die es keine positive Entwicklung gibt", sagte der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska der Deutschen Presse-Agentur. Unter die besten fünf Länder in der Nationenwertung zu kommen, sei das Ziel. "Ich bin davon überzeugt, dass dies möglich ist", betonte der 54-Jährige.
Bei Weltmeisterschaften ist dies seit 2015 in Peking mit dem vierten Rang in der Länderwertung nicht mehr gelungen. Danach ging es kontinuierlich abwärts mit Rang sechs 2017 in London und Platz sieben 2019 in Doha bis hin zur 14. Position 2022 in Eugene. In den USA konnten allein Weitspringerin Malaika Mihambo (Gold) und die Frauen-Sprintstaffel (Bronze) Medaillen holen.
DLV treibt Neustrukturierung voran
Eine Rückkehr zu früherer Stärke soll mit einer umfangreichen Neustrukturierung, einem besseren Betriebsklima und der Einstellung eines Sportdirektors geschafft werden. "Das Ziel ist, einen kompetenten, zukunftsorientierten und leistungsstarken Verband zu formen, der neben den sportlichen Aufgaben auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird", erklärte Gonschinska.
In Workshops und Ideenwerkstätten wurden unter Beteiligung von Sportlern wie Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper, Diskus-Olympiasieger Christoph Harting oder Marathon-Europameister Richard Ringer Themen mit Verbesserungspotenzial ausgemacht. Dazu gehören eine stärkere individuelle Förderung der Athleten und ihrer Coaches, leistungsstarke Trainingsgruppen, maßgeschneiderte Betreuungsprogramme, die Teamführung bei Titelkämpfen und die Kommunikation im Verband.
Sportdirektor soll etabliert werden
Im Mittelpunkt der neuen Struktur wird ein Sportdirektor stehen, den der DLV spätestens im zweiten Quartal präsentieren will und der Cheftrainerin Annett Stein von administrativen Aufgaben befreien soll. "Der Sportdirektor übernimmt die übergreifende Steuerung der Leistungssportstruktur im Sinne eines Managers und trägt die Verantwortung für den Leistungssport", erklärte Stein, die seit drei Jahren im Amt ist. Sie werde sich auf die A-Nationalmannschaft konzentrieren" "Es ist eher Arbeit an der Basis. Ich bin darüber sehr glücklich. Es ist meine große Leidenschaft. Ich sehe da einen großen Mehrwert."
Die große Pleite bei der WM hatte einen Hallo-wach-Effekt für den DLV. Dafür schüren die tollen Leichtathletik-Tage der EM im Münchner Olympiastadion mit 16 Medaillen und Platz eins im Medaillenspiegel mehr als nur Hoffnungen auf das Gelingen der angestrebten Wende. Auf einen positiven Effekt wird schon bei der WM im August in Budapest und bei den Sommerspielen 2024 in Paris gesetzt. "Kurzfristig arbeiten wir an der Aufbruchstimmung, welche auch die Transformation innerhalb des DLV mit sich bringt", sagte Gonschinska. "Wir wollen den Flow-Effekt von den European Championships in München nutzen."
Auch Stein sieht "eine große Chance", dass mit dem Rückenwind der EM auf der Weltbühne in Budapest und Paris bessere Auftritte möglich sind. "Die Emotionalität der EM wird uns positiv anschieben", meinte die Berlinerin. Die deutschen Hallen-Meisterschaften am kommenden Wochenende in Dortmund sind dafür eine gute Standortbestimmung und Zwischenstation auf dem Weg zur Hallen-EM Anfang März in Istanbul. "Wir haben gelernt: Eine erfolgreiche Saison in der Halle zieht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erfolgreiche Freiluftsaison nach sich", sagte Stein.