Formel 1 in Dschidda Red Bull einsam, Ferrari abgestürzt, Alonso lacht
Für Red Bull wird es an der Spitze einsam, Ferrari ist abgestürzt und Fernando Alonso lacht über sein spätes Glück. Die Formel 1 macht nach dem zweiten Saisonrennen kräftig Schlagzeilen.
Damit ist der Spanier wie schon im ersten Saisonrennen in Bahrain wieder auf dem Podium gelandet. Seinem 100. in seiner Karriere insgesamt. Und das mit einem Aston Martin, einem Auto, das in der vergangenen Saison regelmäßig chancenlos der Konkurrenz hinterherfahren musste.
Am Ende konnte Fernando Alonso doch wieder lachen. Dem 41-jährigen Altmeister war in Dschidda sein grandios erfahrener dritter Platz zunächst aberkannt worden - nach stundenlangen Diskussionen erhielt er ihn dann wieder zurück.
Aston Martin - plötzlich mittendrin in der Spitze
Ausgerechnet Aston Martin, ausgerechnet jetzt, wird man aus deutscher Perspektive wohl sagen. Zwei Jahre lang leistete Sebastian Vettel bei den neureichen und ambitionierten Briten Aufbauarbeit, Top-Ergebnisse waren die absolute Ausnahme. Nun hat er seine Karriere beendet, und Nachfolger Alonso sitzt plötzlich in einem schnellen Auto, das dem Red Bull in vielen Details erstaunlich ähnlich sieht.
Für Fachleute kommt Aston Martins Sprung nicht von ungefähr. Mit dem von Lawrence Stroll angeführten Konsortium kamen seit 2019 zunehmend die erhofften monetären Mittel ins Team. Aston Martin zählt heute zu den finanzstärksten Teams im Feld.
Neben einer neuen Fabrik, die demnächst bezogen werden soll, kamen auch zahlreiche neue Mitarbeiter. Die Top-Teams wurden bei aggressiven Abwerbungsversuchen von Aston Martin zum personellen Aderlass gezwungen.
Hochranginge Ingenieure wechselten die Fronten. Red Bulls ehemaliger Aerodynamik-Chef Dan Fallows ist nun Technischer Direktor bei Aston Martin. Sein Stellvertreter Eric Blandin war zuvor Chef-Aerodynamiker bei Mercedes.
Red Bull einsam vorn - Perez muckt auf
Zwei Erkenntnisse bringt der Doppelsieg des Weltmeisterteams in Dschidda. Red Bull fährt im Moment in einer eigenen Liga, und selbst wenn sich das Kräfteverhältnis im Laufe des Jahres noch ändern sollte, dürften Max Verstappen und Sergio Perez bis dahin ziemlich weit davongezogen sein.
Sergio Perez feiert nach Rennende seinen Sieg in Saudi-Arabien.
Zu ersterer Erkenntnis sagt Aston Martins Teamchef Mike Krack: "Die Saison ist lang. Ich denke nicht, dass Red Bull den Abstand halten wird. Wir haben noch zwei große Teams dahinter, die alles tun werden, um aufzuholen. Der Zuschauer sollte sich ein wenig gedulden und weiterhin Formel 1 gucken."
Die zweite Erkenntnis könnte zumindest ein wenig Dramatik zurückbringen: Die beiden Piloten haben ein durchaus angespanntes Verhältnis, und Perez geht seinen auf den ersten Blick aussichtslosen Kampf gegen den Ausnahmepiloten Verstappen nun mit einem frühen Erfolg an. Der Mexikaner will sich noch nicht in die Rolle des Helfers fügen.
Ferrari abgestürzt und ernüchtert
Ferrari gilt nach zwei Rennen als bisheriger Verlierer der Saison. Vergangenes Jahr noch Siegaspirant, haben die Italiener den Anschluss an die Spitze offenbar verpasst. Hinter den deutlich schnelleren Red Bull und Überraschungsteam Aston Martin sind sie plötzlich nur noch dritte Kraft - vielleicht sogar nur gleichauf oder hinter den ebenfalls derzeit abgehängten Mercedes. Die Ränge sechs für den Spanier Carlos Sainz und sieben für Charles Leclerc sind eine Ernüchterung.
Ferrari-Pilot Charles Leclerc
Ferrari-Teamchef Fred Vasseur zeigt sich nach dem ernüchternden Ferrari-Auftritt in Saudi Arabien selbstkritisch: "Bei einer Analyse schaut man immer darauf, was positiv und was negativ ist. Positiv ist sicherlich unser Speed am Samstag, wir haben den Abstand auf Mercedes vergrössert. Der erste Teil im Rennen war auch okay. Charles konnte von Platz zwölf mit weichen Reifen auf sechs fahren. Anschliessend aber haben wir uns schwergetan. Wir müssen verstehen, was im zweiten Rennteil auf den harten Reifen genau das Problem war."
Der Franzose findet: "Das Grundpaket ist okay, wir holen aber nicht genug aus dem Auto raus."
Mercedes - das Warten auf ein neues Auto
Bei den Silberpfeilen hat man schon vor diesem Wochenende weitreichende Entscheidungen getroffen. Der schwache Saisonstart führt dazu, dass das Auto "in sechs oder sieben Rennen ziemlich verändert aussehen" dürfte, sagte Motorsportchef Toto Wolff. Denn die nun gewählte "Design-Philosophie" weicht vom ursprünglichen Plan für den W14 ab.
Mercedes und Fahrer Lewis Hamilton schalten in den Krisenmodus.
Dafür war der vierte Platz von George Russell in Dschidda ein netter Übergangserfolg, zumindest den alten Rivalen Ferrari hatte Mercedes schon mal im Griff. Das Verhältnis innerhalb des Teams bleibt derweil interessant: Russell kommt mit dem aktuellen Auto besser zurecht als Rekordweltmeister Lewis Hamilton.