DTM-Rennen auf dem Circuit Park Zandvoort

Rennwochenende am Norisring DTM - zwischen Auslaufmodell und frischem Produkt

Stand: 06.07.2023 08:44 Uhr

Die DTM war mal die wichtigste Rennserie für "Rennautos mit Dach". Der ADAC als neuer Besitzer versucht mit einigen Ideen, wieder Schwung ins arg gerupfte Fahrerlager zu bringen. Am kommenden Wochenende (07.-09.07.2023) startet die Rennserie auf dem Norisring - einem Stadtkurs in Nürnberg.

Nein, auch die beiden DTM-Rennen in Zandvoort waren nicht das Ding von David Schumacher. Der Sohn von Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher schied am letzten Juni-Wochenende in Zandvoort im ersten Lauf am Samstag nach einer Kollision schon nach der ersten Runde aus. Am Sonntag lief es kaum besser - der 21-Jährige wurde dort 15. von 17 die Ziellinie überquerenden Fahrern.

DTM - seit Ende 2022 in Händen des ADAC

David Schumachers Performance könnte ganz gut sinnbildlich für den Zustand der DTM 2023 stehen. Die Rennserie kämpft um Akzeptanz und Anerkennung, nachdem sie in den vergangenen Jahren fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist. Die Firma von Gerhard Berger hatte die DTM, die vor Jahren noch weltweit als bedeutendste Serie für "Rennautos mit Dach" angesehen wurde und in den 1990ern hinter der Formel 1 als Quotenhit galt, im Oktober 2022 zum Verkauf angeboten. Sie hatte sich finanziell nicht mehr gelohnt für den ehemaligen Formel-1-Fahrer.

Es schlug zu der deutsche ADAC, der schon seit Jahren mit unter anderem der GT-Serie ein ähnliches Rennevent veranstaltet. Insider der Szene bewerteten das ADAC-Engagement als "Rettungsanker" für die DTM, die zu ihren großen Zeiten hauptsächlich von den beteiligten Autoherstellern wie zunächst Audi, Alfa Romeo, BMW, Mercedes-Benz, Ford und Opel (später kamen BMW und Aston Martin dazu) finanziert wurde. Das Ganze funktionierte als eine Art "Werksmeisterschaft", private Teams hatten zu jener Zeit keine Chance.

DTM-Kalender 2023
Datum Strecke
26.05. – 28.05.2023 Motorsport Arena Oschersleben
23.06. – 25.06.2023 Circuit Zandvoort / NL
07.07. – 09.07.2023 Norisring
04.08. – 06.08.2023 Nürburgring
18.08. – 20.08.2023  Lausitzring
08.09. – 10.09.2023 Sachsenring
22.09. – 24.09.2023 Red Bull Ring / A
20.10. – 22.10.2023  Hockenheimring

Motorsport in der Krise

Motorsport mit Verbrennungsmotoren ist in Deutschland aber seit einiger Zeit nicht mehr so gut zu verkaufen - die Autohersteller verloren allmählich das Interesse - und stoppten die finanzielle Unterstützung. Die Ausstiege der Hersteller Mercedes (2018), Audi und BMW (beide 2020) stürzten die DTM in eine tiefe Krise, doch fand sie mit Berger einen Funktionär, der Markenrechte und das dahinterstehende Unternehmen ITR kaufte und weiterentwickelte - und die DTM gänzlich von einer Prototypenserie hin zu einer Serie mit sogenannten GT3-Fahrzeugen wandelte. Es war die vierte "Geburt" der Rennserie seit ihrer Gründung 1984.

Ab der DTM-Saison 2021 startete die Tourenwagen-Meisterschaft mit GT3-Boliden: Was den Weg für viele Privatteams und eine zusätzliche Markenvielfalt wieder eröffnete - wenn auch auf finanziell deutlich niedrigerem Level. Mit Rennwagen von Ferrari, Lamborghini, Mercedes, BMW, McLaren, Porsche und Audi präsentiert sich die DTM nun zwar vielfältig - hat aber nach wie vor Mühe, von den TV-Zuschauern angenommen zu werden.

ADAC mit Neuerungen

Mit dem neuen Besitzer ADAC sollen daher einige neue Wege gegangen werden. Wurde zuletzt auch in Imola und Portimao (vor zumeist leeren Rängen) gefahren, kehrt die Serie nun hauptsächlich nach Deutschland zurück. Sechs der acht Rennwochenenden finden in Deutschland statt, zum Beispiel auch in Oschersleben und am Sachsenring. Dazu fährt die DTM in Zandvoort und am Red Bull Ring in Österreich. 

DTM-Fahrer David Schumacher

Glücklos: David Schumacher

Dabei wurde aus zwei Meisterschaften quasi eine - die DTM blieb als professionelle Rennserie bestehen. Das hauseigene ADAC GT Masters fährt zwar weiter mit den gleichen Fahrzeugen wie die DTM, wurde aber dennoch abgewertet und mit einer Prototypenserie zusammengelegt. Die Regeln wurden vereinfacht und für die Teams kostengünstiger gemacht (unter anderem fliegender und damit weniger unfallträchtiger Start), zudem kommt ein Sprit zum Einsatz, der zur Hälfte aus erneuerbaren Anteilen besteht.

Kein "electric" mehr und kein eSport

Ebenfalls dem Rotstift zum Opfer gefallen ist die "DTM electric", auch wenn diese Entwicklungsplattform offiziell immer noch der Industrie als Spielfeld angepriesen wird. Aktiv wird sie dennoch nicht weiterbetrieben. Und: Von eSport war bei der Übernahme auch keine Rede mehr. Offenbar ist die Erkenntnis gereift, dass der Hype nach der kontaktlosen Corona-Zeit sein Ende gefunden hat.

Auf dem Norisring werden am Wochenende die lauten Verbrennungsmotoren aufheulen. Und David Schumacher wird versuchen, ein etwas besseres Ergebnis als zuletzt herauszufahren.