Leichtathletik-WM in Budapest Kessing fordert mehr Geld für den Sport - doch liegt dort das Problem?
Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat mehr Geld für den Sport gefordert. Er wünsche sich "die eine oder andere Milliarde mehr", sagte Jürgen Kessing zum Abschluss der Leichtathletik-WM in Budapest. Doch fehlt es wirklich an Geld?
Die Weltspitze enteilt, DLV-Präsident Kessing äußerte auch deshalb den Wunsch nach mehr Unterstützung aus der Bundespolitik. Man solle "die eine oder andere Milliarde in den Sport reinstecken für Kinder, um sie stark zu machen", forderte der 66-Jährige. "Da muss der Sport insgesamt mal aufstehen, seine Stimme erheben und dafür kämpfen."
Deutschland müsse finanziell mehr für den Sport tun, sagte Kessing. Die vom Bund insgesamt zur Verfügung gestellten "rund 300 Millionen" würden nicht ausreichen, um mitzuhalten. Das deutsche Team steht nach der Leichtathletik-WM in Budapest mit drei Nullen im Medaillenspiegel da.
Mehr Geld führt zu mehr Medaillen? Zuletzt nicht
Die 300 Millionen Euro, die Kessing nannte, beziehen sich auf die Sportförderung des Bundes. Zuständig für den Sport ist das Bundesinnenministerium. Die Zuwendungen stiegen nach Angaben des Ministeriums seit 2013 mit leichten Schwankungen fast dauerhaft. Der DLV erhielt 2013 noch 6,0 Millionen Euro, 2022 waren es 10,4 Millionen Euro. Alle olympischen Sportverbände in Deutschland zusammen profitierten im selben Zeitraum ebenfalls von einer Steigerung von 53,5 Millionen Euro auf 103,3 Millionen Euro.
Jahr | Olym. Sportarten | Leichtathletik |
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2013 | 53,46 Mio. | 6,01 Mio. |
2014 | 54,96 Mio. | 6,49 Mio. |
2015 | 63,64 Mio. | 7,57 Mio. |
2016 | 62,53 Mio. | 7,16 Mio. |
2017 | 66,64 Mio. | 7,11 Mio. |
2018 | 71,60 Mio. | 7,34 Mio. |
2019 | 86,91 Mio. | 8,00 Mio. |
2020 | 81,70 Mio. | 7,06 Mio. |
2021 | 102,07 Mio. | 9,09 Mio. |
2022 | 103,27 Mio. | 10,41 Mio. |
Entwicklung Sportförderung 2013 - 2022 (Quelle BMI)
So stiegen beispielsweise 2015 die Mittel. Der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte daraufhin: "Wenn wir mit Steuerzahlermitteln viel Geld ausgeben, um den Sport zu fördern, muss am Ende auch etwas herauskommen. So hart, wie es klingt: Medaillen und Spitzenplätze sind das Ziel der Spitzensportförderung. Am Ende der Operation sollen mehr Medaillen stehen als jetzt." 2012 hatten die deutschen Leichtathleten acht Medaillen bei den Olympischen Spielen in London geholt, 2016 in Rio de Janeiro und 2021 in Tokio jeweils drei. Die Formel, dass mehr Geld automatisch zu mehr Medaillen führt, funktionierte zuletzt also nicht.
Bund will Mittel kürzen
Nun droht dem Sport in Deutschland aber die Entwicklung in die andere Richtung. Der beschlossene Bundeshaushalt sieht weniger Geld für den Sport vor, von 303 Millionen Euro auf 276 Millionen Euro sollen die Mittel gekürzt werden, also um fast zehn Prozent. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums begründete dies gegenüber der Zeitung "Die Zeit" mit der Verkleinerung des Gesamtetats.
Auch Länder und Kommunen fördern den Sport
Mit der "einen oder anderen Milliarde" meint Kessing wohl nicht explizit die Sportförderung, die er an anderer Stelle benannte, sondern eher ganz allgemein mehr Mittel vom Spitzensport bis zum Breitensport und Schulsport.
Doch bei der Sportförderung des Bundes endet die öffentliche Förderung des Sports nicht. Hinzu kommen Leistungen von anderer Stelle: Die Bereitstellung von Sportstätten durch Kommunen, die Organisation des Schulsports durch die Länder oder auch die Möglichkeit für Athletinnen und Athleten, bei Zoll, Bundespolizei und Bundeswehr den Berufssport gut mit einem Job zu kombinieren. Zudem haben auch die Bundesländer Sportförderungen.
Kessing hofft auf positive Effekte von Olympia in Deutschland
Für Kessing bleibt neben dem Wunsch nach mehr Geld vor allem die Hoffnung auf Olympische Spiele in Deutschland. Eine Bewerbung könnten seiner Ansicht nach positive Auswirkungen haben. "Wir haben seit 50 Jahren keine Olympischen Spiele in Deutschland gehabt, das würde einen unheimlichen Anreiz auslösen", sagte der DLV-Präsident. Darauf könnten sich Jugendlichen freuen und vorbereiten, auch die Infrastruktur könne profitieren. "Da haben wir viel nachzuholen."
Für die Sommer- und Winterspiele 2012, 2018, 2022, 2024 und 2032 waren deutsche Bewerbungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten aus unterschiedlichen Gründen ins Leere gelaufen: Mal scheiterten sie an der Wahl, mal am IOC, mal an der Ablehnung in der Bevölkerung und mal an sich selbst. Derzeit ist eine weitere Bewerbung für die Spiele 2036 im Gespräch.