Leichtathletik-EM in Rom Nach Wirrwarr - Krause froh über Hindernis-Silber und Gold für Finot
Was für ein Drama bei der Leichtathletik-EM in Rom - hinter den Kulissen. Silber, Gold, dann doch wieder Silber: Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause hat ihr Meisterschaftscomeback nach Babypause mit Platz zwei gekrönt - nach einem stundenlangen Hin und Her.
Vize-Europameisterin oder gar Titelträgerin, das stand zwischenzeitlich zu nächtlicher Stunde in den Sternen. Es gab ellenlange Diskussionen um Regelverstöße, Fragen und einen Protest, all das setzte der deutschen Hindernisläuferin arg zu.
"Es war für mich eine emotionale Achterbahnfahrt. Das hätte ich mir selbst gerne erspart. Den anderen wahrscheinlich auch. Ich bin froh, dass das Ergebnis jetzt so steht und das Sportliche Vorrang hat", sagte die 31-Jährige am Montag (10.06.2024). Es sei die "richtige Entscheidung" getroffen worden.
"Ich bin als Zweite ins Ziel gekommen. Gold hätte sich zu keinem Zeitpunkt richtig angefühlt. Alice Finot hat sich keinen Vorteil verschafft und verdient Gold gewonnen."
Finot zwischenzeitlich disqualifiziert
Was war passiert? Krause war über 3.000 m Hindernis in 9:18,06 Minuten als Zweite hinter Finot (9:16,22) ins Ziel gekommen. Die Französin war jedoch - das zeigten die Bilder - unter anderem beim letzten Wassergraben auf eine Bahnmarkierung getreten.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) beantragte nach entsprechenden Hinweisen beim Europäischen Verband die Videoanalyse, doch bevor es dazu kam, habe ein Schiedsrichter die Französin bereits aufgrund mehrmaligen Betretens der Innenbahn disqualifiziert, so der DLV. Krause war demnach Europameisterin.
Der französische Verband legte daraufhin Protest ein - mit Erfolg, und Finot rückte gegen 1 Uhr nachts wieder an die erste Stelle der Ergebnislisten. Gegen diese Entscheidung habe der DLV dann einen Gegenprotest eingereicht, sagte DLV-Sportvorstand Jörg Bügner, ein eher "formaler Akt", um Einblick in die Begründungen zu erhalten. Das Hin und Her tue ihm mit Blick auf Krause "sehr leid".
Die Siegerehrung fand am Sonntagabend nicht mehr statt, sie wird am Montag um 18.35 Uhr nachgeholt.
Vierte EM-Medaille für Krause
Für die 31-Jährige ist es die vierte EM-Medaille nach ihren Triumphen 2016 und 2018 sowie Bronze 2012. Nach der Geburt ihrer Tochter Lola und einer Babypause meldete sie sich damit eindrucksvoll zurück. Rang drei sicherte sich die Britin Elizabeth Bird (9:18,39).
Lea Meyer, vor zwei Jahren in München überraschende Zweite, als Neunte (9:27,85) sowie Krauses Vereinskollegin Olivia Gürth aus Trier (9:31,98) auf Rang elf rundeten das starke deutsche Ergebnis ab.
Es ist nach den Bronzemedaillen von Amanal Petros (Halbmarathon) und Yemisi Ogunleye (Kugelstoßen) die dritte deutsche Einzelmedaille bei den Europameisterschaften in Rom. Zudem holten die Halbmarathon-Teams Silber (Frauen) und Bronze (Männer).
Krause: "Stolz, was ich geschafft habe"
Krause hatte sich bereits direkt nach dem Rennen mit der Silbermedaille zufrieden gezeigt. "Bei meiner Vorgeschichte ist das für mich ein Sieg. Gold war relativ nah, aber der Antritt der Französin war haarscharf, ich habe ein paar technische Fehler gemacht und am Ende fehlte die Kraft. Ich bin aber stolz, was ich in diesem Jahr geschafft habe", sagte sie am ARD-Mikrofon, bevor das Protest-Wirrwarr seinen Lauf nahm.
Dass mit ihr zu rechnen ist, hatte sie vor ihrer Rückkehr auf die ganz große Bühne bereits bewiesen. Bei ihrem ersten Wettkampf nach der Geburt von Tochter Lola im Vorjahr knackte die zweimalige WM-Dritte gleich die Norm für die Olympischen Sommerspiele in Paris - ihr übergeordnetes Ziel in diesem Jahr.
In Frankreich ist dann auch wieder der Nachwuchs dabei. "Lola, Mama hat dich lieb", rief die zweimalige Europameisterin ihrer einjährigen Tochter über das ARD-Mikrofon aus Rom in die Heimat zu.