Viktoria Huse und Sonja Zimmermann nach dem Halbfinal-Aus der deutschen Hockey-Frauen bei der EM

Hockey-EM der Frauen Geplatzter Titeltraum - "Als hätte man alles falsch gemacht"

Stand: 25.08.2023 11:14 Uhr

Mit dem Halbfinal-Aus bei der EM in Mönchengladbach verpassen es die deutschen Hockey-Frauen erneut, sich für gute Leistungen zu belohnen.

Von Christina Schröder

Noch lange nach der 0:1-Niederlage gegen Belgien war den Gesichtern der "Danas" die pure Ratlosigkeit anzusehen. "Es tut weh. Die Mädels haben sehr viel richtig gemacht und trotzdem fühlt es sich so an, als hätte man alles falsch gemacht", sagte Bundestrainer Valentin Altenburg. Wieder ist die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes in einem K.o.-Spiel gescheitert. Wieder hatten die "Danas" trotz überlegenen Auftritts den Kürzeren gezogen.

Es wirkte wie ein Déjà-vu: Bei der WM im vergangenen Jahr war Deutschland ebenfalls im Halbfinale ausgeschieden und hatte im Anschluss das Spiel um Platz drei verloren - in beiden Spielen hatten Altenburgs Spielerinnen ihre wenigen Offensivchancen nicht effizient genutzt.

Deutsches Team scheitert an Chancenverwertung

Davon wollte sich das Team bei diesem Turnier freispielen. "Wir haben verdammt lange darauf hingearbeitet, torgefährlich zu sein, wenn es darauf ankommt", sagte Altenburg: "Daran sind wir am Ende doch gescheitert, obwohl es eigentlich sehr aussichtsreich war."

Aussichtsreich waren vor allem zwei Chancen von Torjägerin Charlotte Stapenhorst, für die es ein Tag zum Vergessen wurde. Kurz nach dem Rückstand schob sie den Ball wenige Zentimeter am leeren Tor vorbei: "Davon werde ich die nächsten fünf Tage träumen."

Im letzten Viertel knallte ihr Torschuss an den Innenpfosten - auch das zusätzliche Quäntchen Glück fehlte an diesem Abend, an dem Deutschland immer wieder auf das belgische Tor angerannt war.

Erstes Gegentor bei EM beendet Titel-Traum

"Da merkt man wieder, dass es gar nichts bringt, was du die drei Spiele vorher machst", sagte Stapenhorst. Alle drei Vorrundenspiele hatte das deutsche Team gewonnen - ohne ein Gegentor, mit 14 erzielten Toren. Jetzt ließ das erste Gegentor im Turnier den Titel-Traum platzen.

Trotzdem sah Altenburg eine Entwicklung bei seinem Team. Auf der Spielerbank "war viel Wille und viel Überzeugung da", sagte der 42-Jährige: "Das habe ich schon ganz anders erlebt, das nehmen wir mit."

Auf die starke Defensivleistung baue Deutschland auf, mit einem Gegentreffer nach vier Spielen könne das Team "zufrieden sein". Die Lösungen und Verbesserungen liegen für Altenburg "wahrscheinlich im Offensivspiel. Aber ich brauche auch noch etwas Zeit, das vernünftig zu analysieren."

Das belgische Team hatte Deutschland das erste Mal in diesem Turnier vor große Herausforderungen gestellt. Nach dem Führungstreffer in der zweiten Minute hatte sich der Gegner auf das Verteidigen konzentriert, mauerte in der zweiten Hälfte mit fast allen Spielerinnen den eigenen Schusskreis zu.

Altenburgs Team war es erst in der zweiten Hälfte, insbesondere im Schlussviertel, gelungen, Belgien das eigene Spiel aufzudrücken: "Wir wussten, dass wir die Sternstunde brauchen. Es ärgert uns aber nicht, es spornt uns an, besser zu werden, in dem was wir tun."

Deutschland im Spiel um Platz drei gegen England

Im Spiel um Platz drei trifft Deutschland am Samstag (ab 12.15 Uhr live im Stream und Ticker bei der Sportschau) auf England. In der Gruppenphase hatten die "Danas" 5:0 gegen das Team aus dem Vereinigten Königreich gewonnen und auch im Kampf um Bronze "werden wir wieder gut vorbereitet sein, wir werden wieder jagen und dann werden wir das auch gewinnen", davon ist Altenburg überzeugt.

Trotz des bitteren Aus im Titelkampf, konnte Stapenhorst den Blick etwas nach vorne richten: "Es ist das erste Mal in unserem Leben, dass wir ein Heim-Turnier spielen. Das muss ein guter Abschluss werden." Und auch Defensivspielerin Sonja Zimmermann strahlte einen Funken Zuversicht aus: "Ich weiß, dass wir weitermachen werden und dass wir unsere Köpfe nicht hängen lassen werden. Vor allem auch für nächstes Jahr."

Dann finden 2024 die Olympischen Spiele in Paris statt. Mit dem Titel des Europameisters wäre das Ticket bereits gelöst. Nun müssen sich die deutschen Hockey-Frauen über ein Qualifikationsturnier im Januar für das Großereignis qualifizieren.