Vorwürfe gegen ehemaligen Bundesligatrainer War Fuhr nicht gesprächsbereit?
Seit dem Frühjahr 2023 arbeitet eine unabhängige Aufarbeitungskommission die Vorwürfe gegen den ehemaligen Bundesligatrainer André Fuhr auf. Jetzt liegt die Sache auf Eis. Fuhr soll ein Gesprächsangebot der Aufarbeitungskommission nicht angenommen haben.
Das teilte Jeannine Ohlert, die bislang als Sprecherin der vom Deutschen Handballbund (DHB) eingesetzten, unabhängigen Kommission tätig war, der Deutschen Presse-Agentur mit. Sein Anwalt widerspricht dem.
"Die Kommission hatte Herrn Fuhr schon im Juni 2023 mitgeteilt, dass er die Gelegenheit bekommen würde, mit der Kommission zu sprechen und seine Sichtweise zu den Vorwürfen darzulegen. Im März 2024 haben wir ihm einen konkreten Terminvorschlag gemacht. Leider hat Herr Fuhr unser Gesprächsangebot bisher aber nicht angenommen", erklärte Ohlert.
Fuhrs Anwalt Markus Buchberger widersprach auf dpa-Anfrage dieser Darstellung, weil sie den Sachverhalt seiner Meinung nach nicht objektiv wiedergibt. "Herr Fuhr hat selbst - kurz nach der Einsetzung der Kommission - dem DHB angeboten, an der Aufklärungsarbeit mitzuwirken. Einer Monate später folgenden Einladung ist er nicht gefolgt, nachdem unter anderem aus hier vorliegenden Unterlagen der Kommission selbst deutlich wurde, dass dort keine rechtsstaatlichen Grundsätze verfolgt werden, sondern mit nachweisbarer Voreingenommenheit gehandelt wird. Diesen Eindruck hat nunmehr auch das Oberlandesgericht Hamm bestätigt und die Arbeit der Kommission zu Recht gestoppt", hieß es in einer Stellungnahme.
Vorwurf: Machtmissbrauch und emotionale Gewalt
Die Kommission arbeitete seit Frühjahr 2023 die Vorwürfe zahlreicher Spielerinnen gegen Fuhr auf. Es geht um Machtmissbrauch und emotionale Gewalt. Das Oberlandesgericht Hamm verpflichtete den DHB nun in einem einstweiligen Verfügungsverfahren auf Fuhrs Antrag dazu, die Arbeit der Kommission in Teilen und bis zu einer Entscheidung im Hauptsacheverfahren einzustellen. Gegen diese Eilentscheidung wird der DHB nun kurzfristig Widerspruch einlegen.
Athletenvertreter erschüttert über Verzögerung
Die Vereinigung Athleten Deutschland nahm mit großer Sorge zur Kenntnis, dass die Vorwürfe gegen Fuhr vorerst nicht weiter aufgearbeitet werden. "Betroffene haben ein Anrecht auf Aufarbeitung. Umso erschütterter sind wir, dass der Aufarbeitungsprozess offenbar wieder ins Stocken geraten ist. Insbesondere gilt es nun, erneuten Schaden von den Betroffenen abzuwenden. Wir hoffen, dass nun Wege gefunden werden, die unverzichtbare Arbeit der unabhängigen Kommission fortzusetzen", teilte der Verein auf dpa-Anfrage mit.
Die Nationalspielerinnen Mia Zschocke und Amelie Berger hatten den Fall 2022 öffentlich gemacht. In der Folge meldeten sich weitere Sportlerinnen, die nach eigenen Angaben psychisch unter Fuhrs Trainingsmethoden gelitten hatten. Sowohl der Bundesligist aus Dortmund als auch der DHB, wo der 53-Jährige als U20-Trainer arbeitete, beendeten daraufhin die Zusammenarbeit mit Fuhr.