Klarer Sieg gegen Nordmazedonien "Handball-Adler" fliegen dank Knorr in die EM-Hauptrunde
Die Handball-Party in Deutschland nimmt langsam, aber sicher Fahrt auf. Das deutsche Team zeigte auch im zweiten Spiel der EM eine starke Leistung und feierte einen souveränen 34:25 (18:13)-Sieg gegen Nordmazedonien.
"Adler flieg!" - die deutschen Handballer werden ihrem eigenen Schlachtruf immer mehr gerecht. Die große Euphorie aus dem Eröffnungsspiel in Düsseldorf schwappte am Sonntag nach Berlin über. "Die Halle hat getobt, es hat unglaublich viel Spaß gemacht", sagte Timo Kastening nach dem Sieg, der den Einzug in die Hauptrunde sicherte.
Vor allem die beiden Kumpels Juri Knorr - zehn Tore, sieben Assists - und David Späth - 29 Prozent Fangquote - sorgten für Begeisterung. "Ich bin froh, dass ich im Turnier angekommen bin - und freue mich schon, wenn es weitergeht", sagte Späth zur ARD. In bemerkenswert ruhigem Ton, ganz anders als er im Spiel agierte. "Ich weiß gar nicht, wie laut der schreien kann, wie viel Energie da raus geht", sagte ARD-Experte Dominik Klein über Späth. "Das war pure Freude, ihm zuzuschauen."
Die deutschen Handballer und ihre Fans genießen diese Heim-EM, die nach der Vorrunde auf jeden Fall ihre Fortsetzung findet. Vier weitere Spiele, mindestens - und im Prinzip beginnt die Hauptrunde bereits am Dienstag gegen Frankreich (20.30 Uhr, live in der ARD und auf sportschau.de), denn die Punkte aus diesem Spiel würde Deutschland vorrausichtlich mitnehmen.
Pfiffe für Olaf Scholz auf der Tribüne
Entsprechend bedeutsam war es, den Rückenwind aus dem Auftaktspiel aufzugreifen. Das DHB-Team begann wieder konzentriert und effektiv und vor allem auch aggressiv in der Abwehr. Gislason schenkte seinem jungen U21-Weltmeister Renars Uscins das Vertrauen, der für den am Freitag zum zweiten Mal Vater gewordenen Kai Häfner im rechten Rückraum in die erste Sieben rückte. Vor allem das Zusammenspiel mit Knorr klappte sehr gut.
Zwar war die Kulisse in der Berliner Arena nicht ganz so gewaltig wie beim Weltrekordspiel vor vier Tagen in Düsseldorf, aber auch die knapp 13.600 Zuschauer sorgten für einen sehr stimmungsvollen Handballabend in der Hauptstadt. Nur einmal gab es Pfiffe: Als Bundeskanzler Olaf Scholz vom Hallensprecher auf der Tribüne begrüßt wurde.
DHB-Ersatzspieler zünden
Die Deutschen spielten ihren Matchplan runter, waren über weite Strecken wacher als die Mazedonier, die sich 18 Ballverluste leisteten (Deutschland: sieben). Es lief nicht alles rund an diesem Abend, aber wenn ein Spieler eine Schwächephase hatte, sprangen die Teamkollegen ein. Wie im Tor, wo Andreas Wolff nicht an seine überragende Leistung von Mittwoch anknüpfen konnte (eine Parade), aber Späth stattdessen lieferte.
Und als die junge Mannschaft kurzzeitig komplett schluderig wurde, griff der Chef ein. Alfred Gislason nahm in der 39. Minute nach einem 1:4-Lauf der Mazedonier eine Auszeit - und machte der Mannschaft eine klare Ansage. "Da kommt ein bisschen Glut raus aus dem Vulkan", kommentierte Sportschau-Experte Dominik Klein treffend im Audiostream.
"Wir hatten eine Phase, in der wir es relativ kopflos gemacht und nach Lust und Laune aufs Tor geworfen haben, was wir sonst nie machen", sagte Gislason nach dem Spiel.
Auch ARD-Experte Klein war nicht durchgehend zufrieden, vermisste teils das flüssige Spiel aus dem Schweiz-Erfolg und erwartet weitere Entwicklungsschritte. Die müssen nun folgen, jetzt werden die Gegner ein anderes Niveau haben als die Schweiz am Mittwoch oder Nordmazedonien am Sonntag.
Welchen Spagat die Handball-Adler meistern müssen
"Da wird sich zeigen, wie reif wir sind, wie erwachsen wir sind, wie gut wir sind", sagte Juri Knorr nach der Partie. Der Spieler des Spiels war zufrieden, aber auch gewohnt bodenständig. Überhaupt machte keiner der Nationalspieler nach Spielende den Anschein, nach zwei Siegen bereits abzuheben - selbst wenn das neue Mannschaftsmotto "Adler flieg" lautet, übernommen von den Skispringern.
Diesen Spagat müssen die "Handball-Adler" nun meistern: 60 Minuten Höhenflug voller Emotionen in der Halle, um das ganze Land mitzureißen. Und dann immer wieder auf dem Boden der Tatsachen landen.