Erste EM-Niederlage Abgebrühte Franzosen zu stark für deutsche Handballer
Trotz einer erneut guten Leistung mussten die deutschen Handballer ihre erste Niederlage bei der EM im eigenen Land hinnehmen. 30:33 (15:17) hieß es aus deutscher Sicht in Berlin gegen Olympiasieger Frankreich.
Dennoch dürfen die Deutschen eine Menge Positives mit in die Hauptrunde nehmen, denn gegen den Mitfavoriten auf den Europameistertitel hielt Deutschland die Partie bis fast zum Ende ausgeglichen. Letztlich setzte sich die Cleverness und Erfahrenheit des Weltklasseteams um Altstar Nikola Karabatic durch.
"Am Ende waren wir ein bisschen müde und konnten nicht die leichten Tore aus dem Rückraum erzielen. Stattdessen haben wir einfache Tore im Rückzug kassiert", analysierte Bundestrainer Alfred Gislason in der ARD-Sportschau und sprach von einem verdienten Sieger Frankreich.
Deutschlands Torhüter Wolff: "Nur Kleinigkeiten gefehlt"
Der wieder einmal überragende Torhüter Andreas Wolff sah ebenfalls viele positive Aspekte. "Wir haben gut gekämpft. Es waren Kleinigkeiten, die gefehlt haben. Das war eine Weltauswahl auf der anderen Seite, trotzdem haben wir gut dagegengehalten", sagte der Keeper der Sportschau.
Deutschland geht damit ohne Punkte in die Hauptrunde, hat in vier Spielen aber nach wie vor die Chance auf das Halbfinale. In der Hauptrunde in Köln trifft die DHB-Crew nun am Donnerstag (18.01.2024, live im ZDF) auf Island, das Heimatland des Bundestrainers.
Furioser Beginn gegen Frankreich
Die deutsche Mannschaft legte furios los und hatte gleich die mit 13.571 Zuschauern ausverkaufte Halle hinter sich. Dreimal Johannes Golla, einmal Juri Knorr in den ersten Minuten, und es hieß schnell 4:1 für Deutschland. Doch so rasant konnte es nicht weitergehen, schließlich stand nicht irgendwer auf der Gegenseite, sondern der Olympiasieger und Vize-Weltmeister, der nach dem mageren Remis am Sonntag gegen die Schweiz mehr zeigen wollte.
Wolff und Späth wieder ganz stark
Frankreich kam wieder heran, keines der beiden Teams konnte sich entscheidend absetzen. Stark: die deutschen Torhüter. Andreas Wolff hatte wie im Auftaktspiel gegen die Schweiz eine Top-Fangquote. David Späth entschärfte gleich zwei Siebenmeter von Hugo Descat und löste Begeisterungsstürme auf der Tribüne aus.
David Späth jubelt nach gehaltenem Siebenmeter
Die Partie war hart umkämpft. Die Deutschen knüpften an die starken Auftritte zu Turnierbeginn an, machten gegen Ende der ersten Halbzeit aber zu viele vermeidbare Fehler. Besonders das Spiel an den Kreis funktionierte nicht gut. Weil die Deutschen in der letzten Minute der ersten Halbzeit dann auch noch völlig die Konzentration verloren, gingen die Franzosen mit einer Zwei-Tore-Führung in die Pause.
Franzosen nach der Pause sofort da
"Schade mit minus zwei, wir sind eigentlich besser", sagte DHB-Teammanager Oliver Roggisch zur Pause: "Die Franzosen decken sehr defensiv an der Sechs-Meter-Linie, da müssen wir bessere Mittel finden und die Bälle nicht wegschmeißen."
Doch es kam noch dicker. Frankreich erhöhte auf 19:15, auch weil Juri Knorr seinen ersten Siebenmeter bei diesem Turnier verwarf. Der Spielmacher agierte nicht so auffällig wie in den ersten Partien, war mit acht Toren (bei 16 Versuchen) dennoch bester deutscher Torschütze.
Von dem Vier-Tore-Rückstand ließen sich die Deutschen jedoch nicht aus dem Konzept bringen, sie kämpften sich immer wieder heran. Es blieb hochspannend - auch weil Andreas Wolff das deutsche Tor mit sensationellen Paraden vernagelte. Deutschland hatte die Partie in der 50. Minute beim Stand von 27:27 wieder ausgeglichen.
DHB-Team: Drei Mal leichtfertig verworfen
Dann folgte aber der Knackpunkt. Gislasons Team hatte nun dreimal die Chance, wieder in Führung zu gehen. Dreimal klappte es nicht. "Da verschießen wir zu leichtfertig", kritisierte auch der Bundestrainer. Stattdessen spielten die kaltschnäuzigen Franzosen in den Schlussminuten ihren Stiefel herunter und ließen die Deutschen, die seit elf Jahren auf einen Pflichtspielsieg gegen Frankreich warten, nicht noch einmal herankommen.
"Das tut im ersten Moment weh, aber wir müssen mit breiter Brust herausgehen. Wir haben es nach wie vor in der eigenen Hand", meinte ARD-Experte Johannes Bitter, Torhüter der Weltmeistermannschaft von 2007, und hörte sich an, als hätte er noch einmal selbst auf der Platte gestanden.