Handball-EM Deutschland stolpert mit Pleite gegen Kroatien ins Halbfinale
Der Einzug ins Halbfinale stand vor Spielbeginn fest, dennoch hätten sich die deutschen Handballer das letzte Hauptrundenspiel der Heim-EM anders vorgestellt. Bei der deutlichen 24:30 (14:13)-Niederlage gegen Kroatien am Mittwochabend (24.01.2024) rotierte Bundestrainer Alfred Gislason viel durch, die Chancenverwertung war erneut schwach.
Für Deutschland war es die erste Niederlage in der Hauptrunde, die aber nicht mehr ins Gewicht fiel. Weil am Nachmittag Österreich gegen Island und später Ungarn gegen Frankreich verloren hatten, stand Deutschland vorzeitig als Halbfinalist fest und trifft am Freitag (26.01.2024, 20.30 Uhr) auf einen der großen Titelfavoriten, das Team aus Dänemark.
Knorr: "Tut mir leid für die Fans"
"Es tut mir leid für die vielen Fans, die heute Tickets gekauft haben. Wir haben im Kopf ein bisschen abgeschaltet, nachdem wir wussten, dass wir weiter sind. Das ist eigentlich nicht unsere Mentalität. Aber wir sind im Halbfinale, das muss man immer noch festhalten", sagte Juri Knorr im Interview in der Kölner Arena. Wie schon im Spiel gegen Österreich (22:22) ein großes Problem: die Chancenverwertung.
"Wenn man 24 Fehlwürfe hat, ist das nicht schön, wir wollten das Spiel gewinnen", sagte Gislason in der ARD: "Aber wir haben denen, die wenig gespielt haben, Chancen gegeben, sich zu zeigen. Leider haben wir unglaublich viele klare Möglichkeiten verworfen." Weil auf der anderen Seite die Kroaten mit etlichen internationalen Stars ernst machten, stolpert Deutschland mehr ins Halbfinale, als richtig Schwung mitzunehmen.
Für die Stimmung war das egal. Die Fans in der zum vierten Mal ausverkauften Kölner Arena machten aus dem bedeutungslos gewordenen Duell gegen die ausgeschiedenen Kroaten wieder eine Handballparty. Und auch die deutsche Mannschaft machte mit. Sie konnte erstmals bei diesem Turnier und im insgesamt siebten Spiel ohne jeden Druck zu Werke gehen.
Gislason ließ seine jungen Wilden los
Bundestrainer Alfred Gislason schickte zunächst seine Top-Sieben aufs Parkett, wechselte aber dann schon bald durch und ließ vor allem zum Ende der ersten Halbzeit auch seine Youngster Renars Uscins und Justus Fischer ran, die mit ihren Toren entscheidenden Anteil daran hatten, dass aus dem 10:13-Rückstand bis zur Pause eine 14:13-Führung wurde.
Ebenfalls stark: Rückraumspieler Sebastian Heymann, der mit seinen Kraftwürfen aus dem Rückraum dreimal erfolgreich war. Heymann, der schon gegen Ungarn seine Klasse aufblitzen ließ, war neben Johannes Golla bester deutscher Werfer (je vier Tore).
So geschliffen wie noch gegen die Ungarn lief es im Angriff gegen die Kroaten insgesamt nicht. Dass sich die Deutschen nicht wie erhofft absetzen konnten, lag aber vor allem an einem Mann: Dominik Kuzmanovic, dem Keeper der Kroaten, der etliche Würfe "frei vor" entschärfte und am Ende eine unglaubliche Fangquote von 48 Prozent aufzuweisen hatte.
Kroatiens Kuzmanovic hält sensationell
Gislason setzte auch im zweiten Abschnitt auf seine junge Garde - erstmals in diesem Turnier standen zeitgleich die U21-Weltmeister von 2023 zusammen auf der Platte: David Späth (21), Renars Uscins (21), Nils Lichtlein (21) und Justus Fischer (20). So konnten die etablierten Spieler wie Juri Knorr, Johannes Golla und Julian Köster ihre Kräfte für das Dänemarkspiel am Freitag schonen.
Das blieb nicht ohne Wirkung. Die Kroaten zogen mit ihren Stars wie Domagoj Duvnjak, Luka Cindric und Igor Karacic (mit sechs Toren bester Werfer) ihren Streifen durch und den Deutschen bis auf 24:19 und 28:22 (55.) davon.
Wolff - "In zwei Tagen zählt's"
Die deutschen Spieler hakten das Ergebnis schnell ab. "Das ist mir heute absolut nicht wichtig, wir müssen uns auf die Dänen konzentrieren", sagte Torwart Andreas Wolff. "24 Fehlwürfe sind zu viel, das hatte sicher mit der Konzentration zu tun. Aber heute ist nicht wichtig, in zwei Tagen zählt's!"
Gegen Weltmeister Dänemark ist Deutschland klarer Außenseiter. "Wir müssen unser bestes Spiel in diesem Turnier machen", sagte Juri Knorr. "Wir glauben an unsere Chance, wissen aber, dass alles stimmen muss. Wir müssen zusammenstehen und darauf hoffen, dass es ein ganz besonderer Tag wird."
Wieso ausgerechnet der Freitag ein solcher Tag sein könnte? "Weil wir hier zu Hause spielen, mit 20.000 Leuten im Rücken, weil wir nicht den großen Druck haben", sagte Rune Dahmke im ARD-Interview. "Warum nicht den einen Tag erwischen, mit dem man Dänemark schlägt?"