Handball-Nationalspielerin Emily Bölk

Drohendes EM-Aus gegen Island Deutschlands Handballerinnen hilft nur ein Sieg

Stand: 02.12.2024 14:35 Uhr

Deutschlands Handballerinnen haben sich bei der Handball-EM in eine schwierige Situation gebracht: Im abschließenden Vorrundenspiel gegen Island braucht das DHB-Team unbedingt einen Sieg, sonst droht das Vorrunden-Aus.

"Das ist ein Endspiel für uns. Wenn wir nicht gewinnen, fahren wir nach Hause", sagte Bundestrainer Markus Gaugisch vor dem dritten und letzten Vorrundenspiel am Dienstag (03.12.2024, ab 20.30 Uhr im Live-Ticker auf sportschau.de) gegen die Isländerinnen, die wie das DHB-Team in der Gruppe F bei 2:2 Punkten stehen.

Nach der unerwarteten und auch deutlichen Niederlage gegen die Niederlande (22:29) ist die Situation angespannt im deutschen Lager in Innsbruck. Statt um eine angestrebte Medaille kreisen die Gedanken um eine mögliche Heimreise.

Über das Halbfinale, das vor Turnierbeginn als Ziel ausgerufen worden war, mochte zunächst niemand mehr reden. "Wir müssen jetzt erst mal das dritte Gruppenspiel gegen Island gewinnen, damit wir dann als Gruppenzweiter in die Hauptrunde kommen", sagte Kapitänin Emily Bölk. Und wie viel Potenzial die Isländerinnen, Platz 25 der vergangenen EM, haben, zeigten sie zum Auftakt, als sie "Oranje" lange Zeit gehörig ärgerten (25:27).

Emily Bölk: Chancen aufs Halbfinale "super-schwierig"

Selbst wenn Bölk und Co. mit einem Sieg oder einem Remis das Ticket für die nächste Turnierphase in Wien lösen, wären die Aussichten keine guten. Grund dafür ist der Modus: Die ersten zwei Nationen jeder Gruppe erreichen die Hauptrunde und nehmen die Punkte gegen das ebenfalls qualifizierte Team mit. Deutschland würde durch die Niederlage gegen die Niederlande mit 0:2 Punkten in die zweite Turnierphase in Wien starten - und dort gegen Gold-Favoriten wie Titelverteidiger Norwegen oder den WM-Dritten Dänemark zum Siegen verdammt sein.

"Es ist natürlich super schwierig jetzt, das müssen wir realistisch sagen", meinte Bölk angesichts der deutschen Halbfinalchancen. Wenn das Weiterkommen gelinge, "brauchen wir Schützenhilfe und überragende Performances in jedem einzelnen Hauptrundenspiel", sagte die Anführerin und schob mit etwas Kampfgeist hinterher: "Aber dafür sind wir hier."

Der Auftritt gegen die Niederlande, den WM-Champion von 2019, hinterließ aber viele Fragen, abgesehen vom ernüchternden Ergebnis. In der Innsbrucker Olympiahalle verfiel das deutsche Team in alte Muster, leistete sich technische Fehler, wirkte zögerlich in der Abwehr und verunsichert im Angriff.

Niederlande gegen Deutschland - die Zusammenfassung

Sportschau, 01.12.2024 19:15 Uhr

Bangen um Lott und Leuchter im Rückraum

Bundestrainer Gaugisch ("Wir sind echt hart bestraft worden") musste sein Team am Montag mental wie auch gesundheitlich aufrichten. Viola Leuchter verpasste krankheitsbedingt den Auftakt gegen die Ukraine (30:17) und das Niederlande-Spiel, auch Annika Lott musste am Sonntag "angeschlagen" passen, sodass ein Platz auf der deutschen Bank leer blieb.

Der Einsatz der Rückraumspielerinnen ist auch gegen Island ungewiss, eine Entscheidung werde erst kurzfristig fallen, kündigte Gaugisch an. Als Ausrede mochte er die angespannte Personallage aber nicht gelten lassen, auch im Falle eines erneuten Ausfalls "haben wir genügend Qualität im Kader, um das aufzufangen".

DHB-Sportvortand Meckes: "Hauptrunde muss unser Anspruch sein"

Sportvorstand Ingo Meckes fordert von den deutschen Handballerinnen bei der Europameisterschaft den Einzug in die zweite Turnierphase. "Es ist für uns generell wichtig, in die Hauptrunde zu kommen. Das muss unser Anspruch sein. Das haben wir der Mannschaft auch mitgeteilt. Es geht darum, zu bestehen und nach Wien zu fahren", sagte Meckes vor dem Spiel gegen Island und sprach von einem "Charaktertest".